Ananda Daulagala (1948–2025), langjähriger trotzkistischer Führer in Sri Lanka

Genosse Ananda „Daule“ Daulagala [Photo: WSWS]

Die Socialist Equality Party (SEP), sri-lankische Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI), trauert um ihren Genossen Ananda Daulagala. Der trotzkistische Führer Daulagala ist am 13. August im Alter von 77 Jahren verstorben. Er hinterlässt seine Frau Sriyani, seine Tochter Viduranga, die zwei Söhne Samantha und Asanka und acht Enkelkinder.

Daulagala widmete mehr als vier Jahrzehnte seines Lebens dem Kampf für die trotzkistischen Prinzipien des internationalen Sozialismus, bis eine langwierige Krankheit seine Arbeit einschränkte. An seiner Beerdigung, die am 14. August auf dem Mahaiyawa-Friedhof in Kandy stattfand, nahmen hunderte Familienangehörige, Genossen und Freunde teil.

Daulagala wurde am 22. Januar 1948 in Ukuwela, im Distrikt der Zentralprovinz Matale, geboren. Er war das zweite von sechs Kindern. Sein Vater war Schulleiter und seine Mutter Hausfrau. Er besuchte das St. Thomas College in Matale, wo er sowohl akademisch als auch sportlich hervorragende Leistungen erbrachte. In Karate hatte er den schwarzen Gürtel. Wie seine Frau Sriyani berichtet, war er auch ein guter Schwimmer und hat mindestens zehn Menschen vor dem Ertrinken gerettet. 1969 schloss er sein Studium an der Universität von Peradeniya mit dem Bachelor of Arts in Geografie, Wirtschaft und singhalesischer Sprache ab.

Die Revolutionary Communist League (RCL), Vorgängerorganisation der SEP, war zu dieser Zeit an der Universität von Peradeniya stark vertreten. Daulagala unterstützte als Student die Virodaya-Gruppe, die 1968 zur Gründung der RCL führte. Obwohl er noch nicht politisch aktiv war, hegte er große Achtung für das Programm des Trotzkismus und verteidigte Mitglieder der Virodaya-Gruppe gegen körperliche Angriffe von Schlägern der Janatha Vimukthi Peramuna (JVP). In den darauffolgenden zehn Jahren vertiefte er sich in marxistische Literatur und wurde regelmäßiger Leser der singhalesischsprachigen Zeitung der RCL, Kamkaru Puwath (Arbeiter-Nachrichten), die später in Kamkaru Mawatha (Arbeiterweg) umbenannt wurde.

Der Wendepunkt in Daulagalas politischem Leben kam nach dem Generalstreik von 1980. Dieser richtete sich gegen die Regierung der United National Party (UNP), die ihre Notstandsbefugnisse nutzte, um 100.000 streikende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu entlassen. Daulagala arbeitete damals als Genossenschaftsinspektor, und er verstand die Bedeutung des RCL–Aufrufs, den Streik in einen politischen Kampf gegen die Regierung auf der Grundlage eines sozialistischen Programms umzuwandeln. Während die Gewerkschaften, die oppositionellen Parteien und die radikalen Gruppen den Streik unbedingt „unpolitisch“ führen wollten und sich weigerten, Präsident J.R. Jayawardene entgegenzutreten, unterstützte Daulagala die Position der RCL.

Überzeugt vom Programm der RCL, entschloss sich Daulagala auf der Stelle, der Partei beizutreten, und engagierte sich in deren Ortsgruppe in Kandy, wo er später viele Jahre als Sekretär tätig war. Trotz enormer wirtschaftlicher Schwierigkeiten seit 1980, als er wegen seiner Teilnahme an einem Streik entlassen wurde, stand er unerschütterlich zum Aufbau der revolutionären Partei.

In dieser Zeit ging die UNP-Regierung hart gegen Arbeiter vor und schürte anti-tamilischen Chauvinismus, um die Arbeiterklasse zu spalten und zu schwächen. Dies führte schließlich zum Krieg gegen die separatistischen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE). Im Rahmen der RCL–Kampagne nahmen Daulagala und seine Genossen mutig Stellung gegen diesen rassistischen Krieg.

Daulagala führte die Genossen in Kandy in den umfangreichen, regelmäßigen Kampagnen an, die von den singhalesischen und tamilischen Zeitungen der RCL – Kamkaru Mawatha und Tholilalar Pathai – politisch angeleitet wurden. In den Gebieten Mahaiyyawa, Heerassagala und Hanthana wurde er weitherum unter Arbeitern, armen Landbewohnern und kleinen Geschäftstreibenden als „Kamkaru Mawatha-Genosse“ bekannt.

