Internationale Grußbotschaften: Im Gedenken an Wolfgang Weber

Am 19. Januar hielt die Sozialistische Gleichheitspartei eine internationale Veranstaltung im Gedenken an Wolfgang Weber ab, der am 16. November nach schwerer Krankheit verstorben war. Wolfgang Weber war ein herausragender Kämpfer für den Trotzkismus und langjähriges Vorstandsmitglied der SGP.

Nach den Reden von Ulrich Rippert. Christoph Vandreier, David North, Joseph Kishore und Clara Weiss veröffentlichen wir hier abschließend weitere Beiträge der Veranstaltung. Die Nachrufe sowie wichtige Artikel und Bücher von Wolfgang Weber sind auf dieser Seite zu finden.

Wolfgang Weber auf dem Parteitag der SGP 2010 [Photo: WSWS]

Chris Marsden (Socialist Equality Party, Großbritannien)

Genosse Wolfgang war ein außergewöhnlicher Mensch.

An seinem Auftreten war nichts auffällig oder wichtigtuerisch. Er kleidete sich bescheiden, sprach leise und hörte einem zu. Aber wenn er sprach, dann mit einer Autorität, die von einem Leben des Studiums und der politischen Arbeit zeugte. Tiefe politische Überzeugungen waren die treibende Kraft seines Studiums, seiner Diskussionsbeiträge und Reden.

Ich kann nicht wie jemand sprechen, der Wolfgang persönlich kannte und viele eigene Erfahrungen gemacht hat. Doch ich erinnere mich an praktisch keine Gespräche mit Small Talk oder höflichen Nachfragen. Wolfgang wollte über Politik und Geschichte, über aktuelle Entwicklungen sprechen, insbesondere mit Genossen aus anderen Ländern. Er wollte die Meinung des andern hören, nicht nur seine eigene sagen. Und er stellte die Fragen, die wichtig waren, die einen anregten, nachzudenken, genau zu sein und nach Zusammenhängen zu suchen und Widersprüche aufzuzeigen. Er motivierte einen, die hohen Maßstäbe anzustreben, die er sich selbst gesetzt hatte.

Das galt auch für sein Eingreifen auf politischen Versammlungen und Parteischulungen. Seine Beiträge waren sorgfältig vorbereitet, durchdacht und vor allem auf historisches Verständnis gegründet. Er wollte erreichen, dass sich die Diskussion auf die wesentlichen Fragen konzentrierte.

Das gelang ihm, weil er die notwendige Vorarbeit geleistet hatte, und weil sein ohnehin herausragender Intellekt durch intensive politische Kämpfe noch geschärft worden war.

Nach der Spaltung, als die Mitglieder der britischen Sektion eine nun schon jahrzehntelange politische Zusammenarbeit mit unseren deutschen Genossinnen und Genossen begannen, spielte Wolfgang eine wichtige Rolle dabei, uns neu auszubilden und uns mit den historischen Errungenschaften der trotzkistischen Bewegung vertraut zu machen.

Und das ist das Wesentliche, das Wolfgang auszeichnete. Es geht nicht bloß um persönliche Eigenschaften. Wolfgang war durch und durch ein Trotzkist.

Unsere Tendenz ist, wie Genosse North immer wieder betont, eine Bewegung der Geschichte. Nur wenn man sich mit ihrem langwierigen Kampf für den Sturz des Kapitalismus vertraut macht, lassen sich die oft tragischen Erfahrungen, durch die die Menschheit und die Arbeiterklasse im 20. Jahrhundert gegangen sind, wirklich verstehen. Deshalb hat Wolfgang die Entscheidung getroffen, sich dieser Bewegung anzuschließen. Er wollte unbedingt verstehen, warum der Faschismus in Deutschland sein Schreckensregime errichten konnte. Dem Aufbau dieser Partei hat er ein halbes Jahrhundert seines Lebens gewidmet.

Er hat den Verrat und die Pervertierung der sozialistischen Revolution durch den Stalinismus studiert und die verheerenden Folgen verstanden, die das für Deutschland, Europa und die Welt hatte. Daher entschied er sich, das Internationale Komitee der Vierten Internationale als Weltpartei der sozialistischen Revolution aufzubauen.

Wir, die heute seines Todes gedenken, verstehen sehr gut, welche Rolle insbesondere jene Generation, die in den 1970er Jahren in den Kampf trat, in unserer Bewegung spielte. Ohne ihren Einsatz hätten die Degeneration und der Verrat der Workers Revolutionary Party die Kontinuität des Trotzkismus zerstören können. Wolfgang und die Führung des Bunds Sozialistischer Arbeiter (BSA) schlossen sich dem Kampf gegen den Verrat des WRP am Trotzkismus an. Damit knüpften sie die lebendige Verbindung mit dem historischen Kampf des IKVI zur Lösung der Krise der revolutionären Führung.

Von diesem Zeitpunkt an bemühte sich Wolfgang in seinen Schriften, seinen Reden und vor allem im Kontakt mit alten und neuen Kadern aus Deutschland und der ganzen Welt, aus den Lehren der Vergangenheit Orientierung für die wesentlichen politischen Konflikte der heutigen Zeit zu gewinnen. Dies geschah in Form einer historisch fundierten Offensive gegen den Stalinismus, die deutsche Sozialdemokratie, die WRP-Renegaten, die Pablisten und die Staatskapitalisten. Auch sein Beitrag zur Entlarvung von Robert Services schmutzigen Lügen über Trotzki zählt dazu.

