Wir rufen alle Ford-Arbeiter auf, sich mit dem Ford-Aktionskomitee in Verbindung zu setzen, um einen Kampf zur Verteidigung des Kölner Stammwerks vorzubereiten. Ein zweites Saarlouis darf nicht zugelassen werden. Schreibt uns eine Whatsapp-Nachricht an folgende Nummer: +491633378340 oder registriert Euch im Formular am Ende dieses Artikels.
Als die IG Metall am Mittwoch letzter Woche die 11.500 Ford-Beschäftigten in Köln zu einem 24-stündigen Streik aufgerufen hatte, weil ihr gesamtes Werk von Schließung bedroht ist, erklärte die WSWS, dass IGM- und Betriebsrats-Funktionäre „kein Interesse an einem Arbeitskampf zur Verteidigung der Arbeitsplätze haben, sondern die geregelte Abwicklung des Werks anstreben“.
Am Montag hat die IG Metall den Streik, für den die Belegschaft in einer Urabstimmung mit 93,5 % gestimmt hatte, abgeblasen. Der IGM-Apparat hätte nicht deutlicher machen können, wie richtig die Einschätzung der WSWS ist.
Gewerkschaftssekretärin Kerstin Klein und die IGM-Vertrauenskörperleiter David Lüdtke und Frank Koch haben in ihrer Pressemitteilung vom Montag die Absage an das Mitgliedervotum nicht näher begründet. Sie haben lediglich auf nicht näher bezeichnete Eckpunkte verwiesen, die sie angeblich mit der deutschen Geschäftsleitung von Ford abgestimmt hätten.
Der nur 24-stündige Streik, der dem Konzern angesichts schwacher Auslastung keinen Cent gekostet haben dürfte, soll angeblich dazu geführt haben, „dass die Geschäftsführung in den Gesprächen seit Donnerstag weit genug auf uns zu gekommen ist, dass wir weiteren Verhandlungen einen angemessenen Raum geben wollen“, sagt IG Metall-Verhandlungsführerin Klein.
Nachdem Ford kurz vor Streikbeginn Klein noch ein Angebot übermittelt hatte, war die Gewerkschaftsfunktionärin offensichtlich drauf und dran, selbst den 24-Stunden-Streik zu canceln, entschied sich dann aber anders. „Den Tagesstreik werden wir dennoch wie geplant durchführen, denn das Druckmittel des Arbeitskampfes werden wir nicht aufgeben, solange kein Gesamtpaket auf dem Tisch liegt.“ Sofort nach dem Streik haben sie dann die Verhandlungen weitergeführt und sind nun angeblich diesem „Gesamtpaket“ näher gekommen.
Benjamin Gruschka, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Ford-Werke erklärt dazu: „Wir konnten uns mit der deutschen Geschäftsführung auf einige Eckpunkte für weitere Verhandlungen verständigen.“ Dafür brauche es an der ein oder anderen Stelle nun eine Zustimmung aus der Konzernzentrale in den USA. „Bis hier eine Rückmeldung vorliegt, werden wir in Arbeitsgruppen weitere Details ausarbeiten.“
Frank Koch, Vertrauenskörperleiter Ford FCSD (Ford Customer Service Division), wird in der IGM-Pressemitteilung mit den Worten zitiert: „Sollte die US-Geschäftsführung bereit sein, den eingeschlagenen Weg mitzugehen, werden wir die Verhandlungen fortsetzen, wenn nicht, werden wir den Druck auf die Arbeitgeberseite weiter erhöhen müssen“. „Wir werden dann die Streiks fortsetzen und ausweiten.“
Und sein Kompagnon David Lüdtke, Vertrauenskörperleiter Ford Niehl/ Merkenich, behauptet: „Dazu sind wir jederzeit bereit.“
Das ist alles gelogen. Alle bisherigen Erfahrungen sprechen eine andere Sprache. Die IG Metall hat letzte Woche überhaupt zum ersten Mal in der einhundertjährigen Geschichte des Werks einen Streik organisiert, trotz mehrerer Urabstimmungen der Belegschaften. Ständig hat sie sofort nachdem sich die Belegschaft für einen Arbeitskampf entschieden hatte, diesen durch eine Einigung mit der Konzernspitze verhindert.
Den einzigen Streik, vor über 50 Jahren im Jahr 1973, in dem die Fordbeschäftigten bewiesen haben, dass sie kämpfen wollen und können, hat nicht die IG Metall organisiert, sondern die meist migrantischen Fordarbeiter selbst. Die Betriebsräte der IG Metall hatten damals vielmehr mit auf die streikenden Arbeiter eingeprügelt und so tatkräftig dabei geholfen, den Streik mit brutaler Gewalt niederzuknüppeln und zu beenden.
