Israel fliegt Luftangriff auf Schule mit vertriebenen palästinensischen Familien in Gaza-Stadt

Walaa Al-Kilani (rechts) trauert mit Angehörigen bei den Leichen ihrer Mutter und ihres Bruders. Sie wurden am Montag, dem 26. Mai 2025, bei einem israelischen Angriff auf eine Schule beim Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt getötet, die als Unterkunft für Vertriebene diente. [AP Photo/Jehad Alshrafi]

Am frühen Montagmorgen wurde eine Schule in Gaza-Stadt, die in eine Unterkunft für vertriebene Familien umgewandelt worden war, Ziel eines israelischen Luftangriffs. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza und mehreren Augenzeugenberichten wurden dabei mindestens 36 Menschen getötet und mehr als 55 verwundet. Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder.

Der Angriff ereignete sich, als die Menschen in der Einrichtung schliefen, und setzte die Habseligkeiten der Bewohner in Brand. Er hinterließ Szenen von Verwüstung und Chaos. Ein Überlebender erklärte gegenüber der Washington Post: „Wir schliefen gerade, als sich die Explosion ereignete. Es waren überall Schreie zu hören. Menschen suchten in der Dunkelheit nach ihren Kindern.“

Die Schule im Stadtteil Daraj in Gaza-Stadt war zu einem Zufluchtsort für Dutzende von Familien geworden, die durch monatelange unablässige Luft- und Bodenangriffe bereits mehrfach vertrieben worden waren.

Laut Fahmy Awad, dem Leiter der Rettungsdienste des Gesundheitsministeriums von Gaza, erfolgte der Angriff plötzlich und ohne Vorwarnung. Während Rettungskräfte Leichen aus den Trümmern bargen und Überlebende nach vermissten Angehörigen suchten, erklärte er: „Sie haben uns dort angegriffen, wo wir uns sicher fühlten.“

Voraussichtlich wird die Zahl der Toten noch steigen, wenn weitere Opfer unter den Trümmern gefunden werden. Dieser jüngste Angriff war Teil einer allgemeinen Eskalation der Gewalt im gesamten Gazastreifen. Die israelischen Streitkräfte verschärfen ihre Luftangriffe und Bodenoperationen im Rahmen der letzte Phase der ethnischen Säuberungsaktion, die von der israelischen Regierung als „Operation Gideons Streitwagen“ bezeichnet wird.

Die Gesundheitsbehörden in Gaza berichten, dass allein in den letzten 24 Stunden mindestens 38 Menschen bei verschiedenen Angriffen getötet wurden, darunter auch Kinder. Laut palästinensischem Gesundheitsministerium beläuft sich die Gesamtzahl der seit Oktober 2023 getöteten Palästinenser auf schätzungsweise mehr als 53.800 und über 122.000 Verletzte, die meisten davon Frauen und Kinder.

Augenzeugen haben eine Landschaft aus Schrecken, Vertreibung und Massenmord beschrieben. In Chan Yunis, einer Stadt im Süden, die wiederholt Ziel israelischer Luftangriffe wurde, mussten Familien bereits zum zehnten oder elften Mal aus ihren Häusern fliehen. Ne'man Abu Jarad, seine Frau Majida und ihre sechs Töchter leben jetzt in einem provisorischen Zelt in den Ruinen ihres ehemaligen Viertels. Ne'man erklärte gegenüber Associated Press: „Jedes Mal, wenn man die Entscheidung trifft, wegzugehen, fühlt es sich an, als würde man sein eigenes Leben beenden.“

Majida, sichtlich dünner als in den letzten Monaten, beschrieb den täglichen Kampf um Nahrungsmittel: „Wenn eine meiner Töchter sagt: ,Baba, ich habe Hunger‘, gebe ich ihr ein oder zwei Bissen, damit ihr Stück Brot bis zum Ende des Tages reicht.“ Ihre Geschichte ist die von fast allen Familien in Gaza – 2,3 Millionen Menschen, von denen die meisten mehrfach durch israelische Militäranordnungen und die Zerstörung ihrer Häuser vertrieben wurden.