Für all dies hat sich Wolfgang einen Ehrenplatz in unserer Bewegung verdient, und er wird in der Erinnerung derer weiterleben, die heute in den Kampf gegen Krieg und faschistische Reaktion und für den Sozialismus eintreten.

Ulrich Rippert (Sozialistische Gleichheitspartei, Deutschland)

Ulrich Rippert spricht auf der Gedenkveranstaltung für Wolfgang Weber

V. Gnana (Parti de l'égalité socialiste, Frankreich)

Ich überbringe dieser Gedenkfeier für das Leben des Genossen Wolfgang Weber die Grüße der Parti de l'égalité socialiste.

Seine Genossen in Frankreich erinnern sich an ihn als unermüdlichen Kämpfer für den Trotzkismus, gegen den Stalinismus, den Pablismus und alle Formen des kleinbürgerlichen antitrotzkistischen Revisionismus.

In seinem Kampf, den Trotzkismus zur europäischen Arbeiterklasse zu bringen, arbeitete Wolfgang jahrzehntelang mit Genossen zusammen, die für den Aufbau einer Sektion des IKVI in Frankreich kämpften.

Ich lernte Genosse Wolfgang Ende der 1980er Jahre kennen. Als Teil einer Gruppe von Flüchtlingen in Frankreich, die mit dem tamilischen Nationalismus gebrochen hatten, um sich dem Trotzkismus zuzuwenden, reisten wir zu einem Sommerlager der deutschen Sektion in Darmstadt.

Genosse Wolfgang war einer der Genossen, die dort mit uns sprachen. Er fragte mich, woher ich komme, nach meiner politischen Vergangenheit und nach unseren Erfahrungen innerhalb der tamilischen bürgerlich-nationalistischen Bewegung gegen den kapitalistischen Staat Sri Lanka.

Genosse Wolfgang betonte die großen politischen Lehren aus der jüngsten Spaltung des IKVI von den nationalistischen Renegaten in der WRP.

Er forderte uns auf, David Norths Schriften über die WRP, die Anpassung der WRP-Renegaten an den bürgerlichen Nationalismus im Nahen Osten und die Auswirkungen dieser Politik auf Millionen von Arbeitern in der Region zu studieren. Diese wichtigen Lehren waren von entscheidender Bedeutung für den Aufbau einer Kerngruppe tamilischer Arbeiter, die in Frankreich für die Perspektiven des IKVI eintreten.

Mit anderen führenden Mitgliedern der deutschen Sektion zusammen kam Wolfgang wiederholt nach Frankreich, insbesondere während des Streiks der Eisenbahner 1995 gegen die Regierung Juppé. Er betonte stets die Bedeutung des Aufbaus unserer Partei in Frankreich, und dass dies einen langwierigen politischen Kampf erfordern werde.

Genosse Wolfgang hatte ein tiefes Verständnis für die Kraft, die in der Antwort des IKVI auf die Globalisierung und die stalinistische Auflösung der Sowjetunion lag.

Bei einer Versammlung der deutschen Sektion in Essen im Jahr 1997, an der wir teilnahmen, sprach er sich für die Gründung der WSWS durch das IKVI aus. Er betonte die Bedeutung der zuvor von unseren nationalen Sektionen herausgegebenen Zeitungen und erklärte, wie wichtig eine international koordinierte Online-Publikation sei, durch die das IKVI zur Weltarbeiterklasse sprechen könne.

Er sprach sich stets nachdrücklich für die Initiativen der deutschen Sektion aus, die die Gründung unserer Partei in Frankreich vorbereiteten.

Es ist uns in guter Erinnerung, dass er eine führende Rolle dabei spielte, deutsche Historiker und die deutsche Öffentlichkeit auf David Norths Buch über Robert Services verleumderische Trotzki-Biografie aufmerksam zu machen. Wolfgang stellte sich stark gegen die Veröffentlichung der deutschen Ausgabe von Services Machwerk. Dies ist ein wichtiges Kapitel im großen Kampf des IKVI gegen die postsowjetische Schule der Geschichtsfälschung.

Wir erinnern uns, dass Genosse Wolfgang die Entscheidung, die falsche, antikommunistische Einstufung unserer deutschen Sektion als extremistisch durch den Verfassungsschutz rechtlich anzufechten, nachdrücklich unterstützt hat.

Er spielte damit eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Remilitarisierung Deutschlands und die Legitimierung von Faschismus und Militarismus. Dieser Kampf rückte die SGP nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa in den Mittelpunkt der politischen Kämpfe der Arbeiterklasse.

Die Verstärkung unserer Zusammenarbeit mit unsern Genossen in Deutschland und ganz Europa ist der beste Weg, um den Internationalismus und das politische Engagement von Genossen Wolfgang Weber für den Aufbau des IKVI zu würdigen.

Christoph Vandreier (Sozialistische Gleichheitspartei, Deutschland)

Christoph Vandreier spricht zum Gedenken an Wolfgang Weber

Peter Symonds (Socialist Equality Party, Australien)

Im Namen der australischen Socialist Equality Party möchte ich Wolfgang Weber würdigen, einen verdienten Kämpfer für den Trotzkismus, der für die Befreiung der Arbeiterklasse und eine sozialistische Zukunft für die Menschheit kämpfte.

Wolfgang gehörte mehr als 50 Jahre seines Lebens dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale an, die Hälfte der Zeit, die die trotzkistische Bewegung seit der Gründung der Linken Opposition 1923 überhaupt besteht.

