Trumps Bildungsministerium entzieht Lehr- und Pflegekräften den Status als „Fachkräfte“

Lehrkräfte aus Ann Arbor protestieren am 20. Mai 2024 vor der Pioneer High School in Michigan gegen die Sparpolitik [Photo: WSWS]

Das Bildungsministerium der Trump-Regierung hat durch Änderungen der Bundesvorschriften für Studienkredite die Pflege, den Lehrberuf, die Sozialarbeit und Dutzende anderer wichtiger Berufe effektiv als nicht-professionelle Bereiche neu klassifiziert. Dieser Schritt stellt junge Menschen, die diese Berufe ergreifen wollen, vor erhebliche finanzielle Hürden.

Die Herabsetzung des Status von Abschlüssen in Naturwissenschaften, Medizin und Pädagogik ist der jüngste Schritt im Krieg der Trump-Regierung gegen Wissenschaft und Kultur. An vorderster Front führen ihn US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., Trumps oberster Quacksalber, und US-Bildungsministerin Linda McMahon von der World Wrestling Federation, unterstützt von der gesamten Regierung. Diese Angriffe erinnern an die Gleichschaltung der Nazis, die Kultur und Bildung mit den Anforderungen des faschistischen Staates in Einklang bringen wollten.

Die Neuklassifizierung wurde Anfang November durch die Verhandlungssitzungen des RISE-Ausschusses (Reimagining and Improving Student Education) abgeschlossen. Sie beschränkt die Definition von „professionellen Studiengängen” auf nur elf Bereiche: Medizin, Pharmazie, Zahnmedizin, Optometrie, Rechtswissenschaften, Veterinärmedizin, Osteopathie, Podologie, Chiropraktik, Theologie und klinische Psychologie. Die Änderungen sollen am 1. Juli 2026 in Kraft treten.

Die Theologie ist in der Liste enthalten, während alle höheren Abschlüsse in der Krankenpflege (Master of Science in Nursing, Doctor of Nursing Practice), Lehramts- und Pädagogikabschlüsse, weitere medizinisches Assistenzberufe, Pflegeberufe, Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachpathologie, Audiologie, Sozialarbeit, öffentliche Gesundheit, Architektur und Beratung ausgeschlossen sind – Berufe, die Kinder erziehen und bilden, Kranke und ältere Menschen versorgen und wichtige soziale Dienste leisten.

Das Bildungsministerium stuft diese Bereiche herab – obwohl sie eine Zulassung, eine höhere Ausbildung, eine klinische Ausbildung bzw. eine direkte Praxis erfordern, also die exakte Definition eines Berufsausbildungsprogramms. Das Ziel ist es, Hunderttausende von Studierenden daran zu hindern, eine Graduiertenausbildung in diesen Fachbereichen zu absolvieren.

Nach der neuen Struktur für Studienkredite im Rahmen des One Big Beautiful Bill Act gelten für Studierende, die einen Abschluss anstreben, der nun als „nicht berufsqualifizierend” eingestuft wird, deutlich niedrigere Bundesdarlehensgrenzen: 20.500 Dollar pro Jahr mit einer lebenslangen Obergrenze von 100.000 Dollar, verglichen mit 50.000 Dollar pro Jahr und 200.000 Dollar lebenslang für die eng definierten „beruflichen” Programme. Ebenso schädlich ist, dass die Regierung das Grad PLUS-Darlehensprogramm abgeschafft hat, das es Graduierten zuvor ermöglichte, Darlehen für Ausgaben aufzunehmen bis zur Höhe der vollen Studienkosten, die nicht durch andere finanzielle Hilfen abgedeckt waren.

Für Krankenpflegestudierende sind die Auswirkungen unmittelbar und gravierend. Ein Master of Science in Nursing kostet durchschnittlich 15.030 bis 42.880 Dollar, während ein Doctor of Nursing Practice-Abschluss – unerlässlich für registrierte Krankenpflegekräfte mit erweiterter Praxis, die insbesondere in unterversorgten Gebieten die medizinische Grundversorgung sicherstellen – je nach Einrichtung und Art des Programms durchschnittlich zwischen 21.318 und 74.752 Dollar kostet. Viele Studiengänge, insbesondere diejenigen, die Krankenpflegekräfte zu Anästhesisten ausbilden, überschreiten Gesamtkosten von 100.000 Dollar.

