USA: 19-Jähriger bei Reinigung eines Industrie-Fleischwolfs getötet

In dieser Fabrik in der kalifornischen Kleinstadt Vernon werden Tiefkühl-Burritos hergestellt

Am Sonntag, den 13. Juli, wurde ein 19-jähriger Arbeiter bei einem schrecklichen Arbeitsunfall in einer Fabrik für Tiefkühlgerichte von Tina’s Burritos in der kalifornischen Stadt Vernon nahe Los Angeles getötet. Der Jugendliche, dessen Name noch nicht bekanntgegeben wurde, war Arbeiter in einer Reinigungskolonne, die nach Arbeitsschluss der letzten Schicht die Maschinen in dem Werk säuberte.

Laut ersten Berichten war der junge Mann dabei, einen großen Fleischwolf zu reinigen und ihn für den Betrieb am nächsten Tag vorzubereiten, als sich die Maschine plötzlich einschaltete. Seine Kollegen hörten seine Schreie, doch konnten sie die Maschine nicht abstellen oder ihn herausziehen, sodass er zu Tode gequetscht wurde.

Als die Rettungskräfte am Unfallort ankamen, war der Jugendliche bereits tot. Der Anblick war grauenhaft und traumatisierend, vor dem Betrieb versammelten sich sichtlich erschütterte Arbeiter. Tina’s Burritos, eine Billig-Tiefkühlmarke, deren Produkte mit dem Slogan „Made in California“ vermarktet werden, hat sich noch nicht öffentlich zum Tod ihres Beschäftigten geäußert.

Die Polizei von Vernon stufte den Tod sofort als Betriebsunfall ein – noch bevor die Arbeitsschutzbehörde von Kalifornien (Cal/OSHA) eine formelle Untersuchung auch nur begonnen hat.

Es gibt eine Menge offene Fragen, wie und warum dieser junge Arbeiter starb. Seinen Tod als „Unfall“ zu bezeichnen, wäre jedoch bloß eine Vertuschung der brutalen Realität in Amerikas Fabriken und Betrieben. Vielmehr war er die völlig vermeidbare und vorhersehbare Folge eines profitorientierten Systems, das Arbeiter als entbehrlich betrachtet.

In einer Gesellschaft, in der grundlegende Sicherheitsstandards eingehalten werden, wäre es physisch unmöglich, dass gefährliche Maschinen weiter in Betrieb bleiben, während sie von Arbeitern gereinigt oder gewartet werden. Doch die standardmäßigen Lockout/Tagout-Verfahren (LOTO), die sicherstellen sollen, dass Industriemaschinen sicher abgeschaltet werden und sich nicht während der Wartung einschalten können, werden von den Unternehmen regelmäßig ignoriert.

Die anhaltende Untersuchung des Todes des Stellantis-Arbeiters Ronald Adams Sr. durch die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) hat bereits aufgedeckt, dass es im ganzen Land ständig zu solchen Verstößen kommt. Arbeiter reinigen, reparieren und warten regelmäßig gefährliche Maschinen ohne Schutzmaßnahmen und riskieren dabei in jeder einzelnen Schicht ihr Leben. In den großen Städten der USA kommt es stündlich zu Verstößen gegen LOTO-Verfahren. Daher kann man kaum von vereinzelten Tragödien oder Unfällen sprechen, sondern eher von systemisch verursachten Verbrechen.

Dass ein Teenager eine geschlossene Industriemaschine reinigen sollte, ohne dass dabei grundlegendste Schutzmaßnahmen getroffen wurden, ist eine vernichtende Anklage gegen die Bedingungen, mit denen Millionen von Arbeitern, vor allem die jüngsten und am meisten gefährdeten, konfrontiert sind. Diese grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen sind seit Jahrzehnten bekannt. Dass sie nicht vorhanden waren, deutet darauf hin, dass Kostensenkung Priorität vor dem Schutz von Menschenleben hatte. Dass es keine Notausschalter, angemessene LOTO-Systeme oder grundlegende operative Aufsicht gab, zeigt nicht nur die Nachlässigkeit des Managements, sondern dass das ganze Wirtschaftssystem auf der kriminellen Missachtung des Lebens von Arbeitern beruht.

Der Fall bei Tina’s Burritos erinnert an die Explosion einer Feuerwerksfabrik in Esparto Anfang Juli, bei der sieben überwiegend junge und besonders schlecht bezahlte Arbeiter getötet wurden. Beide Fälle ereigneten sich in Kalifornien, das trotz seines immensen Reichtums und seiner Ressourcen bei den tödlichen Arbeitsunfällen unter den US-Bundesstaaten nach Texas auf Platz Zwei liegt.

