Das US Postal Workers Rank-and-File Committee (USPS RFC, US-amerikanisches Aktionskomitee Post) hielt am Sonntag eine gut besuchtes Online-Meeting ab. Im Zentrum stand die Einleitung einer unabhängigen Untersuchung zu den Todesfällen zweier Briefträger, die in den letzten Wochen offenbar aufgrund der großen Hitze ums Leben gekommen sind.
- Dan Workman brach während seiner Tour in Grand Junction (Colorado) zusammen und starb. Trotz eines Tracking-Systems, das die Bewegungen der Postangestellten überwachen soll, versäumte es die Geschäftsleitung, rechtzeitig nach ihm zu schauen, obwohl er fast zwei Stunden lang nicht erreichbar war.
- Jacob Taylor starb bei extremer Hitze in Dallas (Texas). Er ist in Dallas der zweite Briefträger, der in den letzten drei Jahren bei der Arbeit ums Leben gekommen ist.
„Diese Todesfälle, die an sich schon tragisch sind, sind Teil einer umfassenden, anhaltenden Krise von hitzebedingten Verletzungen und Todesfällen. Davon sind Post- und Zustellkräfte im ganzen Land betroffen“, sagte WSWS-Autor Tom Hall in seinem Eröffnungsbericht an dem Meeting. Er zitierte Daten, wonach es seit 2012 unter den Postangestellten schon neun bestätigte Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze gegeben hatte. Seit 2015 hat die Behörde für Arbeitssicherheit (OSHA) mindestens 170 hitzebedingte Krankenhausaufenthalte bei der Post registriert, eine Zahl, die nach eigenen Angaben weit zu niedrig angesetzt ist.
Was die Lage entscheidend verschärft, ist die Tatsache, dass so simple Einrichtungen wie Klimaanlagen in den USPS-Fahrzeugen völlig fehlen.
Hall wies darauf hin, dass die anhaltende Privatisierungswelle, die die Trump-Regierung ausdrücklich befürwortet, diese Krise noch befeuert. Im Juli soll das FedEx-Vorstandsmitglied David Steiner Postminister werden. Und David Keeling, Trumps Kandidat für den Posten des OSHA-Leiters, ist ein ehemaliger Sicherheitschef von UPS und Amazon – zwei Konzerne, die sich beide vehement gegen neue Vorschriften für den Arbeitsschutz, auch bei extremer Hitze, ausgesprochen haben.
In diesem Zusammenhang, so Hall, ist auf die offiziellen Kontroll- und Reformmechanismen nicht der geringste Verlass, egal ob es sich um Sicherheitsvorschriften der Regierung oder der Gewerkschaftsbürokratie handelt.
Dagegen wird die Untersuchung des Aktionskomitees Post (USPS RFC) „eine von Arbeitern geleitete Untersuchung sein. Sie wird von der offiziellen Unternehmensleitung oder von staatlichen Stellen unabhängig sein und ihre Aufgabe darin sehen, Fakten, Zeugenaussagen und Beweise von den direkt Betroffenen – den Arbeitern – zu sammeln.“ Er fügte hinzu: „Diese Art von Untersuchung ist von entscheidender Bedeutung, wenn offizielle Untersuchungen die Wahrheit nicht vollständig aufdecken oder versuchen, die Interessen der Unternehmer und der politischen Behörden in Schutz zu nehmen.“
Der Zweck der Untersuchung, betonte Hall, sei es, „die Bedingungen bei USPS vor den Augen der Welt aufzudecken und die Postbeschäftigten mit wichtigen Informationen auszustatten, die sie für die Organisation eines Kampfes benötigen“. Es sei nicht nur wichtig, dass solche Todesfälle nicht unter den Teppich gekehrt werden, sondern es gehe auch darum, „die Arbeiter durch den Aufbau eines Netzwerks von Aktionskomitees in die Lage zu versetzen, die Kontrolle über die Arbeitssicherheit und das Arbeitstempo zu übernehmen und zahnlose Sicherheitskomitees, die die Arbeitgeber mit den Gewerkschaften gemeinsam führen, abzuschaffen. Das Ziel muss es sein, Schluss zu machen mit der Diktatur, die jede Produktion dem Profit unterwirft.“
Mehrere Mitglieder des Aktionskomitees verwiesen auf die laufenden Ermittlungen zum Tod von Ronald Adams, einem erfahrenen Mechaniker, der im April im Stellantis-Motorenwerk in Dundee (Michigan) ums Leben gekommen ist. Dies ist das Vorbild für die Art von Untersuchung, die jetzt auch bei der Post erforderlich ist.
