Der „World Wealth Report 2025“ von Capgemini, der am 4. Juni erschien, bestätigt, dass sich das Vermögen in Deutschland immer schneller bei wenigen Superreichen konzentriert, während die arbeitende Bevölkerung finanziell immer mehr in die Klemme gerät.
Capgemini mit Sitz in Paris ist ein international agierender, börsennotierter Finanzdienstleister. Laut der Studie seines Forschungsteams gibt es bei den Superreichen weltweit einen deutlichen Zuwachs von 6,2 Prozent. Besonders in den USA ist die Zahl der Millionäre um 562.000 auf 7,9 Millionen gestiegen – und dies offenbar noch vor Amtsantritt von Donald Trump.
Auch in Deutschland nimmt die Kluft zwischen Reich und Arm ständig zu. Dabei ist es hier besonders schwer, exakte Zahlen über die soziale Polarisierung zu bekommen, denn seit der Aussetzung der Vermögensteuer im Jahr 1997 sind die großen Vermögen in Deutschland statistisch nicht exakt zu fassen. Die Reichsten der Reichen halten sich bedeckt, und bürgerliche Journalisten und Statistiker respektieren meist die eingeforderte Diskretion. So kommen die Studien verschiedener Finanzexperten teilweise zu unterschiedlichen Zahlen.
Der Oxfam-Bericht 2024 zählte in Deutschland 130 Milliardärinnen und Milliardäre, neun mehr als im Vorjahr. Der USB Global Wealth Report 2024, der den Vermögensbegriff etwas enger fasst, kommt in derselben Zeit auf 89 Milliardäre. Ihm zufolge gab es im Jahr 2023 in Deutschland 2,82 Millionen Millionäre, bei stetig steigender Zahl.
Die Capgemini-Studie, die Millionäre als Personen definiert, die mindestens eine Million Dollar investierbares Vermögen zur Verfügung haben, wobei selbstgenutzte Immobilen nicht mitgezählt werden, gibt die Zahl deutscher Millionäre mit rund 1,6 Millionen an. Sie sei im letzten Jahr um 41.000 oder 2,5 Prozent gesunken, was auf wirtschaftliche Stagnation zurückzuführen sei. Im weltweiten Vergleich steht Deutschland damit immer noch auf Platz drei, hinter den USA und Japan.
Eine weitere Statistik der Boston Consulting Group (BCG) listet 3900 Superreiche in Deutschland auf. Diese Personengruppe, zu der weniger als einer von 20.000 Einwohnern gehört, verfügt über mehr als ein Viertel des gesamten Finanzvermögens, insgesamt über mehr als drei Billionen Dollar oder fast 2,5 Billionen Euro. Die Superreichen beginnen in der BCG-Statistik bei einem Finanzvermögen von 100 Millionen Dollar, ihr Vermögen hat sich laut BCB 2024 um 16 Prozent vermehrt.
Capgemini schätzt das Gesamtvermögen aller deutschen Millionäre auf 6,32 Billionen US-Dollar oder 5,4 Billionen Euro. Zu den reichsten von ihnen, den sogenannten UHNWI (Ultra High Net Worth Individuals), zählt Capgemini Personen mit einem investierbaren Nettovermögen von mindestens 30 Millionen Euro. Ein solcher Superreicher hat damit etwa tausend Mal so viel Geld zur Verfügung, wie seine Köchin im Jahr verdient, nämlich im Schnitt 33.250 Euro brutto – wobei sie vermutlich prozentual mehr Steuern zahlt als er.
Das Manager Magazin schätzt die Zahl der Reichsten der Reichen in Deutschland, die über mindestens eine Milliarde Dollar verfügen, im letzten Jahr auf 249, das sind 23 mehr als im Vorjahr. An ihrer Spitze stehen Lidl-Gründer Dieter Schwarz (43,7 Mrd. Euro), die BMW-Erben Klatten und Quandt (34,4 Mrd. Euro) und die Merck-Familie (33,8 Mrd. Euro). Zusammengerechnet besitzen die 25 Reichsten eine Summe von 440 Mrd. Euro, was dem gesamten diesjährigen Bundeshaushalt (503 Mrd. Euro) nahekommt.