Der vergangene Mittwoch – und die Urabstimmung für einen unbefristeten Streik – hat gezeigt, dass die Belegschaft bereit wäre, für die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze und um das vor fast 100 Jahren gegründete Stammwerk zu kämpfen. Der 24-Stunden-Streik von letzter Woche und die jetzige Absage weiterer Streiks hat aber vor allem gezeigt, dass Arbeitsplätze nur gegen den Gewerkschaftsapparat und ihre Betriebsräte im Werk verteidigt werden können. Die IG Metall hat nur widerwillig, unter dem Druck der Belegschaft, den Streik organisiert und nun bei der erstbesten Gelegenheit wieder abgesagt.
Das gilt nicht nur für Ford, sondern ist ein allgemeines Phänomen. So senden die drei genannten Gewerkschaftsvertreter Klein, Lüdtke und Koch in ihrer Pressemitteilung „solidarische Grüße“ an die 3000 HKM-Beschäftigten in Duisburg, die ebenfalls vor einer ungewissen Zukunft stehen, weil Thyssenkrupp, der Hauptanteilseigner, plant das Werk zu schließen. Auch die dortigen Kolleginnen und Kollegen würden sich „in einer harten Auseinandersetzung um einen Sozialtarifvertrag befinden“. Die drei schließen: „Bleibt entschlossen, bleibt stark, wir werden euch zur Seite stehen!“
IG Metall, Betriebsrat und Vertrauenskörperleitung in Duisburg sind genauso entschlossen, jeden Kampf zu sabotieren wie ihre Pendants in Köln. In Duisburg hatte die IGM in der letzten Woche zu einem kurzen einstündigen Warnstreik bei HKM aufgerufen. Die Frühschicht sollte eine Stunde später zur Arbeit erscheinen. Für den letzten Montag war eine zweistündige Kundgebung am Tor 3 geplant. Die wurde genauso abgesagt wie die Streiks in Köln.
Der Grund sind auch hier neue „Verhandlungen“. Freitag letzter Woche, so die IG Metall, begannen wieder Sondierungsgespräche mit den HKM-Gesellschaftern Thyssenkrupp Steel und Salzgitter. „Mögliche Lösungsansätze wurden konstruktiv ausgetauscht und müssen jetzt in diversen Abstimmungsrunden unter den Gesellschaftern weiter beraten werden“, schreibt die IGM in einer Mitteilung. Auch sie erklärt, dass die „Warnstreiks ‚nur‘ ausgesetzt“ sind. „Eure solidarische Unterstützung und hohe Beteiligung an unseren gemeinsamen Warnstreiks der vergangenen beiden Tage haben dazu beigetragen, dass wir wieder an einem Tisch sitzen“, erklärt die IG Metall den Arbeitern. Auch hier endet die Absage der Kundgebung mit Warnungen an die Konzernspitze: „Sollten sich die Gespräche jedoch nicht wie gewünscht entwickeln oder wir feststellen, dass diese ins Leere laufen, werden wir uns entsprechend beraten.“
Solange die IG Metall in der Lage ist, die Kämpfe zu isolieren, wird sie die Belegschaften einzeln zur Schlachtbank führen und die Werke in Duisburg, Köln und vielen anderen Städten abwickeln. Denn das ist der Sinn und Zweck eines Sozialtarifvertrags, für den sich die IGM „in harten Auseinandersetzungen“ befinden will. Die Werke werden über Altersteilzeitregelungen, Abfindungen und Transfergesellschaften schrittweise geschlossen.
Um die Werke und die Arbeitsplätze zu verteidigen, müssen sich die Belegschaften verbünden. Die Kolleginnen und Kollegen von HKM können ihr Werk nicht verteidigen ohne die von Thyssenkrupp und Salzgitter genauso wie von Ford in Köln. Aber um einen Arbeitskampf zu organisieren, müssen vom IGM-Apparat unabhängige Aktionskomitees gegründet werden.
Diese müssen nicht nur Arbeiterinnen und Arbeiter in Deutschland über Branchen hinweg vereinen, sondern weltweit. Das wird nirgends deutlicher als in der Autoindustrie. Ford ist ein Konzern mit Hauptsitz in den USA und fast 50 Produktionsstätten in mehr als einem Dutzend Ländern auf vier Kontinenten. Wenn sich die Konzernzentrale in Detroit entschließt, sich aus Deutschland und Spanien zurückzuziehen, dann ist das nur zu verhindern, wenn sich die Belegschaften in Deutschland – in Köln und Saarlouis –, in Spanien und vor allem in den USA zusammenschließen.
Es ist offensichtlich, dass im Kampf gegen den Konzern eine internationale Strategie und Zusammenarbeit notwendig ist. Eine solche neue politische Orientierung ist wichtig, um sich der Erpressung durch Management und Betriebsrat zu widersetzen. Es ist eine Perspektive, die von den gemeinsamen Interessen aller Arbeiter ausgeht und sich der Logik des kapitalistischen Profitsystems widersetzt, das die Gewerkschaftsfunktionäre mit Zähnen und Klauen verteidigen.
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