An der Peradeniya-Universität organisierte er regelmäßig Kampagnen und Diskussionsveranstaltungen mit Studierenden, Dozenten und nicht-akademischen Mitarbeitern, was Mitte 1987 zur Gründung einer Ortsgruppe der Young Socialists (YS), der damaligen Jugendorganisation der RCL, auf dem Campus beitrug. Unter den Studierenden, die Daulagala politisch beeinflusste und ausbildete, befand sich auch der heutige SEP-Generalsekretär Deepal Jayasekara. Dieser erinnert sich gerne an die vielen theoretischen und politischen Diskussionen, die Daulagala mit ihm führte, und die ihn inspirierten, der RCL beizutreten.

Ananda Daulagala als Spitzenkandidat der SEP im Jahr 2012 [Photo: WSWS]

Daulagala betonte immer wieder, dass die Arbeiterklasse die entscheidende revolutionäre Kraft in der kapitalistischen Gesellschaft ist, und dass sich die Studierenden im Kampf gegen die Herrschaft der Bourgeoisie der Arbeiterklasse zuwenden müssen. Selbst diejenigen, die mit der trotzkistischen Perspektive nicht einverstanden waren, erkannten die Ernsthaftigkeit seiner Botschaft. Scharf ging er mit denen ins Gericht, die als Akademiker verlogene Bekenntnisse zum Marxismus ablegten, und prangerte ihre Feigheit an.

Genossen erinnern sich gut an Daulagalas Diskussionsbeiträge und heben seine präzise marxistische Analyse hervor. Während der Wahlkampagnen betonte er öfters, dass es nicht nur darum gehe, viele Zeitungen zu verkaufen, sondern den Arbeitern und Jugendlichen geduldig das Programm und die Perspektive der Partei und die internationale politische Lage zu erklären, selbst wenn dies auf Ablehnung stoße. Oft zitierte er Lenins Beschreibung der Zeitung Iskra, die „nicht nur ein kollektiver Propagandist und ein kollektiver Agitator, sondern auch ein kollektiver Organisator“ sein müsse, um die wichtige Rolle der Parteipresse zu unterstreichen. Daulagala forderte junge Genossen auf, Englisch zu lernen, marxistische Literatur zu lesen und sich mit dem Bulletin der Workers League, der Vorgängerorganisation der SEP in den Vereinigten Staaten, auseinanderzusetzen.

Mehrfach wurde Daulagala wegen seiner prinzipiellen Haltung politisch verfolgt. Im Jahr 1984 wurde er verhaftet und 24 Tage lang inhaftiert, als die RCL gegen das „Weißbuch“ der UNP zur Privatisierung des Bildungswesens kämpfte. Unter falschen Anschuldigungen wurde er aus dem Ministerium für Genossenschaften entlassen. Aufgrund einer Kampagne der RCL gegen diese Hexenjagd war die Regierung schließlich gezwungen, ihn wieder einzustellen.

Daulagalas politisches Engagement vertiefte sich nach der Spaltung des IKVI von 1985/86 von der Workers Revolutionary Party, ihrer ehemaligen britischen Sektion, die bereits seit längerem degeneriert war. Eingebunden in die intensive theoretische und politische Arbeit der RCL verfolgte Daulagala aufmerksam die politische Entwicklung. Gemeinsam mit seinen Genossen setzte er sich dafür ein, die Partei in der Arbeiterklasse, unter Jugendlichen und in der armen Landbevölkerung zu verwurzeln.

Die UNP-Regierung befand sich inmitten des andauernden Bürgerkriegs gegen die LTTE in einer schweren Krise. Im Juli 1987 bat Präsident Jayawardene den indischen Premierminister Rajiv Gandhi um Hilfe, was zum Indo-Lanka-Pakt führte, der die Unterstützung des US-Imperialismus und des stalinistischen Regimes in der Sowjetunion genoss. Zehntausende sogenannte indische Friedenstruppen wurden im Norden und Osten Sri Lankas stationiert, um die LTTE zu entwaffnen und den tamilischen Widerstand zu unterdrücken. Sri-lankische Truppen wurden in den Süden verlegt, um die wachsende soziale Unruhe zu bekämpfen, da die ländliche Jugend sich gegen die Sparmaßnahmen der Regierung auflehnte.

Die RCL lehnte das Abkommen aus proletarisch-internationalistischer Sicht ab, und sie rief zur Einheit der Arbeiterklasse in Sri Lanka und Indien gegen die militärische Intervention auf. Eine wichtige IKVI–Erklärung mit dem Titel „Die Lage in Sri Lanka und die politischen Aufgaben der Revolutionary Communist League“ forderte die Gründung der Vereinigten Sozialistischen Staaten von Sri Lanka und Tamil Eelam. Darin wurde kategorisch betont, dass die demokratischen Rechte der Tamilen nur durch einen vereinten Kampf der Arbeiterklasse für den Sozialismus verwirklicht werden können.

