Perspektive

19-Jähriger in Kalifornien von Industrie-Fleischwolf zerquetscht: Für Sicherheit am Arbeitsplatz durch Arbeiterkontrolle!

In dieser Fabrik in der kalifornischen Kleinstadt Vernon werden Tiefkühl-Burritos hergestellt

In der Fabrik von Tina’s Burritos im kalifornischen Vernon kam am 13. Juli 2025 ein 19-Jähriger ums Leben. Er ist das jüngste Opfer der mörderischen Arbeitsbedingungen in vielen Fabriken Amerikas.

Der junge Mann, dessen Name nicht bekannt ist, wurde bei Reinigungsarbeiten in einen industriellen Fleischwolf hineingezogen. Seine Kollegen hörten ihn schreien, schafften es aber nicht, die Maschine rechtzeitig anzuhalten und ihn zu retten. Als die Rettungskräfte im Werk des Tiefkühlkostherstellers eintrafen, war der Teenager bereits tot.

Die Polizei von Vernon stufte den Vorfall sofort als „Arbeitsunfall“ ein. Die Umstände legen aber nahe, dass es sich um sozialen Mord, genauer um fahrlässige Tötung aus Profitgier handelt.

Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) verurteilt dieses Verbrechen und ruft alle Arbeiter auf, aktiv zu werden. Notwendig sind eigene Ermittlungen zum vermeidbaren Tod dieses jungen Mannes. Wir müssen fordern, dass die Verantwortlichen sofort zur Rechenschaft gezogen werden. Arbeiter müssen vor Ort aktiv werden, um Sicherheitsmaßnahmen durchzusetzen. Es darf keine weiteren solchen Unfälle mehr geben.

Allison Rose, die Mutter eines Arbeiters, der 2022 in einem Fleischverpackungsbetrieb der Firma Tyson ums Leben kam, schrieb in einem offenen Brief: „Die gleiche Gier der Unternehmen, die gleiche Missachtung menschlichen Lebens, zieht sich durch alle Werke, alle Staaten und alle Branchen. Deshalb müssen wir, die Arbeiter und die betroffenen Familien, zusammenstehen.“

Im Werk in Vernon waren die standardmäßigen Lockout/Tagout-Verfahren (LOTO), mit denen Maschinen bei Wartungs- und Reinigungsarbeiten von der Energieversorgung getrennt werden, damit sie nicht unbeabsichtigt anspringen können, entweder nicht befolgt oder absichtlich umgangen worden. Wenn diese elementaren Schutzmaßnahmen eingehalten würden, wären tödliche Unfälle wie jetzt bei Tina’s Burritos ausgeschlossen.

Inzwischen mehren sich die Hinweise, dass die Missachtung der LOTO-Vorschriften auch maßgeblich zum Tod von Ronald Adams beitrug, der am 7. April 2025 im Motorenwerk von Stellantis in Dundee (Michigan) starb. Aufgedeckt wurde dies durch eine Untersuchung, die von der Belegschaft gegen den Willen der Unternehmensleitung, der Arbeitsschutzbehörde und der Gewerkschaftsbürokratie der United Auto Workers (UAW) durchgeführt wurde. Die UAW ist über sogenannte gemeinsame „Sicherheitsausschüsse“ von Arbeitgebern und Arbeitnehmern direkt an der Vertuschung beteiligt.

Adams, ein 63-jähriger Mechaniker, hatte in einer umhausten Roboterzelle Wartungsarbeiten durchgeführt, als sich plötzlich ein Deckenkran in Bewegung setzte und ihn zu Tode quetschte. Nach Angaben seiner Kollegen gab die Unternehmensleitung mit dem Segen der United Auto Workers „Schummelcodes“ heraus, mit denen die Abschaltung umgangen werden konnte, und setzte die Wartungssicherungsvorschriften nicht um.

Die Arbeitsschutzgesetze nach der Norm „Control of Hazardous Energy“ von 1989 werden zunehmend missachtet. Die Arbeitsschutzbehörde (OSHA) hat im vergangenen Jahr 2.443 Verwarnungen wegen LOTO-Verstößen ausgesprochen. Das normgerechte Verfahren zählt seit mehr als zehn Jahren zu den zehn Arbeitsschutzvorschriften, gegen die am häufigsten verstoßen wird.

Die Dunkelziffer dürfte allerdings weit höher liegen. Da die OSHA nicht über genügend Inspektoren und Mittel verfügt, würde sie 185 Jahre brauchen, um jeden Arbeitsplatz in den USA einmal zu inspizieren. Trumps Haushaltskürzungen werden dazu führen, dass sich die OSHA-Inspektionen in diesem Haushaltsjahr um 30 % verringern. Damit würden 226 Jahre benötigt, um jeden Arbeitsplatz zu prüfen.

Das Weiße Haus hat einen ehemaligen Manager von UPS und Amazon mit der Leitung der Behörde betraut und deren Auftrag de facto geändert. Es geht jetzt nicht mehr um die Durchsetzung des Arbeitsschutzes, sondern um die Abschaffung aller Vorschriften, die dem Profitstreben im Wege stehen. Dies stößt bei der Demokratischen Partei auf keinen wirklichen Widerstand. Die Demokraten führen in den von ihnen regierten Bundesstaaten und Kommunen selbst massive Kürzungen durch.