Als Mitglied des Bunds Sozialistischer Arbeiter (BSA), der damaligen deutschen Sektion des IKVI, bezog er in der entscheidenden Spaltung von 1985-1986 Partei aufseiten des IKVI, gegen die abtrünnigen Führer der Workers Revolutionary Party - Gerry Healy, Cliff Slaughter und Mike Banda. Diese Spaltung markierte den Sieg der orthodoxen Trotzkisten über den pablistischen Opportunismus.

Wolfgang schrieb viel, zu viel, um hier im Detail darauf einzugehen. Sein Thema waren vor allem die großen historischen Fragen des 20. Jahrhunderts: die Oktoberrevolution von 1917 und ihre Entartung unter der stalinistischen Bürokratie, sowie der Nationalsozialismus in Deutschland. Trotzkis Schriften lieferten den politischen Schlüssel zum Verständnis sowohl des Stalinismus als auch seiner Verantwortung für die Machtergreifung Hitlers 1933.

Nach der Spaltung von den WRP-Renegaten leistete Wolfgang einen unvergänglichen Beitrag zur Renaissance des Marxismus im IKVI. Ich beschränke mich hier auf sein Buch „Solidarnosc 1980-1981 und die Perspektive der politischen Revolution, das 1987 auf Deutsch und 1989 auf Englisch erschien.

Ich lernte Wolfgang 1988 kennen, als wir während der Diskussionen über das Perspektivdokument von 1988 eine Zeit lang in Detroit waren. Auf seine Bitte hin war ich, in bescheidenem Maße, an der Vorbereitung der englischen Ausgabe seines Buches beteiligt, indem ich die Übersetzung auf Feinschliff polierte. Wir haben nicht wenige Stunden mit Diskussionen über Wortwahl, Formulierungen, Zeichensetzung, die Besonderheiten der englischen Sprache und die Politik von Solidarnosc verbracht, neben vielen anderen Fragen.

Wolfgang ging akribisch an diese Fragen heran. Das Buch diente der politischen Entlarvung der WRP-Renegaten, die während der Massenstreiks der polnischen Arbeiter in den Jahren 1980/81 und der Bildung unabhängiger Solidarnosc-Gewerkschaften eine verhängnisvolle politische Rolle gespielt hatten. Während die Streikbewegung die enorme politische Stärke der Arbeiterklasse demonstrierte, lag ihre große Schwäche in der politischen Perspektive ihrer Führung unter Lech Walesa, die durch Druck auf das stalinistische Regime Reformen erzwingen wollte.

Die Pablisten, die die trotzkistische Perspektive der politischen Revolution aufgegeben hatten, rührten die Werbetrommel für das reformistische Programm der Solidarnosc-Führer und von ihnen nahestehenden Intellektuellen wie Jacek Kuron. Die WRP ignorierte einfach die entscheidende Frage der revolutionären Führung und glorifizierte die spontane Bewegung der Arbeiterklasse.

In ihrer Erklärung vom Dezember 1980 schrieb die WRP: „In ihrem Kampf, unabhängige Gewerkschaften aufzubauen und das Streikrecht zu gewinnen, handelt die polnische ‚Solidarität‘–Bewegung in völliger Übereinstimmung mit der Politik Lenins und Trotzkis.“ Sie fuhr fort: „Wie auch immer ihre augenblickliche Politik und Führung geartet sein mag – die polnische Arbeiterklasse ist jetzt an die vorderste Front der sozialistischen Weltrevolution gerückt.“

Diese Erklärung war nur ein Ausdruck der berüchtigten „neuen Weltrealität“ der WRP und der „unbesiegten Stärke der Arbeiterklasse“. In Wirklichkeit diente diese radikale Phraseologie der WRP dazu, sich politisch an die bestehenden Führungen der Arbeiterklasse anzupassen. Nach Ansicht der WRP war alles Ausdruck der „unbesiegten Stärke der Arbeiterklasse“: die Massenstreiks in Polen genauso gut wie die Zerschlagung der Solidarnosc-Bewegung im Jahr 1981.

Wolfgang zeigte auf, dass die WRP nicht untersucht hatte, welcher Art „die augenblickliche Politik und Führung“ der polnischen Arbeiterklasse war. Sie hatte versäumt, deren reformistische Beschränktheit aufzuzeigen und ihre kleinbürgerlichen Berater zu entlarven. Wolfgang verwies auf die Ähnlichkeit mit den spontaneistischen Vorstellungen des deutschen Pablisten Winfried Wolf, der die Notwendigkeit einer revolutionären Führung mit dem Satz abgetan hatte: „Es geht nicht um die Frage, was die revolutionären Akteure denken – entscheidend ist allein ihr Handeln.“

Wolfgang unterzog in seinem Buch die Politik der Solidarnosc-Führung und insbesondere Persönlichkeiten wie Kuron einer vernichtenden Kritik, ebenso die unterschiedliche, aber genauso verräterische Rolle der Pablisten und der WRP-Führung. Diese Schichten betrachteten die stalinistischen Regime als bleibendes, historisch notwendiges Element der Weltpolitik, auch dann noch, als sie auf eine Katastrophe zusteuerten.

Wolfgangs Buch war Teil der Arbeit des IKVI, von David North und anderen, die die Krise des Stalinismus analysierten. Sie versuchten, Arbeitern Klarheit zu verschaffen über die Notwendigkeit von Trotzkis Perspektive der politischen Revolution zum Sturz der stalinistischen Bürokratien als Bestandteil der sozialistischen Weltrevolution.

Im Jahr 1988 überschlugen sich die Ereignisse. Wolfgang hielt es für nötig, der englischen Ausgabe ein Nachwort hinzuzufügen, das sich mit dem Wiederaufflammen der Streiks in Polen und Gorbatschows marktfreundlicher Perestroika befasst. Der Zusammenbruch der stalinistischen Regime in Osteuropa, der mit dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 begann und 1991 in die Auflösung der Sowjetunion mündete, führte zur Restauration des Kapitalismus.