Hunger ist zu einer wichtigen Waffe in Israels völkermörderischer Kampagne gegen die Palästinenser geworden. Seit März hat Israel die Einfuhr von Nahrungsmitteln, Treibstoff, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Hilfsgütern in den Gazastreifen blockiert und die Bevölkerung in Hungersnot und Tod getrieben. Hilfsorganisationen berichten, dass die Lieferungen, die durchgelassen werden, völlig unzureichend sind. Der Direktor für medizinische Hilfsgüter in Gaza erklärte gegenüber Al Jazeera, dass in drei Tagen nur 92 Lastwagen mit Hilfsgütern eingelassen wurden. Vor dem Krieg waren es 500 pro Tag.

Er erklärte: „Die Gesundheits-, Wasser- und Nahrungsmittelsituation im Gazastreifen ist sehr schwierig.“ Er wies daraufhin, dass Israel den Zugang weiterhin einschränkt. Das International Food Policy Institute und die Integrated Food Security Phase Classification warnten, Gazan erlebe eine der schlimmsten Nahrungsmittelkrisen der Welt. Millionen Menschen seien von akuter Unterernährung bedroht.

Krankenhäuser, die ohnehin schon mit Verletzten überlastet sind, wurden wiederholt Ziel israelischer Angriffe, was ihre Kapazität zur Behandlung von Verwundeten und Kranken weiter eingeschränkt hat. Laut dem Gesundheitsministerium wurden neben dem Angriff auf die Schule bei einem weiteren israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza-Stadt 15 Mitglieder derselben Familie, darunter Frauen und Kinder, getötet.

Aus der Umgebung des Al-Awda-Krankenhauses wurde Artilleriebeschuss gemeldet, wobei Granatsplitter in den Hof des Krankenhauses fielen. Das medizinische Personal arbeitet unter unmöglichen Bedingungen, oft ohne Strom, sauberes Wasser oder angemessene Mittel.

Reuters und Associated Press führten Interviews mit Palästinensern, die ein Leben in ständiger Angst und Verzweiflung schilderten. Fadi Tamboura saß neben einem Krater, den ein Luftangriff hinterlassen hatte, und weinte. Er fragte:

Wo sollen wir heute hin? Nach Westen? Dort gibt es Bombenangriffe. In den Osten? Da bringen sie die Leute um. Wo sollen ich, meine Kinder und meine Familie, hingehen?

Ein anderer Einwohner, Ismail, erzählte von einer Nacht, in der unablässig Bomben fielen:

Die endlosen Explosionen und Luftangriffe erinnerten uns an die ersten Tage des Kriegs. Der Boden unter uns hörte nicht mehr auf zu beben. Wir dachten, Trump sei gekommen, um uns zu retten, aber scheinbar sind wir Trump genauso egal wie Netanjahu.

Die israelische Regierung behauptet, ihre Operationen zielten darauf ab, die Hamas zu besiegen und die Freilassung der Geiseln zu sicherzustellen. Durchgesickerte Äußerungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, über die Al Jazeera berichtete, zeigen jedoch, dass das zentrale Ziel die Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen ist.

Berichten zufolge hatte Netanjahu bei Treffen hinter verschlossenen Türen erklärt:

Wir zerstören noch mehr Häuser; sie können nirgendwo hin zurück. Das einzige unvermeidliche Ergebnis wird der Wunsch der Palästinenser sein, aus dem Gazastreifen auszuwandern.

Diese Politik, den Gazastreifen unbewohnbar zu machen, die Blockade von Nahrungsmitteln und Nothilfe, verbunden mit der systematischen Zerstörung von Häusern, Infrastruktur und medizinischen Einrichtungen ist von zentraler Bedeutung für die Strategie der ethnischen Säuberung.

US-Präsident Donald Trump erklärte zum Abschluss seiner jüngsten Nahostreise, dass in Gaza „Menschen verhungern“ und er auf „Gutes“ im kommenden Monat hoffe, wozu auch die gewaltsame Abschiebung von Palästinensern in andere Länder gehöre. In der Zwischenzeit setzen die USA ihre diplomatische und militärische Unterstützung für den anhaltenden Angriff fort.

Die vollständige Besetzung des Gazastreifens und die Verlegung der Bevölkerung in Konzentrationslager sind die Vorstufe zu Plänen für die Vertreibung der verbliebenen Bevölkerung in Gaza. Netanjahu erklärte kürzlich auf einer Pressekonferenz: Die Regierung „ist bereit, den Krieg zu beenden, unter eindeutigen Bedingungen, dass ... wir Trumps Plan umsetzten. Ein Plan, der so korrekt und revolutionär ist.“ Dieser Plan der USA und Israels sieht die dauerhafte Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus dem Gazastreifen vor.

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