Die JVP startete eine reaktionäre nationalistische Kampagne gegen das indo-lankische Abkommen, die auf singhalesischem Chauvinismus beruhte. Sie brandmarkte das Abkommen als Bedrohung für die „territoriale Integrität“ der Nation, ignorierte jedoch die Unterdrückung durch die UNP-Regierung und die indischen Friedenstruppen. Die JVP lehnte jegliche noch so begrenzte Dezentralisierung der Macht zugunsten der tamilischen Minderheit ab und startete einen gewaltsamen Aufstand zur Verteidigung des kapitalistischen Einheitsstaates.

Ende 1987 drohten JVP-Schläger den Mitgliedern der YS an der Peradeniya-Universität mit dem Tode. Sie forderten sie auf, ihre politischen Aktivitäten auf dem Campus einzustellen. In dem mutigen Widerstand der RCL/YS und der Verteidigung ihrer bedrohten YS-Genossen spielte Daulagala eine wichtige Rolle. Er führte in seinem Haus Gespräche mit YS-Mitgliedern, um sie politisch zu stärken und auf die Kampagne vorzubereiten, die die JVP schließlich erfolgreich zum Rückzug zwang.

Die faschistischen Schlägertrupps der JVP waren weit verbreitet. Sie sabotierten die Arbeiterkämpfe und den massenhaften Widerstand und kanalisierten die Unzufriedenheit in eine chauvinistische, Indien-feindliche Richtung, die letztlich sowohl dem Imperialismus als auch der Bourgeoisie Sri Lankas nützte. JVP-Schlägertrupps ermordeten Hunderte von Arbeitern, Jugendlichen und armen Landbewohnern, darunter Gewerkschafter und politische Gegner, die sich geweigert hatten, ihre Kampagne zu unterstützen. Dabei handelte die  JVP im Einklang mit der mörderischen Polizeikampagne der UNP-Regierung zur Unterdrückung von Arbeitern, Jugendlichen und armen Landbewohnern.

JVP-Schläger erschossen drei RCL-Mitglieder: R.A. Pitawela in Welimada am 12. November 1988, P.H. Gunapala in Peradeniya am 23. Dezember 1988 und Gretian Geekiyanage in Chilaw am 23. Juni 1989.

Trauerzug für Ananda Daulagala am 14. August 2025 [Photo: WSWS]

Trotz der schweren Bedrohung sowohl seitens des Staates als auch der faschistischen JVP–Kräfte führte Daulagala den Ortsverband Kandy mutig an. Sein Haus diente als Zufluchtsort für junge Parteimitglieder. Er organisierte die Teilnahme der RCL an der Beerdigung von P.H. Gunapala, einem nicht-akademischen Mitarbeiter der Universität Peradeniya, den die JVP ermordet hatte, weil er ihren Befehlen trotzte. Daulagala spielte eine führende Rolle in der RCL–Kampagne für eine Einheitsfront der Arbeiterparteien und -Organisationen gegen die mörderischen Aktivitäten sowohl der JVP als auch der UNP-Regierung.

Daulagala, der fließend Englisch sprach, leitete das Übersetzungskomitee der Partei, bis ihn seine Krankheit daran hinderte. Nach der Gründung der World Socialist Web Site (WSWS) im Jahr 1998 übersetzte er Hunderte, wenn nicht Tausende von Artikeln ins Singhalesische, darunter wichtige Dokumente. Er war sehr frustriert, als er aufgrund seiner chronischen Erkrankung kaum noch seine Hände und Finger bewegen konnte. Dennoch bat er seine Frau Sriyani, ihm bis zu seinen letzten Tagen WSWS–Artikel vorzulesen.

Daulagala und Sriyani, seine Frau [Photo: WSWS]

Sriyani hat berichtet, dass Daulagala, der seine Zuneigung selten zeigte, ein sehr liebevoller Mensch war. „In seiner rauen Schale steckte ein sanfter und sehr liebenswerter Mensch“, sagte sie. Sie erinnert sich gerne an sein Lieblingslied über die ewige Liebe des singalesischen Künstlers W.D. Amaradeva, das er ihr oft vorsummte und von dem er sagte, es sei für sie geschrieben und gesungen worden.

Daulagalas Tochter Viduranga sagte bei der Beerdigung, dass seine Kinder ihren Vater, den sie als „eine große Persönlichkeit“ bezeichnete, sehr vermissten. Pani Wijesiriwardena, Mitglied des Politischen Komitees der SEP, erwähnte bei der Gedenkfeier ein Gespräch mit Viduranga, in dem sie ihren Vater als engagierten Parteikämpfer beschrieben hatte, der sein Leben nicht nur seinen eigenen Kindern, sondern der Zukunft aller Kinder gewidmet habe.

Die Socialist Equality Party würdigt diesen langjährigen trotzkistischen Revolutionär.

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