Der One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) sieht außerdem eine „Einkommensprämie” vor, welche die Berechtigung für Bundeskredite an die Einkommensentwicklung der Absolventen knüpft – eine Hürde, die insbesondere für Lehramtsstudiengänge verheerende Auswirkungen haben wird.

Amerikanische Lehrkräfte sind nach jahrelangen Budgetkürzungen durch Demokraten wie Republikner mittlerweile so unterbezahlt, dass Lehrerausbildungsprogramme in erstaunlichen 60 bis 80 Prozent der Fälle den „Verdiensttest” nicht bestehen. Das bedeutet: Wenn die Absolventen eines Programms im Durchschnitt nicht mehr verdienen als die Vergleichsgruppe mit nur einem Highschool-Abschluss, besteht das Programm den „Verdienstbonus” oder den Medianverdiensttest für das jeweilige Jahr nicht. Im Jahr 2024 verdienen Lehrkräfte 26,8 Prozent weniger als vergleichbare Hochschulabsolventen.

Die Trump-Regierung nutzt nun den jahrzehntelangen Rückgang des Lebensstandards von Pädagogen – der von den Lehrergewerkschaften durchgesetzt wurde – als tödliche Waffe gegen das institutionelle Überleben der öffentlichen Bildung. Wenn angehende Lehrer keinen Anspruch auf staatliche Studienkredite haben, werden sie gezwungen, den Beruf zu wechseln oder auf eine höhere Ausbildung zu verzichten. Das klare Ziel ist es, den ohnehin schon gravierenden Mangel an Pädagogen noch zu verschärfen.

Der bestehende nationale Lehrermangel hat längst einen kritischen Punkt erreicht. Gleichzeitig kürzt die Trump-Regierung die Bundesmittel für die Lehrerausbildung um 600 Millionen Dollar. Andere dienstleistungsorientierte Bereiche mit niedrigen Einstiegsgehältern – wie psychische Gesundheit, Sozialarbeit und Kindererziehung – sind ebenfalls stark betroffen.

„Wie kann man sich konzentrieren, wenn man sich Sorgen um seine Schulden macht?“

Ein praktizierender Assistenzarzt aus Irvine, Kalifornien, sagte gegenüber der World Socialist Web Site: „Das wird mich stark beeinträchtigen. Viele meiner Freunde absolvieren gerade eine Ausbildung zur Pflegefachkraft [Nurse Practitioner] oder für Ergotherapie und stehen noch ganz am Anfang. Sie sind sich nicht sicher, ob sie das noch weitermachen wollen, weil ihre Familien sich das nicht leisten können und sie danach keine Schulden haben wollen.“

„Das ist nicht fair, denn wir investieren enorm viel in diese Ausbildung, weit über die Studiengebühren hinaus. Wir opfern unsere Zeit für Freiwilligenarbeit und Praktika. Ich erinnere mich, dass ich während der Ferien Freiwilligenarbeit leisten und Praktika absolvieren musste. Ich habe Mitleid mit den Leuten, die diese Arbeit bereits geleistet haben und jetzt nicht die gleiche Unterstützung bekommen wie ich.“

„In vielen Studiengängen darf man während des Studiums nicht arbeiten. Aber wie soll man dann Geld verdienen, um das Studium zu finanzieren und seinen Lebensunterhalt zu bestreiten? Wenn man sich wirklich auf das Studium konzentrieren soll, wie kann man das dann tun, wenn man sich ständig Sorgen um seine Schulden macht? Ich möchte meinen Beruf nicht wechseln. Aber ich weiß, dass viele meiner Freunde darüber nachdenken, weil sie wissen, dass es nur noch schwieriger werden wird.“

„Dieses Programm hat Menschen dabei geholfen, medizinische Fachkraft zu werden, weil sie finanzielle Unterstützung erhalten, um diese teuren Programme zu bezahlen. Es trägt auch dazu bei, das sozioökonomische Niveau der Menschen zu verbessern.“

Die Kreditbeschränkungen der Regierung kommen inmitten eines kritischen Mangels in den meisten dieser Berufe. Beispielsweise gibt es bis 2025 einen Mangel von etwa 295.800 examinierten Krankenpflegekräften, wobei Prognosen darauf hindeuten, dass der Mangel bis 2037 anhalten wird. In zehn US-Bundesstaaten, darunter North Carolina, Washington, Maryland, South Carolina und Michigan, wird bis 2037 mit einer Unterversorgung an Pflegekräften von über 17 Prozent gerechnet.

