„Die Gewerkschaft und das Unternehmen äußern sich nicht“: Stellantis-Dundee-Engine-Arbeiter unterstützt unabhängige Untersuchung des Todes von Ronald Adams Sr.

Ronald Adams Sr. und seine Frau Shamenia Stewart-Adams [Photo by Adams Family ]

Am Montag sind elf Wochen vergangen seit dem tödlichen Unfall, bei dem der 63-jährige Mechaniker Ronald Adams Sr. im Dundee Engine Complex in Michigan ums Leben kam. Der hochqualifizierte und angesehene Arbeiter, Ehemann, Vater und Großvater wurde am 7. April 2025 zu Tode gequetscht, als sich ein Kran zum Anheben von Motorblöcken plötzlich einschaltete und ihn gegen ein Fließband presste. 

In den fast drei Monaten seit der Tragödie haben Adams‘ Familie und seine Kollegen weder vom Unternehmen noch von der Gewerkschaft United Auto Workers oder der Arbeitsschutzbehörde von Michigan (MIOSHA) eine Erklärung zur Todesursache erhalten. Der MIOSHA-Kommunikationsspezialist Mike Krafcik erklärte am Dienstag auf eine E-Mail-Anfrage der WSWS: „Unsere Untersuchung ist noch im Gange. Derzeit haben wir keine neuen Informationen.“

Mitte Mai hatte die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) eine unabhängige Untersuchung des tödlichen Unfalls ins Leben gerufen. Bis jetzt melden sich immer noch Arbeitern aus Dundee, um im Rahmen der Untersuchung auszusagen. Ihre Namen wurden geändert, um sie vor Repressalien vonseiten des Unternehmens und des Apparats der amerikanischen Autoarbeitergewerkschaft UAW zu schützen.

Shawn, der seit 18 Jahren in dem Werk arbeitet, sagt: „Es ist schrecklich, was mit Ron passiert ist. Ich hoffe, wir können dem auf den Grund gehen, was passiert ist, und zumindest irgendwas für diese Familie tun.“

„In dem Werk gibt es Hunderte Arbeiter, und über die Jahre habe ich ihn mehrmals gesehen und mit ihm gesprochen. Alle sagen, dass Ron ein wirklich guter Kerl war. Ich bete für die Familie, soviel ist sicher.“

„Niemand kennt die ganze Geschichte. Wir hören nur Bruchstücke, und man weiß nicht genau, wie die Situation aussah. Die Gewerkschaft und das Unternehmen sagen nichts, rein gar nichts. Sie fahren die Produktion hoch und führen die zweite und dritte Schicht wieder ein, aber niemand sagt was darüber, dass Ron getötet wurde.“

Auf die Frage, was er von der unabhängigen Untersuchung hält, die von der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees ins Leben gerufen wurde, antwortet Shawn: „Das ist keine schlechte Idee. Die Arbeiter sollten untersuchen, was passiert ist, und es selbst herausfinden.“

„Es gibt vieles, was wir dem Arbeitsschutz melden, aber es wird nie etwas unternommen. Nach Rons Tod ist Sicherheit auf einmal wichtig, und sie führen diese ganzen Änderungen ein und behaupten, Sicherheit wäre eine große Sache. Aber es ist nur eine große Show, sonst nichts.“

„Vor Rons Tod haben wir gesehen, dass Leute in die Maschinen gehen und arbeiten, ohne dass sie abgeschaltet wurden. Ich habe den Leuten gesagt: ,Hey, macht die verdammt Maschine aus, das ist es nicht wert.‘ Die Gewerkschafter sollten aufeinander aufpassen. Ich grenze mich nicht nach unten oder nach oben ab, ich bin ein Arbeiter wie alle anderen. Das Management hingegen ist dazu ausgebildet, dich herumzuschubsen. Sie behaupten, sie wissen, was sie tun, aber in Wirklichkeit wissen das viele von ihnen nicht.“

Der Gedächtnisgarten, in dem Adams‘ Familie seine Asche verteilt hat [Photo: WSWS]