Die Rolle der Demokratischen Partei in Kalifornien muss in aller Deutlichkeit aufgezeigt werden. Gouverneur Gavin Newsom und die Demokraten inszenieren sich als Verteidiger der „Arbeiterfamilien“, doch in Wirklichkeit zeigen die vergangenen Jahre und Jahrzehnte, dass sie Komplizen der Wirtschafts- und Finanzoligarchie sind. Kalifornien ist die Heimat einiger der reichsten Personen und Konzerne der Welt und gleichzeitig gehört es weiterhin zu den Bundesstaaten mit den gefährlichsten Arbeitsplätzen. Das politische Establishment des Bundesstaates hat zugelassen, dass es immer mehr unsichere Arbeitsplätze gibt, während die Regulierungsbehörden verschwinden und Vorschriften nicht durchgesetzt werden – alles im Interesse der Wirtschaft.

Dass das Opfer erst neunzehn Jahre alt war, ist kein Zufall. Der amerikanische Kapitalismus betrachtet die Arbeiterjugend zunehmend als Kanonenfutter. Egal ob sie in imperialistischen Kriegen im Ausland sterben oder in Fleischwölfen und Lagerhallen zuhause zerquetscht werden: Ihr Leben gilt der herrschenden Klasse nichts. Die herrschende Elite hat der Jugend keine andere Zukunftsperspektive als Schulden, Sklaverei, Ausbeutung und Tod zu bieten.

Der Todesfall in Vernon muss im Kontext der umfassenden Angriffe auf die Sicherheit am Arbeitsplatz, vor allem durch die Trump-Regierung, betrachtet werden. Alle seit Januar eingeführten Maßnahmen zielten darauf ab, die ohnehin schwachen Vorschriften zu beseitigen und es Arbeitgebern zu ermöglichen, ungestraft Kosten zu senken, die Arbeitsbelastung zu erhöhen und Gefahren zu ignorieren.

Nur wenige Wochen nach ihrer Amtsübernahme fror die Trump-Regierung alle Ausgaben für die Regulierungen der OSHA ein, darunter wichtige Standards für hitzebedingte Gesundheitsschäden und Notfallvorschriften. Dann folgte ein katastrophaler Schlag gegen das National Institute of Occupational Safety and Health (NIOSH). Das Personal der Behörde wurde um mehr als 90 Prozent von 1.400 auf weniger als 150 gekürzt und das Budget um 80 Prozent verringert.

Trump veröffentlichte Dekrete, laut denen Bundesbehörden für jede neue Regelung zehn Regeln abschaffen müssen. Damit wurde ein Umfeld geschaffen, in dem allein die Vorstellung, Arbeiter zu schützen, als bürokratische Belästigung gilt. Die Regeln der OSHA werden praktisch nicht mehr durchgesetzt, die Zahl ihrer Inspektoren ist so niedrig wie noch nie in ihrer Geschichte und die Durchsetzung von Regeln wurde durch so genannte „Hilfe bei der Einhaltung“ ersetzt.

Sogar die General Duty Clause, die Arbeitgeber dazu verpflichtet, bekannte Gefahren in ihren Betrieben zu beseitigen, wurde faktisch für nichtig erklärt.

In einem weiteren Akt des Klassenkriegs schaffte Trump die Arbeitsschutzbehörde Chemical Safety and Hazard Investigation Board ab, sodass künftige Katastrophen wie Explosionen, Austritte von giftigen Substanzen oder Todesfälle an Maschinen weder untersucht noch bestraft werden können.

Gleichzeitig hat die Regierung eine Kampagne mit dem Ziel ins Leben gerufen, Kinderarbeit zu normalisieren und auszuweiten. Republikanisch regierte Bundesstaaten wurden durch Trumps Rückkehr an die Macht dazu ermutigt, das gesetzliche Verbot von Kinderarbeit aufzuweichen und die Beschäftigung von Minderjährigen in gefährlichen Industrien zu normalisieren. Das Ziel ist es, junge Arbeiter schon früh auf ein Leben in brutaler Ausbeutung vorzubereiten. Der Tod einer neunzehnjährigen Reinigungskraft in einem Fleischverarbeitungsbetrieb ist kein Zufall, sondern ein Vorgeschmack auf das, was ihnen in diesem System bevorsteht.