Auf den Eröffnungsbericht folgte eine lebhafte Diskussion. Ein Briefträger aus Pennsylvania beschrieb den Tod in Colorado als besonders erschreckend: „Wir sind mit Scannern ausgestattet. Wenn wir zu lange stehen bleiben, wird das als Disziplinarmaßnahme gegen uns verwendet – aber dieser Briefträger sitzt stundenlang da, und keiner bemerkt, dass da etwas nicht stimmt?!“
„15.000 Dollar sind nichts im Vergleich zum Verlust eines Menschenlebens“
Unter Bezugnahme auf den Tod des Postboten Eugene Gates aus Dallas im Jahr 2023 fügte eine andere Postangestellte hinzu: „Die OSHA hat ihnen 15.000 Dollar Strafe auferlegt. Das ist meiner Meinung nach nichts, wenn man den Verlust eines Menschenlebens bedenkt.“ Sie fügte hinzu, dass seine Witwe „immer noch auf seine Rente wartet“.
Die Beschäftigten kritisierten scharf das Schweigen der Briefzusteller-Gewerkschaft National Association of Letter Carriers (NALC). Über den für Gesundheit und Sicherheit verantwortlichen NALC-Direktor sagte ein Beschäftigter: „Wir haben während Corona nie etwas von diesem Mann gehört, und wir hören auch jetzt nichts von ihm. Ich habe gerade vor meiner Ankunft hier die Website der NALC überprüft. Kein Wort! Kein Wort über diese beiden Briefträger, die ihr Leben verloren haben.“
Eine Arbeiterin berichtete, was eine Kollegin aus einem anderen Stützpunkt ihr erzählt habe: „Die Klimaanlage im Büro wird ausgeschaltet, damit sie schneller raus auf die Straße kommen“, sagte sie. „Ein Kollege wurde wegen Arbeitsverweigerung suspendiert, nachdem er wegen Herzrasen ins Krankenhaus gegangen war.“
Sie fügte hinzu: „Wir haben irrwitzige Probleme mit Personalmangel. Es ist schon schwer genug, die eigene Route zu bewältigen, und dann muss man noch zwei Stunden lang eine weitere Route lang schleppen.“ Acht-Stunden-Routen sind im Sommer schon schwer genug, aber der chronische Personalmangel führt zu zusätzlichen Überstunden.
Sie wies darauf hin, dass die USPS unter dem sogenannten „Big Beautiful Bill“ [Trumps Steuergesetz] gezwungen wäre, Tausende neuer elektrischer Lieferwagen mit Klimaanlage zu verkaufen. „Deshalb wollen sie die Elektroautos jetzt nicht einsetzen“, sagte sie.
„Die Arbeiter müssen ihre Stimme erheben“, sagte sie und schloss: „Durch die Aktionskomitees können die Arbeiter sich Gehör verschaffen, Lösungen finden und Antworten auf solche Fragen bekommen.“
Ein Postangestellter aus der Gegend von New York rief zu gemeinsamen Aktionen auf. „Die Wahrheit ist, dass sich angesichts all der Politik und Rhetorik nur etwas ändern wird, wenn wir als Zusteller streiken. Wir müssen streiken. Streiken ist unsere einzige Option. Wir fahren diese alten LLVs (Long Life Vehicles), die wie Öfen sind. Wenn die Sonne auf einen LLV scheint, der komplett aus Metall ist, dann kocht man darin. Deshalb sterben die Zusteller. Es wäre unerlässlich, dass wir neue Elektrofahrzeuge bekommen.
Wenn wir das nicht tun, wird nichts geschehen. Es liegt an uns, wir können uns nicht auf unsere Gewerkschaft verlassen. Unsere Gewerkschaft hat uns schon vor 20 Jahren ausverkauft. Immer wieder hat sich gezeigt, dass unsere Gewerkschaft nicht uns vertritt, sondern die Eliten und Konzerne. Ihr Interesse gilt ihnen selbst, nicht unseren Bedürfnissen als Zusteller.