Shawn weiter: „Ich kann euch definitiv sagen, dass sie nicht in der Werkshalle waren, ihre Runden gedreht, Dinge untersucht und nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht haben. Das machen sie erst, wenn so etwas passiert. Jetzt sind sie wie Bienen in einem aufgescheuchten Bienenstock. Jetzt haben sie Unterlagen und müssen den Aufseher rufen, bevor sie in eine Maschine gehen. Der Aufseher unterschreibt, sie schalten ab und gehen rein, dann machen sie ihre Arbeit weiter.“

Shawn sagt, nachdem Ron zu Tode kam, „war der Sicherheitsbeauftragte der Gewerkschaft sofort da. ... ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.“ Tom Zimmerman, der ehemalige Vorsitzende des UAW-Ortsverbands 723, erhielt den Posten als UAW-Sicherheitsbeauftragter, nachdem er von den Arbeitern abgewählt worden war, weil er sich geweigert hatte, Beschwerden weiterzuleiten, und weil er die Interessen der Arbeiter verraten hatte. „Er hat sich selbst zum Sicherheitsbeauftragten ernannt, aber eigentlich ist er nur einer der Angestellten. Sie arbeiten alle zusammen. Er spielt sein Spielchen, ruft uns ,Hey Bruder‘ zu. Ja klar, wir sind deine Brüder“, bemerkt Shawn abfällig.

Shawn meint, wenn Arbeiter verletzt werden, „zwingen sie alle Beschäftigten, auch mit nicht-verheilter Verletzung zurückzukommen, egal in welchem Zustand man sich befindet. Wenn man erst mal im Gebäude ist, sagen sie einem, sie hätten Arbeit am Schreibtisch für einen, damit sie alle Unfälle unter den Teppich kehren können. Es geht nur um Geld, nicht um Menschen. Sobald man im Werk ist, haben sie einen. Die Personalabteilung, der so genannte Werksarzt und der Gesundheitsdienst spielen alle das gleiche Spiel. Einer hatte sich das Bein gebrochen und musste monatelang zur Arbeit erscheinen und im Stuhl sitzen.“

„Bei Todesfällen und Verletzungen sagen sie immer, das war außerhalb des Werks, um ihre Kosten zu verringern. Uns hat man gesagt, Ron wäre im Krankenhaus gestorben, aber so wie es aussieht, war er sofort tot, als ihn diese Maschine zerquetscht hat.“

„Ich meine, diese Ärzte und Sanitäter, die sie für diese Werken bekommen, arbeiten alle für das Unternehmen. Wenn sie gute Ärzte wären, wären sie nicht in einem Betrieb, sondern im Krankenhaus und würden Menschen helfen, statt sie über den Tisch zu ziehen. Auch von der Gewerkschaft bekommt man keine Hilfe.“ 

„Es geht nur um Geld, egal ob es Trump und die Republikaner oder die Demokraten sind. Das ist es, was diese ganze Sache antreibt, Gier. Es geht nicht um die Menschen, die sie angeblich vertreten sollen.“ 

Arbeiter bei Toledo Jeep nehmen eine Erklärung der IWA-RFC zur unabhängigen Untersuchung des Todes von Ronald Adams, Sr. mit. Aufgenommen am 15. Mai 2025. [Photo: WSWS]

In den letzten Tagen haben Unterstützer der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) für eine unabhängige Untersuchung geworben und Hunderte Flyer verteilt an die Arbeiter im Jeep-Komplex und im Dana-Getriebewerk in Toledo, im Ford Rouge-Komplex in Dearborn (Michigan) und im Stellantis-Lastwagenwerk bei Detroit.

Eine Arbeiterin aus Toledo berichtete, sie habe Antonio Gaston gekannt, der am 21. August 2024 in der Fabrik zu Tode gequetscht wurde, nur acht Monate vor Adams‘ Tod in Dundee. Sie sagte gegenüber den Unterstützern der IWA-RFC: „Wir wissen noch immer nicht, was mit Antonio passiert ist.“ Allerdings werde sie ihren Kollegen von der unabhängigen Untersuchung erzählen.

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