Auch die bundesstaatliche Regulierungsbehörde von Kalifornien, die Cal/OSHA, wurde ausgehöhlt. In vielen Betrieben mit hoher Gefahrenlage oder niedrigem Profil werden jahrelang keine Inspektionen durchgeführt, sofern es keine formellen Beschwerden oder ernsthafte Unfälle gibt. Damit steigt das Risiko vermeidbarer Verletzungen. Lücken bei der proaktiven Identifizierung von Gefahren wurden vor allem in sich rapide entwickelnden Industrien, kleineren Firmen und Sektoren mit hohem Anteil von Immigranten oder befristeten Arbeitskräften in der Belegschaft gemeldet. Diese Gruppen zögern möglicherweise, Beschwerden einzureichen.

Ein ehemaliger Beamter der Cal/OSHA erklärte, die Behörde sei „kastriert“ und bewusst ihrer Macht beraubt worden. Ehemalige Vorstände von Ölkonzernen bekleiden mittlerweile führende Positionen in der Behörde und regulieren die Industrien, in denen sie zuvor ihre Profite gemacht haben. Die Direktoren der Cal/OSHA haben Inspektoren angewiesen, keine Meldungen wegen vorsätzlicher Verstöße und keine Geldstrafen über 100.000 Dollar zu verhängen, „solange keine Toten oder Leichenteile herumliegen“.

Zudem findet eine unablässige Einschüchterungskampagne statt, um Arbeiter daran zu hindern, diese Bedingungen zu enthüllen. Im Fall von Ronald Adams wurden mehrere Arbeiter bedroht und angewiesen, „die Klappe zu halten“.

Das ist kein Einzelfall. Salima Jandali aus Colorado, eine Arbeiterin bei JBS USA, dem weltweit größten Fleischverarbeitungsunternehmen, berichtete, das Management habe sie unter Druck gesetzt, Sicherheitsaufzeichnungen zu fälschen. Sie erklärte weiter, Arbeiter würden „regelmäßig Finger und Gliedmaßen“ verlieren, weil sie schlecht ausgebildet sind und die Maschinen vorsätzlich vernachlässigt werden.

Dieses Schweigekomplott wird besonders gegen Immigranten durchgesetzt, die zu den am stärksten ausgebeuteten und schwächsten Gruppen von Arbeitern gehören. Sie werden in den gefährlichsten Positionen eingesetzt und mit Abschiebung oder Entlassung bedroht, wenn sie den Mund aufmachen.

Bei Tina’s Burritos gibt es keine Gewerkschaft, doch wenn es eine gäbe, hätte sich am Ergebnis nichts grundlegend geändert. Die AFL-CIO und die mit ihr verbündeten Gewerkschaften sind zu Werkzeugen der Konzernmanagements geworden; sie beschützen die Arbeiter nicht, sondern unterdrücken Kämpfe und verteidigen Profite.

Der Präsident der United Auto Workers Shawn Fain und der UAW-Apparat reagierten auf den Tod des Stellantis-Arbeiters Ronald Adams, indem sie mit dem Management zusammenarbeiteten, um ihre gemeinsame Verantwortung für die tödlichen Bedingungen in dem Werk zu vertuschen. Erst die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) hat eine unabhängige Untersuchung durch die Arbeiter selbst ins Leben gerufen.

Die Gewerkschaft United Food and Commercial Workers (UFCW) repräsentiert vorgeblich die Arbeiter des JBS-Fleischverarbeitungsbetriebs in Greeley (Colorado), in dem Arbeiter regelmäßig Gliedmaßen verlieren und anderweitig verletzt werden. Die Gewerkschaftsbürokratien – egal ob bei der UAW, den Teamsters, der UFCW oder anderswo – dienen den Konzernen und dem Staat. Sie werden keinen Finger rühren, um weitere derartige Todesfälle zu verhindern, weil sie das System unterstützen, das sie hervorbringt.

Der Tod dieses neunzehnjährigen Arbeiters darf nicht übergangen werden. Wir rufen die Arbeiter bei Tina’s Burritos, im Industriegebiet Vernon und im ganzen Land auf, den Kampf für den Aufbau von Aktionskomitees aufzunehmen, die es einfachen Arbeitern ermöglichen, kollektive Aktionen zur Verteidigung ihres Lebens zu organisieren und strenge Sicherheitsstandards durchzusetzen. Diese Komitees müssen eine unabhängige Untersuchung des Falls bei Tina’s Burritos durchführen.

Die Arbeiterklasse kann solche Verbrechen nur aus der Welt schaffen, wenn sie die großen Konzerne enteignet und die Produktion nach den Bedürfnissen der Bevölkerung, nicht dem privaten Profitstreben ausrichtet. Das erfordert die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft.

Loading