Ländliche und unterversorgte Gemeinden, die bereits jetzt mit dem Zugang zur Gesundheitsversorgung zu kämpfen haben, sind in unverhältnismäßig hohem Maße auf Krankenpflegekräfte, Assistenzärzte und examinierte Pflegekräfte mit erweiterter Praxis angewiesen – also genau die Fachkräfte, die nun von den höheren Kreditlimits ausgeschlossen sind. Laut dem WWAMI Rural Health Research Center kommen in ländlichen Nicht-Kernbezirken nur 55,2 Krankenpfleger auf 100.000 Einwohner, verglichen mit 69,5 in Ballungsräumen. Etwa 5 Prozent der ländlichen Bezirke haben überhaupt keine Hausärzte. Krankenpflegekräfte und Assistenzärzte leisten wichtige Grundversorgung in Regionen, in denen nur 11 Prozent der Ärzte praktizieren.

Der Lehrerberuf ist von einer ähnlichen Katastrophe betroffen. Mindestens 411.549 Lehrerstellen sind landesweit entweder unbesetzt oder werden von Lehrkräften besetzt, die für ihre Aufgaben nicht vollständig zertifiziert sind – das entspricht etwa einer von acht Lehrerstellen. Der akuteste Mangel besteht in der Sonderpädagogik (98 Prozent der Bezirke melden Schwierigkeiten bei der Einstellung), in den MINT-Fächern und in Schulen, die Gemeinden mit hoher Armutsquote versorgen. Das Learning Policy Institute berichtet, dass der Lehrermangel seit Beginn der Erfassung jedes Jahr zugenommen hat, wobei über 365.000 Stellen mit nicht-zertifizierten Lehrern besetzt sind und 45.582 Stellen völlig unbesetzt bleiben.

Durch die Einschränkung des Zugangs zu Darlehen für Hochschulabschlüsse nimmt die Regierung auch Lehrerausbilder, Schulverwalter, Berater, Sprachtherapeuten, Audiologen und Sonderpädagogik-Spezialisten ins Visier – Fachleute, auf die Schulen angewiesen sind und die höhere Abschlüsse benötigen.

Im Namen der herrschenden Oligarchie tat die Pressesprecherin des US-Bildungsministeriums, Ellen Keast, die Studierenden arrogant als „Panikmacher” ab, weil ihre „unbegrenzte Fahrt auf Kosten der Steuerzahler vorbei ist”. Tatsächlich wird die Finanzindustrie von den Änderungen profitieren und junge Menschen ausbeuten, die eine Ausbildung in diesen anspruchsvollen Bereichen anstreben und ein hohes Maß an persönlichem Einsatz einbringen.

Finanziell stark belastete Studierende, die sich für eine Fortsetzung ihrer Ausbildung entscheiden, werden infolge der Änderungen gezwungen, sich auf dem privaten Kreditmarkt hochverzinste Darlehen zu beschaffen, ohne dass sie Anspruch auf einen Schuldenerlass oder andere staatliche Schutzmaßnahmen haben. Private Kredite werden mit Zinssätzen zwischen 3,19 % und 17,95 % verzinst – deutlich höher als die Zinssätze für staatliche Kredite für Hochschulabsolventen von 7,94 %.

Die US-Kongressabgeordnete und Mitglied der Democratic Socialists of America (DSA) Alexandria Ocasio-Cortez verharmlost den Angriff als „eine Möglichkeit, Frauen stillschweigend aus beruflichen Karrieren zu verdrängen“ – denn sie lenkt davon ab, dass hier grundlegend die öffentliche Bildung zur Ware wird, die in erster Linie den Reichen zugänglich ist. Dies steht im Einklang mit der „Arbeitspartnerschaft”, die zwischen der DSA und der Trump-Regierung nach der Wahl von Mamdani zum Bürgermeister von New York City zustande gekommen ist.

Die direkten Folgen dieser Maßnahmen zur Entprofessionalisierung dieser Berufe sind absehbar: Hunderttausende Studierende werden aus dem höheren Bildungssystem gedrängt, der Arbeitskräftemangel in wichtigen Bereichen wird sich verschärfen und die Gesundheits- und Bildungswüste in den von Arbeitern bewohnten Stadtvierteln und Gegenden werden immer größer.

Das US-Bildungsministerium wird voraussichtlich im Januar 2026 die 30-tägige Frist für öffentliche Stellungnahmen ansetzen, bevor die endgültige Vorschrift am 1. Juli 2026 in Kraft tritt.

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