Dies war in nicht geringem Maße auf die politische Rolle der Pablisten und der WRP zurückzuführen, die Gorbatschow als Träger der politischen Revolution gefeiert hatten. Das wurde in Polen im Dezember 1990 eindeutig widerlegt, als Walesa zum Präsidenten ernannt wurde und kapitalistische Marktverhältnisse einführte.

Ich habe nur einen Ausschnitt von Wolfgangs großartiger Arbeit besprochen, der beispielhaft seine Herangehensweise an politische Fragen zeigt: Sie war streng, wissenschaftlich und vor allem in bester marxistischer Tradition der Aufklärung der Arbeiterklasse verpflichtet.

Ich betrachtete Wolfgang auch als Freund. Nicht dass ich einfach auf eine Tasse Kaffee vorbeikommen konnte, schließlich liegt Australien am Ende der Welt. Aber wir konnten auf mehreren internationalen Treffen sprechen. Als er in Australien war, wohnte er bei mir, und als ich 2010 in Deutschland war, lud er mich freundlicherweise zu einem Besuch in München ein, wo ich seine Gastfreundschaft genoss. Er zeigte mir die Sehenswürdigkeiten, nicht die touristischen, sondern die, die für die Arbeiterklasse von Bedeutung waren.

Wolfgang war ein hochkultivierter, warmherziger und großzügiger Genosse mit einem feinsinnigen Humor. Sein vorzeitiger Tod ist ein Verlust für das Internationale Komitee und die internationale Arbeiterklasse. Er wird von seinen Genossen, Freunden und vor allem von seiner Familie - seiner Lebensgefährtin Annie und ihren Kindern - sehr vermisst werden. Es ist sicherlich angemessen, dass wir heute seines Lebens und seiner Arbeit gedenken.

Deepal Jayasekera (Socialist Equality Party, Sri Lanka)

Liebe Genossinnen und Genossen,

im Namen aller Mitglieder und Unterstützer der Socialist Equality Party (SEP) in Sri Lanka grüße ich diese Gedenkveranstaltung und würdige das revolutionäre Andenken an den Genossen Wolfgang Weber.

Sein Tod ist nicht nur für die SGP, sondern für das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) insgesamt ein großer Verlust. Sein Engagement für den Kampf zur Verteidigung und Weiterentwicklung der trotzkistischen Prinzipien des internationalen Sozialismus ist für uns alle in der SEP und den anderen IKVI–Sektionen eine wirkliche Inspiration.

Wie ich aus der WSWS erfahren habe, hat Genosse Wolfgang eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung der historischen Wahrheit gespielt, vor allem im Kampf der trotzkistischen Bewegung gegen die stalinistische Bürokratie, die die sowjetische und internationale Arbeiterklasse verraten hat. Er hat sein großes intellektuelles Potential voll ausgeschöpft, um der konterrevolutionären stalinistischen Bürokratie den historischen Kampf der trotzkistischen Bewegung entgegenzustellen. Für die politische Bildung der IKVI–Kader war dies von entscheidender Bedeutung, und auch für neue Schichten von Arbeitern und Jugendlichen, die sich unserer Bewegung angeschlossen haben.

Wir kennen Genosse Wolfgang als führendes Mitglied des Bund Sozialistischen Arbeiters (BSA, Vorgängerorganisation der SGP) und vor allem als Herausgeber der Neuen Arbeiterpresse, des Organs des BSA.

Ich hatte mehrfach Gelegenheit, Genossen Wolfgang kennenzulernen. Das erste Mal traf ich ihn 1991, als ich als Teil einer Delegation der Revolutionary Communist League (RCL, Vorgängerorganisation der SEP) an der Konferenz des IKVI gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus in Berlin teilnahm. Während dieses Besuchs nahm ich auch an einer internationalen Versammlung teil, die der Redaktionsarbeit der IKVI–Sektionen gewidmet war. Wolfgang nahm in seiner Eigenschaft als Herausgeber der Neuen Arbeiterpresse an dieser Sitzung teil und hielt dort eine Rede.

Internationale Arbeiterkonferenz gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus, IKVI, Berlin 1991 [Photo: WSWS]

Ich erinnere mich auch an ein Treffen mit ihm in Australien im Dezember 1995 und Januar 1996 während der Sommerschule der Socialist Labour League (SLL, Vorgängerorganisation der SEP Australien). Während meines Besuchs bei der australischen Sektion wohnte ich gemeinsam mit Wolfgang in der Wohnung des Genossen Peter Symonds.

Das Thema dieser Sommerschule war die Spaltung des IKVI von den WRP-Renegaten in den Jahren 1985–1986. Vor seinem Australien-Besuch war Wolfgang als Mitglied des IKVI-Teams in Paris gewesen, als ein Generalstreik im November und Dezember 1985 Frankreich erschütterte. Er richtete sich gegen die Wirtschaftsreformen von Premierminister Alain Juppé, die im öffentlichen Dienst zum Einfrieren der Löhne führten. Wolfgang schrieb damals eine Reihe von Artikeln für die Presse der IKVI-Sektionen, in denen er den Generalstreik in Frankreich analysierte.

Während einer Abendveranstaltung im Rahmen der australischen Sommerschule hielt Wolfgang einen Vortrag, in dem er wichtige politische Lehren aus seinen Erfahrungen bei der Intervention im französischen Generalstreik zog.