Was den Bundeshaushalt betrifft, so ist er darauf angelegt, dass die gigantischen Rüstungsausgaben nicht zu Lasten der wohlhabenden Eliten gehen. Es ist ein veritabler Kriegshaushalt, den die Merz-Regierung von Union und SPD in dieser Woche vorgelegt hat: Er sieht eine Verdreifachung der Rüstungsaufgaben in nur fünf Jahren vor. Gleichzeitig erhöht Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) die Steuergeschenke an Unternehmer und Superreiche.
Dazu plant die Merz-Regierung, die Körperschaftssteuer, die auf Unternehmensgewinne erhoben wird, von 15 auf 10 Prozent zu reduzieren. Diese Steuer hatte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1947, noch 65 Prozent betragen. Seither wurde sie ständig reduziert, und besonders nach der Auflösung der Sowjetunion wurde sie von 1998 bis 2016 praktisch halbiert. Nun soll sie um ein weiteres Drittel, auf nur noch 10 Prozent, abgesenkt werden.
Die gigantische Neuverschuldung, die der Bundeshaushalt vorsieht, wird eher früher als später auf die Schultern der Arbeiterklasse abgeladen, sei es in Form von Sparmaßnahmen und sozialen Kürzungen oder auch durch den weiteren Ruin der Kommunen. Schulen und Schwimmbäder, Kliniken und Pflege, Post und Personenverkehr etc. werden systematisch kaputtgespart.
Um der voraussehbaren sozialen Explosion vorzubeugen, wird schon jetzt alles getan, um die Arbeiterklasse zu spalten. Das ist der wirkliche Grund für die Hetze gegen Migranten und Flüchtlinge, die von der AfD angeführt und von den Regierungen in Bund und Ländern umgesetzt wird. Die Ärmsten der Armen werden zu Sündenböcken für eine Finanzkrise gestempelt, die in Wirklichkeit eine Folge der Bereicherungsorgie der Superreichen ist.
Bereits beschlossen und weitgehend eingeführt ist die Zahlkarte für geduldete Geflüchtete, die ihnen das Leben weiter erschwert. Unter Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) wird brutal abgeschoben. Und im neuen Haushalt, den Finanzminister Lars Klingbeil diese Woche vorgestellt hat, ist für Seenotretter wie Seawatch und SOS Humanity kein Cent mehr vorgesehen.
Was die Superreichen betrifft, so ziehen sie sich aus der gesellschaftlichen Misere, die diese Politik anrichtet, immer weiter zurück. Der Capgemini-Report sieht den „prägnanten Trend“ eines beispiellosen Vermögenstransfers auf die nächste Generation voraus, da bis 2048 schätzungsweise etwa 83,5 Billionen US-Dollar vererbt werden. Diese Vermögen gehen „an die Generation X (37 Prozent), Millennials (44 Prozent) und Generation Z (14 Prozent)“.
Diese Gruppe der jungen HNWIs unterscheide sich erheblich von den Älteren, so der Report. Die jungen Superreichen sind bei Geschäften und Finanzanlagen noch risikobereiter als die Alten und „interessieren sich stärker für Offshore-Investments in (…) Singapur, Hongkong, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien“. Sie erwarten auch „maßgeschneiderte Dienstleistungen“ wie sogenannte „Concierge-Services“, etc.
Das heißt, die junge „Elite“ lässt sich ihre medizinische Versorgung, die Ausbildung ihrer Kinder, Sport und Kultur etc. privat organisieren und von der Gesellschaft komplett abschirmen, von der sie sich immer mehr verabschiedet. Höchste Zeit, dass die Gesellschaft daraus die Konsequenzen zieht und sich ihrerseits von dieser Schmarotzerschicht verabschiedet, indem sie sie entschädigungslos enteignet!