Am Donnerstag hat Israel Dutzende von Raketenangriffen auf den Iran gestartet, die sich gegen dessen Atomprogramm richten. Israelische Regierungsvertreter erklärten, die Angriffe würden noch mehrere Tage fortgesetzt.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Donnerstag, israelische Kampfflugzeuge „greifen eine große Zahl von Zielen im gesamten Iran an“. Das Ziel des Angriffs sei „Irans Atominfrastruktur, Raketenfabriken und seine militärischen Fähigkeiten. Diese Operation wird so lange wie nötig fortgesetzt, bis wir die Mission abgeschlossen haben.“
Auch am Freitag setzte die israelische Armee ihre Angriffe auf den Iran fort. Es seien unter anderem zwei Explosionen nahe der Anreicherungsanlage Fordo zu hören gewesen. Auch der iranische Wallfahrtsort Ghom, die Stadt Isfahan sowie mehrere Ziele in der Hauptstadt Teheran seien getroffen worden, hieß es laut mehreren Medienberichten.
Laut dem iranischen Staatsfernsehen wurde Hossein Salami, der Befehlshaber der Revolutionsgarde (IRGC), bei einem israelischen Angriff in Teheran getötet. Gleichzeitig wurden Dutzende weitere Opfer gemeldet.
Der Iran seinerseits reagierte zunächst mit der Entsendung von etwa einhundert Drohnen, die jedoch sämtlich jenseits der israelischen Staatsgrenze abgefangen wurden und im Landesinneren keinen Schaden anrichten konnten. Es folgten weitere Angriffswellen mit Raketen. Medienberichten zufolge wurden mindestens 63 Menschen in Israel verletzt.
Die imperialistischen Mächte reagierten mit unverhohlener Unterstützung für den israelischen Angriff.
US-Präsident Donald Trump hatte bereits laut Wall Street Journal geäußert, es handle sich um „einen sehr erfolgreichen Angriff, um es gelinde auszudrücken.“ Und weiter: „Wir unterstützen Israel natürlich haben es so unterstützt, wie es noch nie jemand unterstützt hat.“
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte: „Frankreich hat das laufende iranische Programm mehrfach verurteilt und alle diplomatischen Maßnahmen in diesem Sinne ergriffen. In diesem Zusammenhang bekräftigt Frankreich das Recht Israels, sich selbst zu schützen und seine Sicherheit zu gewährleisten.“
Das deutsche Auswärtige Amt schrieb auf X: „Wir verurteilen den unterschiedslosen Angriff auf israelisches Staatsgebiet aufs Schärfste. Das Nuklearprogramm Irans verstößt gegen den Atomwaffensperrvertrag und bedroht die gesamte Region – insbesondere Israel.“
Schon zuvor hatten Trump und Netanjahu laut Wall Street Journal am Montag bei einem Gespräch über mögliche Pläne für einen Angriff auf den Iran diskutiert.
Die USA und Israel planen seit Jahrzehnten einen Angriff auf die Atomanlagen des Iran. Allerdings ging man allgemein davon aus, dass dieser Schritt einen umfassenden regionalen Krieg auslösen würde. In den letzten eineinhalb Jahren haben die USA Flugzeuge, Raketenabwehrsysteme und Kriegsschiffe in den Nahen Osten entsandt.
Seit dem 7. Oktober 2023 hat Israel immer wieder ganze Angriffswellen auf den Iran und seine Verbündeten im Nahen Osten durchgeführt. Dies hat es den USA und Israel ermöglicht, ihren seit langem geplanten Angriff auf die iranischen Atomanlagen zu beginnen. Letztes Jahr führte Israel mit Unterstützung der USA eine Reihe von Luftangriffen auf die iranische Luftabwehr durch und schuf damit eine Schwachstelle für den Angriff vom Donnerstag.
Israels Angriff auf den Iran ist Teil eines Plans, den Netanjahu als Schaffung eines „neuen Nahen Ostens“ unter der Vorherrschaft der USA und Israels bezeichnet hat. Dazu gehört auch die Annektierung ganz Palästinas durch Israel, die durch den anhaltenden Völkermord und die ethnische Säuberung in Gaza und später im Westjordanland umgesetzt werden soll.
Der Angriff auf den Iran findet im Kontext des Putsches statt, mit dem US-Präsident Trump in den USA eine Präsidialdiktatur errichten will. Die USA haben tausende Soldaten aktiver Kampftruppen nach Los Angeles entsandt, und an diesem Wochenende wird die Trump-Regierung in Washington eine Militärparade abhalten, an der 7.000 Soldaten und über 150 Fahrzeuge teilnehmen werden, darunter Dutzende von Panzern.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz rief den Ausnahmezustand in Israel aus und warnte die Bevölkerung, dass mit Vergeltungsangriffen aus dem Iran zu rechnen ist.