Auch später, während mehrerer Besuche in Berlin hatte ich Gelegenheit, Wolfgang an den internationalen Parteiveranstaltungen zu treffen. Bei diesen Gelegenheiten lernte ich viel aus Wolfgangs Beiträgen, in denen er das Programm und die Perspektive des internationalen Sozialismus ausführlich darlegte.

Das Vermächtnis des Genossen Wolfgang wird in den Reihen der SGP und der IKVI weiterleben.

Es lebe das Andenken an Genosse Wolfgang!

K. Nesan (Sozialistische Gleichheitspartei, Deutschland)

Liebe Genossinnen und Genossen, es ist mir eine Ehre, einige Worte zum Andenken an einen lebenslangen Revolutionär und Genossen, Wolfgang Weber, zu sagen.

Obwohl Wolfgang in den letzten fünf Jahren schwer krank war, gelang es ihm, sein Leiden so zu kontrollieren, dass sein revolutionärer Geist, der seine politische Arbeit leitete, keinen Schaden litt. Wann immer er sprach, sei es im Vorstand, in Parteischulungen oder auf öffentlichen Versammlungen, hielt sein ruhiges Tempo und seine konzentrierte und entschlossene Art seine Krankheit in Schach. Er konzentrierte alles auf den Kampf für die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse, wie sie im Internationalen Komitee der Vierten Internationale verkörpert ist.

Er sprach als starker und engagierter Kämpfer für den Trotzkismus, und seine Beiträge, in denen er die Perspektive im Kampf gegen den deutschen Militarismus und den imperialistischen Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen entwickelte und erklärte, wurzelten in den historischen Lehren der marxistischen Bewegung.

Er war von der Analyse des Internationalen Komitees überzeugt, die das gegenwärtige Jahrzehnt als das Jahrzehnt der sozialistischen Revolution betrachtet. In seinen Beiträgen wies er stets auf die Klassenkämpfe hin, die sich weltweit gegen Massenentlassungen und Sozialkürzungen entwickeln, und auch auf darauf, dass sich gegen Krieg ein starker Widerstand entwickelt.

Im Oktober, einen Monat vor seinem Tod, erklärte er im Vorstand, als über die Aufnahme eines neuen Mitglieds in die Partei diskutiert wurde, dass dies ein Anzeichen für den grundlegenden Wandel in den Klassenverhältnissen sei, und dass der Weg nun offenstehe, Arbeiter zu gewinnen. Er sagte: „Wir müssen für diese Klarheit kämpfen, indem wir die Lehren aus der Geschichte der Klassenkämpfe im 20. Jahrhundert, die nur in der Geschichte der Vierten Internationale und des IKVI dokumentiert werden, ständig durcharbeiten und den Arbeitern vermitteln.“

Nach der Spaltung mit der WRP begann die deutsche Sektion Bund Sozialistischer Arbeiter intensiv in der tamilischen Gemeinschaft zu arbeiten und organisierte Anfang 1987 in Stuttgart ein Treffen mit Keerthi Balasooriya. An diesem Treffen nahm eine große Zahl von Jugendlichen teil, was eine entscheidende politische Wende unter den tamilischen Arbeitern und Jugendlichen bedeutete. Wolfgang spielte neben Peter, Uli und Ludwig eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung und Erziehung tamilischer Arbeiter für die Partei.

Die meisten Mitglieder der tamilischen Exilgemeinde, die verschiedene bewaffnete Gruppen unterstützten, erkannten während der Verhandlungen mit der indischen Regierung, die 1987 zum indisch-srilankischen Abkommen führten, die Sackgasse ihrer Politik. Ein reaktionäres Abkommen, das den Weg für die Invasion der indischen Armee im Norden und Osten Sri Lankas ebnete, bei der Tausende Zivilisten massakriert wurden.

Das Internationale Komitee lehnte dieses Abkommen ab und veröffentlichte im November 1987 eine Erklärung mit dem Titel „Die Lage in Sri Lanka und die Aufgaben der Revolutionary Communist League“.

Ich traf Wolfgang Anfang 1988 bei einer Versammlung in Stuttgart, auf der diese Erklärung diskutiert wurde. Er sprach Englisch und ich übersetzte für ihn ins Tamilische. Wolfgang sprach ausführlich über die Theorie der permanenten Revolution. Wolfgang bestand auf der Vereinigung und Mobilisierung der singhalesischen und tamilischen Bevölkerung unter der Führung der Arbeiterklasse für eine sozialistische Perspektive, für die das Internationale Komitee steht. Die demokratischen Forderungen der tamilischen Massen könnten nur durch eine sozialistische Revolution erreicht werden.

Es ist angebracht, an Wolfgangs Antwort auf eine Frage zur Unterstützung der JVP in den ländlichen Gebieten Sri Lankas zu erinnern. Wolfgang erklärte, der Einfluss unter den armen Landbewohnern sei das Ergebnis des Verrats der LSSP und der CP und könne nur durch das Eingreifen der Arbeiterklasse verhindert werden. Wolfgang sagte, die JVP vertrete weder die Arbeiter noch die armen Landbewohner, sondern die Interessen von Teilen der sri-lankischen Bourgeoisie. Er fügte hinzu, die Ablehnung des Abkommens zwischen Indien und Sri Lanka durch die JVP sei chauvinistisch, und sie unterstütze und organisiere den Krieg gegen die Tamilen.

Die Opposition des Internationalen Komitees basiert auf sozialistischen Prinzipien, nämlich der Vereinigung der Arbeiterklasse im Kampf gegen die reaktionäre nationale Bourgeoisie und den Verrat der LSSP. Vor dem Hintergrund der heutigen JVP/NPP-Regierung, die den Sparkurs des IWF gegen die Arbeiterklasse umsetzt, ist Wolfgangs damalige Antwort umso relevanter.

