Israel setzte am Montag seine täglichen Massaker an Hilfesuchenden fort. In einen offiziellen Verteilzentrum für Hilfsgüter wurden drei Menschen getötet und zig weitere verletzt.
Das Massaker vom Montag war keine singuläre Tat. Vorausgegangen waren am Sonntag 31 Tote und mehr als 170 Verwundete bei einem ähnlichen Massaker in einem Hilfsgüterverteilzentrum am selben Ort.
Amr Abu Teiba, ein Zeuge des Massakers vom Sonntag, sagte gegenüber dem Magazin Politico: „Es wurde aus allen Richtungen geschossen, von Kriegsschiffen der Marine, von Panzern und Drohnen.“
Ein weiterer Zeuge sagte gegenüber Le Monde: „Sie eröffneten das Feuer von allen Seiten: links, rechts, neben uns, vor uns, hinter uns, man konnte nicht einmal sagen, wo die Soldaten waren.“ Er berichtete auch, dass Krankenwagen beschossen wurden.
In einer Erklärung zu den Schüssen am Sonntag teilte das Rote Kreuz mit: „Alle Patienten sagen, sie hätten versucht, eine Hilfsgüterverteilstelle zu erreichen. Dies ist die höchste Zahl von Verwundeten bei einem einzigen Vorfall seit der Einrichtung des Feldlazaretts vor über einem Jahr.“
Seitdem die Hilfszentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) aufgemacht wurden, die US-amerikanische und israelische Unterstützung genießen, kam es in der vergangenen Woche fast täglich zu Massakern an Hilfesuchenden durch das israelische Militär. Das israelische Militär spricht nach jedem der tödlichen Vorfälle von „Warnschüssen“, die es abgegeben habe.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte eine Untersuchung der Tötungen.
„Ich bin entsetzt über die Berichte über getötete und verletzte Palästinenser, die gestern im Gazastreifen Hilfe suchten“, sagte Guterres. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Palästinenser ihr Leben für Lebensmittel riskieren. Ich fordere eine sofortige und unabhängige Untersuchung dieser Vorfälle und dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.“
Guterres weiter: „Israel ist nach dem humanitären Völkerrecht eindeutig verpflichtet, humanitäre Hilfe zuzulassen und zu erleichtern. Der ungehinderte Zugang zu Hilfe in großem Umfang, um den enormen Bedarf im Gazastreifen zu decken, muss sofort wiederhergestellt werden.“
Die täglichen Massaker an Hilfesuchenden bestätigen die Warnungen der Vereinten Nationen und anderer humanitärer Organisationen, dass die von der GHF betriebenen Hilfsverteilungszentren nichts anderes sind als die logistische Komponente der Bemühungen Israels, die Palästinenser in Gaza in Konzentrationslager zu treiben. Letztlich wird so die gewaltsame Vertreibung aus dem Gebiet vorbereitet.
Es ist fast drei Monate her, dass Israel eine totale Blockade von Lebensmitteln, Treibstoff und Strom im Gazastreifen verkündet hat. Am 19. Mai kündigte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an, dass er „minimale“ Hilfslieferungen in den Gazastreifen zur Verteilung durch die GHF-Hilfszentren zulassen werde. Diese haben keine nennenswerten Auswirkungen auf die Linderung der umfassenden Hungersnot.
Die Vereinten Nationen und andere humanitäre Hilfsorganisationen haben jegliche Zusammenarbeit mit dem Programm abgelehnt.
Am Freitag erklärte Jens Laerke, Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe, in einer Pressekonferenz: „Hundert Prozent der Bevölkerung sind von Hungersnot bedroht“. Er fügte hinzu, die belagerte Enklave sei „der weltweit am stärksten von Hunger betroffene Ort“.
Ein Bericht der von den Vereinten Nationen unterstützten Integrated Food Security Phase Classification vom letzten Monat schätzt, dass in den nächsten 11 Monaten fast palästinensische 71.000 Kinder unter fünf Jahren „akut unterernährt“ sein werden.
In dem Bericht heißt es: „Die gesamte Bevölkerung ist mit einem hohen Maß an akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert, und eine halbe Million Menschen - jeder fünfte - ist vom Hunger bedroht.“
Die Angriffe auf Hilfssuchende wurden am Montag von Angriffen im gesamten Gazastreifen begleitet. Bei einem Angriff auf ein Wohngebäude im nördlichen Gazastreifen wurden 14 Menschen getötet.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Am Montag wurden bei einem Luftangriff auf eine als Schutzraum genutzte Schule in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens vier Menschen getötet. Der Guardian veröffentlichte am Montag einen quellengestützten Bericht, wonach der Bombenanschlag Teil einer gezielten Strategie war, die als Schutzräume genutzten Schulen anzugreifen.
Der Guardian berichtet: „Dies geschah nach einer Lockerung der Kontrollen für Aktionen gegen Hamas-Aktivisten an Orten, an denen sich viele Zivilisten aufhalten, so Quellen, die mit der Strategie vertraut sind.“
Fünfundneunzig Prozent der Schulen im Gazastreifen sind während des israelischen Angriffs auf den Gazastreifen bereits beschädigt worden, wobei nach UN-Angaben mehr als 400 Schulen einen „direkte Treffer“ erlitten haben.
Israels Völkermord in Gaza hat seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 54.000 Menschen getötet.
Eine von der Financial Times veröffentlichte umfangreiche Analyse legt dar, dass Hunderte von Vertreibungsbefehlen des israelischen Militärs inzwischen vier Fünftel des Gazastreifens für Palästinenser unzugänglich gemacht haben. In dem Bericht wird festgestellt, dass der Gazastreifen bereits vor Beginn des Völkermords eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt war.
Die Financial Times schreibt: „Aber Israel ist noch nicht fertig. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat angedeutet, dass sie die gesamte Bevölkerung in einer winzigen Ecke des südlichen Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten einsperren will, während der Rest der Enklave tabu ist.“
Und weiter: „Selbst bei großzügigsten Berechnungen wird jeder der kriegsmüden Zivilisten in Gaza weniger Platz zum Überleben haben als ein kleines Zimmer. Zieht man das nicht nutzbare Land ab, das von Schutt, Sümpfen, Straßen und Mülldeponien eingenommen wird, könnte der für jeden Palästinenser verbleibende Platz sogar noch geringer sein. Bei den schlimmsten Berechnungen könnte es sich um so wenig Raum wie die Fläche eines Wohnzimmersofas handeln.“
Das ist die Bedeutung der Worte vom israelischen Finanzministers Bezalel Smotrich. Smotrich hatte vergangenen Monat formuliert, dass „innerhalb weniger Monate... Gaza zerstört sein wird... Die Bürger des Gazastreifens werden sich im Süden konzentrieren.“ Er fügte hinzu, dass die Palästinenser ihre Vertreibung aus dem Gazastreifen akzeptieren würden, da sie wüssten, dass es in Gaza keine Hoffnung und nichts zu erwarten gäbe. Er fügte hinzu: „Sie werden völlig verzweifeln.“