Die Aushöhlung der Arbeitssicherheit ist das Ergebnis einer sozialen Konterrevolution, die seit mehr als vierzig Jahren anhält und darauf abzielt, alle Errungenschaften, die die Arbeiter im vorigen Jahrhundert erkämpft haben, wieder rückgängig zu machen. Tag für Tag sterben in den Vereinigten Staaten mindestens 385 Arbeiterinnen und Arbeiter an den Folgen von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten – nach Angaben des Gewerkschaftsdachverbands AFL-CIO mehr als 140.000 pro Jahr.

Einige der schlimmsten Vorfälle der letzten Zeit sind:

Hinzu kommen Tausende, die sich während der Pandemie am Arbeitsplatz mit Covid-19 infiziert haben, weil sie gezwungen waren, ohne Infektionsschutz zu arbeiten.

Der jüngste Todesfall bei Tina’s Burritos erinnert an eine Szene aus Upton Sinclairs Roman Der Dschungel, der in den Schlachthöfen von Chicago spielt. In dem 1905 erschienenen Werk heißt es:

… was die anderen Männer betraf, die in Tankräumen voller Dampf arbeiteten und in denen es in einigen Fällen offene Bottiche in Bodennähe gab, so bestand ihr besonderes Problem darin, dass sie in die Bottiche fielen; und wenn sie herausgefischt wurden, war nie genug von ihnen übrig, um ausstellungswürdig zu sein, ‒ manchmal wurden sie tagelang übersehen, bis alles bis auf die Knochen von ihnen als Durham’s Pure Leaf Lard in die Welt hinausgegangen war![1]

Sinclairs Buch, das auf umfangreichen Recherchen beruhte, löste einen Skandal aus, der zu einigen der ersten staatlichen Arbeitsschutzmaßnahmen führte. Diese Maßnahmen wurden in den letzten fünfzig Jahren systematisch untergraben und abgeschafft.

Das stille Sterben in den Fabriken muss aufhören! Die einzige Kraft, die weitere solche Tragödien verhindern kann, ist die organisierte Macht der Arbeiterklasse.

Die internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees ruft dazu auf, in allen Fabriken, Logistikzentren und Industrieanlagen in den USA und weltweit Aktionskomitees zu bilden. Diese Komitees müssen von den Arbeitern selbst demokratisch geleitet werden, unabhängig von den korporatistischen Gewerkschaften sein und sich für die Verteidigung des Lebens und der Interessen der Arbeiterklasse einsetzen.

Die Aktionskomitees werden sich Folgendes vornehmen:

  • gefährliche Arbeitsbedingungen feststellen und bekannt machen,
  • kollektive Maßnahmen organisieren, um die Produktion zu stoppen, wenn Arbeiter in Gefahr sind,
  • strenge Sicherheitsnormen durchsetzen, einschließlich Lockout/Tagout-Vorschriften,
  • zugewanderte und junge Beschäftigte vor Drohungen, Vergeltungsmaßnahmen und Ausbeutung schützen,
  • Kinderarbeit unterbinden und alle Arbeiter vor gefährlichen Bedingungen schützen.

Eine solche Bewegung kann nur in einem Aufstand gegen die unternehmensfreundliche Gewerkschaftsbürokratie aufgebaut werden. Die Bürokratie setzt gemeinsam mit dem Management mit allen Tricks unsichere Bedingungen durch, unterdrückt wichtige Informationen und verhindert jede Gegenwehr. In jedem Tarifvertrag akzeptiert sie ausdrücklich das „Recht“ der Unternehmensleitung, die Produktion so zu organisieren, wie es ihr passt – egal, wie viele Menschen sterben.

Die Arbeiter müssen dieses „Recht“ ablehnen, da es mit ihrem Recht auf Leben unvereinbar ist.

Um diesen Widerstand praktisch umzusetzen, muss die Macht der Arbeiterklasse – unabhängig von den etablierten Parteien und den gewerkschaftlichen Lakaien des Managements – im Kampf für Arbeiterkontrolle mobilisiert werden. Die großen Industrien müssen in öffentliches Eigentum überführt und von den Arbeitern selbst betrieben werden, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen und nicht um Milliardäre zu bereichern. Die Diktatur der Konzerne muss durch demokratische Arbeiterkontrolle ersetzt werden. Das System, das Teenager im Fleischwolf sterben lässt und dann die Beweise vertuscht, gehört abgeschafft.

Nur so können wir dem ständigen Kreislauf von Tod, Verletzung und Ausbeutung ein Ende setzen – und eine Zukunft für die nächste Generation sichern.

Wir rufen alle Arbeiter auf, die WSWS über unsichere Bedingungen an ihren Arbeitsplätzen zu informieren. Verwendet dazu das unten stehende Formular. Alle Zuschriften werden anonym behandelt.

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