Wolfgang hatte enge politische Beziehungen zu tamilischen Mitgliedern. Während der Sommerlager diskutierte er nach den Sitzungen ausführlich über politische Themen sowie über Film, Musik und Literatur mit uns. In späteren Jahren traf er uns auf Parteitagen und an den Schulungen und diskutierte mit jedem von uns.

Im Juni 2022, vor der Feier zu seinem 70. Geburtstag, wollte er unbedingt wissen, ob tamilisch–sprachige Genossen an der Veranstaltung teilnehmen würden.

In seinem Beitrag zu der Veranstaltung konzentrierte er sich auf die Ausbildung junger Genossinnen und Genossen, denen er von seinen Erfahrungen berichtete, wie er der Partei beigetreten war und welche politischen Themen damals aktuell waren. Darauf hat Uli schon hingewiesen. Dieser Aufgabe widmete Wolfgang sich bei jeder Gelegenheit.

Selbst Monate vor seinem Tod behielt er seinen Humor. Er brauchte Hilfe bei der Installation eines Programms auf seinem Computer. Nachdem er die Anleitung erhalten hatte, schrieb er zurück: „Aha, alles klar! Ich werde es in den nächsten Tagen installieren und dir Bescheid geben, wenn ich im Graben gelandet bin!“

Wolfgang ist nicht mehr unter uns, aber sein lebenslanger Kampf für den Aufbau einer Partei des sozialistischen Internationalismus wird Millionen von Arbeitern und Jugendlichen in den Massenkämpfen der Arbeiterklasse, die sich jetzt entwickeln, inspirieren.

Peter Schwarz (Sozialistische Gleichheitspartei, Deutschland)

Ich kannte Wolfgang seit 50 Jahren: anfangs, als er noch in München wohnte, nur flüchtig, aber dann, nach seinem Umzug nach Essen, im Rahmen der täglichen Zusammenarbeit. Es ist schwer zu glauben, dass er nicht mehr unter uns ist.

Er war Teil einer Generation, die – wie ich selbst – über die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zum Trotzkismus kam. Die Frage „Wie war es möglich?“ hat damals Hunderttausende umgetrieben. Wolfgang fand bei Trotzki die Antwort. Die Massenstreiks in England und die wichtige Rolle, die die SLL darin spielte, bewiesen ihm dann anschaulich, dass der Aufbau einer revolutionären Bewegung in der Arbeiterklasse nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist.

Seit dieser Zeit war Wolfgang Trotzkist, Sozialist und überzeugter Internationalist. Das bestätigt auch die große internationale Beteiligung an dieser Gedenkveranstaltung. Für Wolfgang bestand nie ein Zweifel daran, dass das IKVI – und nur das IKVI – die einzige revolutionäre, marxistische Partei ist. Als das IKVI 1985 mit den WRP-Renegaten brach, stand Wolfgang fest auf Seiten des IKVI.

Die Frage, die Wolfgang wie keine andere umtrieb, war die des Stalinismus. Nicht zufällig befassen sich zwei seiner drei Bücher, die im Arbeiterpresse Verlag, dem heutigen Mehring Verlag, erschienen sind, mit dieser Frage: „DDR – 40 Jahre Stalinismus“ und „Solidarnosc 1980 – 1981“.

Deutschland ist nicht nur das Land der Nazi-Barbarei – es ist auch das Land von Marx und Engels, der ersten marxistischen Massenpartei unter der Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht und der größten Kommunistischen Partei außerhalb der Sowjetunion.

Der Verrat der SPD, die im August 1914 ihre Opposition gegen den deutschen Militarismus aufgab und auf Kriegskurs einschwenkte, war relativ leicht zu begreifen.

Vier Jahrzehnte, in denen die Partei unter dem Banner des Marxismus segelte und stetig wuchs, aber keine einige Gelegenheit zu einer revolutionären Kraftprobe hatte, bildeten an ihrer Spitze eine konservative Schicht heraus, die sich mit der bürgerlichen Herrschaft arrangierte, 1914 den Krieg unterstützte, 1918 die proletarische Revolution erwürgte und 1919 Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordete.

Doch weshalb versagte die KPD, die Hunderttausende Mitglieder und Millionen Wähler hatte, so kläglich, als Hitler 1933 an die Macht kam?

Das war nicht nur eine historische Frage. Als Wolfgang politisch aktiv wurde, bevölkerten – wie Ulrich Rippert erwähnt hat – noch Tausende Nazi-Verbrecher Ministerien, Lehrstühle und Konzernvorstände. Im Osten Deutschlands (wo viele von uns, auch Wolfgang, Verwandte hatten) herrschte ein stalinistisches Regime, das zwar das kapitalistische Eigentum abgeschafft hatte, aber die Arbeiterklasse brutal unterdrückte und westdeutsche Arbeiter zurück in die Arme der Sozialdemokratie trieb.

Die DKP – der westdeutsche Ableger der ostdeutschen Staatspartei SED – propagierte die friedliche Koexistenz und war hysterisch feindlich gegen eine sozialistische Perspektive. Wir bekamen das nicht nur politisch und ideologisch zu spüren, sondern auch physisch – wenn sie auf Mai-Demonstrationen unsere Banner herunterrissen.