Er schloss: „Wir müssen streiken, uns organisieren, unsere Forderungen stellen, ein Datum festlegen und es einfach tun.“
Eine Zustellerin aus einer ländlichen Gegend, die in eine Sicherheitsposition versetzt worden war, beschrieb, wie die USPS-Geschäftsleitung sie unter Druck gesetzt hatte, unsichere Arbeitsbedingungen zu akzeptieren. „Sie haben mir buchstäblich gesagt, dass ich ihnen gehöre. Sie sagten, ich müsse sagen und tun, was sie mir sagen.“ Dazu gehörte auch, anderen Zustellern zu sagen, „dass es für sie nicht unsicher sei, im Winter, wenn es früh dunkel wird, auch nach Einbruch der Dunkelheit noch Post auszutragen. Und dass es Sache der Zusteller oder der Beschäftigten sei, in der Hitze auf sich selbst aufzupassen. Dass es ihr eigenes gesundheitliches Problem sei, wenn sie krank würden oder sich verletzten.“
„Dieser Kampf betrifft jeden Arbeiter“
Bei der Versammlung wurden auch Solidaritätsgrüße von Postbeschäftigten aus anderen Ländern verlesen. Daniel, ein Mitglied des kanadischen Aktionskomitees Post, sagte: „Wir sehen hier in Kanada ein ähnliches Muster.“ Er beschrieb, wie die Gewerkschaft Canadian Union of Postal Workers (CUPW) im vergangenen Jahr einen nationalen Streik ausverkauft hatte, nachdem die Bundesregierung die Beschäftigten widerrechtlich aufgefordert hatte, zur Arbeit zurückzukehren.
Später sei „eine Industrieuntersuchungskommission eingerichtet worden, um die Grundlagen für die Privatisierung der Canada Post Corporation zu schaffen. Unsere Gewerkschaft war im Januar und Februar daran umfassend beteiligt.“ Die Unternehmensleitung dränge darauf, „die Bezahlung der inaktiven Arbeitspausen abzuschaffen, ländliche Postämter zu schließen und mehr Teilzeitarbeit und generell den Einsatz von KI und Automatisierung einzuführen, was unseren Arbeitsalltag erheblich erschweren wird“, sagte Daniel. „Es ist genau dasselbe, was jetzt in den USA mit der Umstrukturierung von Delivering for America geschieht.“ Im Ergebnis, so warnte er, „werden die Arbeitsunfälle und Todesfälle zunehmen. Die Probleme, mit denen ihr heute konfrontiert seid, sind systemisch und weit verbreitet.“ Er schloss:
Wir müssen mit aller Kraft dafür kämpfen, die Post als öffentlichen Dienst zu erhalten. Dieser Kampf betrifft jeden Arbeiter.
David, ein Mitglied des Royal Mail Rank-and-File Committee in Großbritannien, sprach ebenfalls auf der Versammlung.
Wie er bestätigte, sind auch die Fahrzeuge der Royal Mail, genau wie die Fahrzeuge der USPS, nicht klimatisiert.
Derzeit herrscht in Großbritannien eine Hitzewelle, wie wir sie selten erleben. Für Montag, also morgen, werden in London Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius vorhergesagt. Die meisten unserer Transporter haben aber keine Klimaanlage, und die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch. Die Sicherheitsmaßnahmen, die die Gewerkschaft Communication Workers Union (CWU) mit der Royal Mail vereinbart hat, sind genauso zahnlos wie bei euch.
Die Beschäftigten der Royal Mail würden außerdem mit Überwachungstechnologie kontrolliert. „Wir nennen das die elektronische Peitsche.“ Die CWU habe der Royal Mail sogar erlaubt, den Zustellern Herzmonitore anzulegen, fügte er hinzu. „Mit anderen Worten, um zu testen, wie weit sie uns treiben können, bis wir zusammenbrechen.“ Und weiter:
Im Sommer 2022 sind zwei Kollegen zusammengebrochen und gestorben. Die CWU hat sich mit Royal Mail zusammengetan, um es durch eine interne Untersuchung zu vertuschen und die Wahrheit zu verschleiern. Jetzt arbeitet die CWU mit der Labour-Regierung zusammen, um den Milliardär Daniel Kretinsky als alleinigen Eigentümer von Royal Mail zu installieren.
„Wir decken das auf“, schloss David. „Unsere Rolle im Aktionskomitee als Wachhund ist unerlässlich. Organisieren, informieren. Und Widerstand aufbauen.“
Er betonte, dass der Kampf der Postbeschäftigten internationalen Charakter habe. „Wir entwickeln eine gemeinsame Strategie, nicht nur in Worten der Solidarität. Wir sind nicht in separate Vertragsstreitigkeiten verwickelt, sondern in einen gemeinsamen Kampf, der sich gegen die Herrschaft der Oligarchie entwickelt.
Und wir unterstützen eure Kampagne und werden sie auf Royal Mail und über alle Grenzen, Branchen und Kontinente hinweg ausweiten.“
Schließt euch dem Kampf für Aktionskomitees an. Meldet euch per Whatsapp-Nachricht an die Mobilnummer +49 163-3378 340 oder registriert euch gleich hier über das folgende Formular.