Videoaufnahmen von Donnerstagabend zeigten Angriffe auf Hochhäuser in Teheran, was darauf hindeutet, dass iranische Regierungsvertreter das Ziel waren.
In einer am Donnerstagabend veröffentlichten Erklärung sagte US-Außenminister Marco Rubio: „Heute Abend hat Israel unilaterale Maßnahmen gegen den Iran ergriffen. Israel hat uns mitgeteilt, es hielte dieses Vorgehen für seine Selbstverteidigung für notwendig. Präsident Trump und die Regierung haben alle notwendigen Schritte zum Schutz unserer Truppen eingeleitet und bleiben in engem Kontakt mit unseren regionalen Partnern. Ich möchte klarstellen: Der Iran sollte nicht gegen US-Interessen oder -Personal vorgehen.
Wir sind an den Angriffen auf den Iran nicht beteiligt, und unsere oberste Priorität ist es, die amerikanischen Streitkräfte in der Region zu schützen.“ Es wird jedoch erwartet, dass das US-Militär direkt an der Verteidigung Israels gegen iranische Vergeltungsangriffe beteiligt sein wird.
US-Senator Lindsey Graham schrieb auf X: „Es geht los. Betet für Israel.“
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Der iranische Verteidigungsminister General Aziz Nasirzadeh drohte am Mittwoch mit Angriffen auf US-Stützpunkte im Nahen Osten als Vergeltung für einen israelischen Angriff auf den Iran: „Wenn uns ein Konflikt aufgezwungen wird, befinden sich alle US-Stützpunkte in Reichweite, und wir werden sie in ihren Gastländern mutig angreifen.“
Der von den imperialistischen Mächten unterstützte Angriff Israels war von langer Hand geplant und wurde mehr oder weniger offen angekündigt. Angesichts von Medienberichten, laut denen ein israelischer Angriff auf das iranische Atomprogramm schon am Wochenende stattfinden könnte, erklärte US-Präsident Trump am Donnerstag kurz vor Israels Angriff, ein solcher Angriff „könnte durchaus passieren.“
Er fügte hinzu: „Wir haben viele Amerikaner in dieser Region, und ich habe gesagt: ,Wir müssen ihnen sagen, dass sie weg sollen, weil bald etwas passieren könnte.‘ ... Ich will nicht derjenige sein, der keine Warnungen ausgesprochen hat, wenn Raketen in die Gebäude fliegen.“
Das Wall Street Journal berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen hochrangigen israelischen Regierungsvertreter, ein Angriff „könnte schon am Sonntag erfolgen.“ In der Nacht zuvor berichtete die New York Times: „Wie Regierungsvertreter in den USA und Europa berichten, scheint Israel einen baldigen Angriff auf den Iran vorzubereiten.“
Am gleichen Tag kündigten die USA den Abzug von nicht unbedingt benötigtem Personal aus ihrer Botschaft im Irak an und genehmigten die freiwillige Ausreise von Familienmitgliedern von US-Soldaten aus Stützpunkten im Nahen Osten.
Das US-Außenministerium erklärte am Mittwoch gegenüber der Presse: „Auf der Grundlage unserer jüngsten Analyse haben wir beschlossen, die Präsenz unserer Mission im Irak zu reduzieren.“
Verteidigungsminister Pete Hegseth antwortete auf die Frage nach einem möglichen israelischen Angriff auf den Iran: „Wir wissen, dass Bibi Netanjahu sein Land an die erste Stelle setzen wird, und wir werden unser Land an die erste Stelle setzen, und wir sind angemessen in der Region aufgestellt, um sicherzustellen, dass wir auf jedes unvorhergesehene Ereignis vorbereitet sind.“
Der israelische Angriff erfolgte inmitten von laufenden Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran über dessen Atomprogramm. Noch am Donnerstag hatte das Weiße Haus angekündigt, dass sich Trumps Sondergesandter für den Nahen Osten, Steve Wittkoff, am Sonntag mit dem iranischen Außenminister in Oman zu weiteren Verhandlungen treffen werde.
Im Jahr 2018 war Präsident Trump von dem Atomabkommen zurückgetreten, das die Obama-Regierung 2015 ausgehandelt hatte, und hatte erneut brutale Wirtschaftssanktionen verhängt, was den Iran veranlasste, sein Atomprogramm auszuweiten.