Das meistgelesene Buch im BSA der 1970er Jahre waren Trotzkis „Schriften über Deutschland“, die Helmut Dahmer 1971 in einer zweibändigen Ausgabe herausbrachte. Dahmer hatte bei Horkheimer und Adorno studiert und stand der Frankfurter Schule und dem Pablismus nahe. Er verstand aber trotzdem, dass Trotzkis Schriften eine ungeheure politische Bedeutung hatten. Noch 2011 gelang es Wolfgang, ihn zur Unterzeichnung des Protestbriefs gegen Robert Services Schmähschrift gegen Trotzki zu gewinnen.

Wolfgang reagierte begeistert auf die Aufstandsbewegungen, die sich im Verlauf der 1980er Jahre in Polen, Osteuropa und der DDR gegen die stalinistische Bürokratie entwickelten. Sein Buch über Solidarnosc, das 1987 als Artikelserie in der Neuen Arbeiterpresse erschien, war eine wichtige Vorbereitung auf die Ereignisse, die zwei Jahre später zum Ende der DDR führten.

Großdemonstration auf dem Berliner Alexanderpatz am 4. November 1989 [Photo]

Wolfgang untersucht detailliert, weshalb diese gewaltige spontane Bewegung, die auf ihrem Höhepunkt 10 Millionen Arbeiter umfasste, erst unterdrückt und dann in eine reaktionäre, nationalistische Richtung gelenkt werden konnte. Er geht dabei insbesondere auf die konterrevolutionäre Rolle des Pablismus und seine Unterstützung für Jacek Kuron und andere pro-kapitalistische Figuren in- und außerhalb der stalinistischen Partei ein.

1989 bestimmte das maßgeblich unsere unversöhnliche Haltung gegenüber den kleinbürgerlichen Demokraten, die im Herbst 1989 in der DDR wie Pilze aus dem Boden schossen, um die Opposition der Arbeiterklasse fehlzuleiten und zu unterdrücken. Von Agenten der Stasi über rechte, bürgerliche Politiker und einer 35-jährigen Physikerin namens Angela Merkel bis hin zu den Pablisten war alles darin vertreten.

Wolfgang schrieb dazu zahlreiche polemische Artikel und engagierte sich auch persönlich energisch an unseren politischen Interventionen in der DDR.

Das IKIV zog in den folgenden Jahren aus der kapitalistischen Restauration in der Sowjetunion, der DDR und Osteuropa weitgehende Schlussfolgerungen.

Alle nationalen Perspektiven hatten sich erschöpft – nicht nur die der Stalinisten, sondern auch die der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften und der nationalen Bewegungen. Eine neue revolutionäre Führung der Arbeiterklasse konnte nicht durch ein taktisches Eingreifen in diesen Organisationen, sondern nur durch den Aufbau des IKVI entstehen. Wir verwandelten unsere Sektionen deshalb aus Bünden in Parteien.

Wir waren nicht nur mit einer „Krise der Führung“, sondern mit einer „Krise des sozialistischen Bewusstseins“ der Arbeiterklasse konfrontiert. Entsprechend entwickelten wir unsere Arbeit. Wir gründeten die WSWS, die neben politischen Analysen und täglichen Perspektive auch historische, theoretische und kulturelle Fragen umfasst. Wir entwickelten unsere Verlagsarbeit mit zahlreichen Büchern – vor allem von David North – zu brennenden theoretischen und historischen Fragen.

Wolfgang leistete dabei – wie meine Vorredner bereits erklärt haben – einen wichtigen politischen Beitrag. Was ihn auszeichnete, war die Bedeutung, die er der politischen Erziehung der Arbeiterklasse beimaß. Er gab sich nicht mit Phrasen zufrieden, sondern bestand auf einem gründlichen Verständnis der Geschichte und des Marxismus. Das hat seine Arbeit bis zum letzten Tag seines Lebens geprägt.

Wolfgangs früher Tod ist für seine Angehörigen und unsere Partei ein großer Verlust. Aber er hat ein erfülltes Leben geführt, das nicht nutz- und ziellos vor sich herlief, sondern einer besseren Zukunft für die Menschheit gewidmet war. Dafür wird er in unserer Erinnerung bleiben und weiterleben.

Hakan Özal (Sosyalist Eşitlik Grubu, Türkei)

Im Namen der Sozialistischen Gleichheitsgruppe in der Türkei gedenke ich Genosse Wolfgang mit tiefem Respekt.

Der Verlust von Wolfgang ist eine Quelle tiefster Trauer für alle Trotzkisten weltweit, die der marxistischen Lehre verpflichtet sind. Doch sein Leben und sein Kampf werden mit dem Erbe, das er hinterlassen hat, eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für unsere fortgesetzte Arbeit sein und weiterhin unseren Weg erhellen.

Genosse Wolfgang Weber widmete sein Leben der Kontinuität der trotzkistischen Bewegung und kämpfte mehr als ein halbes Jahrhundert lang für den Sieg der weltweiten sozialistischen Revolution. In den 1970er und 1980er Jahren spielte er eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung und Weiterentwicklung der marxistischen Perspektive in einer historisch besonders kritischen Phase. Seine bemerkenswerten Arbeiten über den Stalinismus und den revolutionären Kampf in der DDR und Polen sind nur ein Teil seiner bedeutenden Beiträge zur revolutionären Theorie.

Die Zeit, die ich mit Wolfgang verbrachte, war zwar kurz, aber für mich eine unvergessliche Periode. Während meines Studiums an der Universität Bielefeld luden wir ihn als Referenten zu den von uns als IYSSE organisierten Veranstaltungen ein. In dieser Zeit, in der ich durch die Parteiarbeit in engem Kontakt mit ihm stand, konnte ich seine außergewöhnliche Hingabe an den revolutionären Kampf und seine tiefgehende theoretische Klarheit hautnah erleben. Besonders eindrucksvoll war für mich die Veranstaltung mit dem Titel „Historisches Quartett“ – ein Moment, in dem ich Wolfgangs intellektuelle Stärke und seine bescheidene Persönlichkeit aus nächster Nähe erleben durfte.

Dieses Treffen zeigte eindrucksvoll, mit welcher Entschlossenheit Wolfgang die intellektuelle Auseinandersetzung gegen Angriffe auf das historische Erbe Leo Trotzkis führte. An der Podiumsdiskussion nahmen vier renommierte Geschichtsprofessoren teil. Wolfgang war nicht nur ein Teilnehmer in diesem erlesenen Kreis, sondern mit seinem fundierten Wissen, seinen klaren Analysen und seiner starken Haltung eine wahre Orientierungshilfe.

Sein ruhiger, aber äußerst wirkungsvoller Stil trug nicht nur dazu bei, die Diskussion zu lenken, sondern ermöglichte es den Teilnehmern, die Themen in größerer Tiefe zu erfassen. An diesem Tag widerlegte Wolfgang mutig die Angriffe auf die Ideen Leo Trotzkis und die historischen Tatsachen – es war nicht bloß eine akademische Debatte, sondern eine kraftvolle Verteidigung des revolutionären Bewusstseins, der wissenschaftlichen Integrität und der trotzkistischen Perspektive.

Ich konnte als anwesender Zuhörer den Respekt der Professoren ihm gegenüber und die Bewunderung des Publikums für seine Analysen deutlich spüren. In diesem Saal war Wolfgang nicht nur ein Redner, sondern auch ein mutiger Vertreter der historischen Wahrheit und der Interessen der Arbeiterklasse.

Sein Wissen und seine intellektuelle Tiefe waren außergewöhnlich. Sein Verständnis von Geschichte, Philosophie und politischer Theorie ermöglichte es ihm, komplexe Themen klar und verständlich zu vermitteln. Doch das, was Wolfgang wirklich auszeichnete, war seine Bescheidenheit und sein tief empfundener Respekt gegenüber seinen Genossen. Er teilte sein Wissen und seine Erfahrungen stets bereitwillig mit jungen Menschen und zeigte dabei niemals Arroganz. Seine Geduld, seine Erklärungen und die überzeugende Kraft seiner Worte hinterließen bei seinen Zuhörern einen tiefen Eindruck.

Der unermüdliche Kampf von Genosse Wolfgang Weber für die Unabhängigkeit der Arbeiterklasse und die internationale sozialistische Revolution lebt im IKVI weiter. Wolfgang Webers Vermächtnis wird die weltweite trotzkistische Bewegung und die internationale Arbeiterklasse weiterhin leiten. Seine Hingabe, seine Bescheidenheit und sein revolutionärer Glaube, den er bis zu seinem letzten Atemzug mit unerschütterlichem Selbstvertrauen trug, sind für uns eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.

Wir werden sein Andenken in Ehren halten und seinen Kampf fortsetzen.

Junge Garde der Bolschewiki-Leninisten (YGBL, Russland)

Liebe Genossinnen und Genossen,

wir sprechen dem gesamten Internationalen Komitee sowie den Angehörigen und Freunden des Genossen Wolfgang Weber unser tiefstes Beileid zum Tod des Genossen Wolfgang Weber aus der deutschen Sektion aus.

Wolfgang Weber widmete einen Großteil seines bewussten Lebens dem Kampf der Arbeiterklasse gegen das kapitalistische System der Unterdrückung und Ausbeutung. Er schlug diesen Weg bereits 1971 während seines Studiums in Großbritannien ein, als er zum ersten Mal mit der Socialist Labor League in Kontakt kam, und setzte den Kampf bis zu seinem letzten Atemzug fort.

Tatsächlich brach er gleich zu Beginn seiner politischen Karriere sein Studium ab und begann, sich vollzeitlich für die Partei zu engagieren. Während der Spaltung mit dem opportunistischen Flügel der Workers Revolutionary Party zögerte Genosse Weber nicht, die trotzkistische Mehrheit zu unterstützen. Als Robert Service einen politischen Angriff auf die Biografie von Leo Trotzki organisierte, trug Wolfgang Weber entscheidend dazu bei, diesen abzuwehren.

Die letzten fünf Jahre seines Lebens kämpfte er gegen eine schwere Krebserkrankung. Aber selbst in dieser schwierigen Zeit setzte er seine Parteiarbeit fort.

In den letzten Jahren hat das Internationale Komitee der Vierten Internationale und die gesamte Arbeiterklasse mehrere ihrer Kämpfer verloren, darunter: Genosse Wije Dias, der langjährige Führer der SEP in Sri Lanka, der 2022 verstorben ist; Genossin Helen Halyard, die vor fast genau einem Jahr starb, und nun Wolfgang Weber, der am 16. November verstorben ist.

Trotz dieses Verlustes für das gesamte Internationale Komitee kann man nicht sagen, dass sein Leben umsonst gewesen wäre. Es wird uns, die wir gerade erst diesen Weg eingeschlagen haben, als Vorbild für das Leben eines wahren Kämpfers dienen und Ansporn sein, weiterzukämpfen. Genosse Weber hat die Geburt der neuen Welt nicht mehr erlebt, aber er hat fest daran geglaubt, und wir müssen alles tun, damit unsere Generation seinen Kampf fortsetzt und die Welt von dem überlebten Gesellschaftssystem befreit, das die gesamte Menschheit zu vernichten droht.

Ruhe in Frieden, Genosse Weber.

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