Der demoralisierte Pessimismus von Chris Hedges’ „New Dark Age“

Dieser Artikel ist die überarbeitete Version eines Tweets, der ursprünglich auf X veröffentlicht wurde.

Letztes Jahr befürwortete der US-amerikanische Journalist Chris Hedges die Selbstverbrennung als eine Möglichkeit, gegen den Völkermord im Gazastreifen zu protestieren. In seinem jüngsten demoralisierten Erguss schiebt er die Schuld für die Verbrechen des israelisch-zionistischen Staates und des kapitalistischen Imperialismus auf die gesamte Menschheit. Gaza, so verkündet er, beweise, dass jeder Glaube an den menschlichen Fortschritt vergeblich sei.

Um sein Beharren auf dem hoffnungslosen Zustand der Menschheit zu untermauern, setzt er die pessimistischen Ansichten von Auguste Blanqui denen von Hegel und Marx entgegen.

Hedges schreibt: „Der Sozialist Louis-Auguste Blanqui aus dem 19. Jahrhundert verwarf im Gegensatz zu fast allen seinen Zeitgenossen die zentrale Vorstellung bei Georg Wilhelm Friedrich Hegels und Karl Marx, wonach die Geschichte der Menschheit einer linearen Entwicklung hin zu Gleichheit und höherer Moral folge.“

Wie so oft in seinen früheren Texten zeigt Hedges einmal mehr, dass er nichts von den philosophischen Grundlagen des Marxismus und der materialistischen Geschichtsauffassung versteht. Weder Hegel noch Marx haben behauptet, dass die Geschichte eine „lineare Entwicklung“ zum Paradies sei.

Hegel (1770–1831), der das komplexe und tragische Schicksal der Französischen Revolution miterlebte, beschrieb die Geschichte bekanntlich als „Schlachtbank, auf welcher das Glück der Völker, die Weisheit der Staaten und die Tugend der Individuen zum Opfer gebracht worden“ sind. Er erklärte, wenn auch auf idealistische Weise, dass die historische Entwicklung der Menschheit über Widersprüche und Konflikte verläuft.

Marx und Engels schrieben im Kommunistischen Manifest (1847), dass der Klassenkampf „jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen“. Sie lehnten jede Form eines vereinfachenden Determinismus ab. Marx und Engels erklärten, dass die Widersprüche des kapitalistischen Systems die objektive Möglichkeit des Sozialismus schaffen. Aber seine Verwirklichung und das Schicksal der Menschheit würden sich im Kampf entscheiden.

Louis-Auguste Blanqui (1805–1881)

Auguste Blanqui lehnte die Möglichkeit des Fortschritts nicht ab und widmete sein ganzes Leben der Sache der Revolution. Doch dieser große Kämpfer hatte kein Verständnis für die sozioökonomische Grundlage der Revolution und die objektiv revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse. Blanqui stellte sich den Sturz des Kapitalismus als Ergebnis eines Staatsstreichs vor, der von einer kleinen Gruppe von Verschwörern organisiert wird.

Friedrich Engels schrieb im Jahr 1874, Blanqui habe „weder eine sozialistische Theorie noch bestimmte praktische Vorschläge sozialer Abhülfe. In seiner politischen Tätigkeit war er wesentlich ‚Mann der Tat‘…“ Drei Jahre vorher, 1871, war die marxistische Konzeption der Revolution als Massenbewegung der Arbeiterklasse durch den Aufstand der Pariser Arbeiterklasse und die Gründung der Kommune untermauert worden.

Alle großen Marxisten des 20. Jahrhunderts warnten davor, dass die Krise des Kapitalismus nur zwei mögliche Ausgänge kennt: „Sozialismus oder Barbarei“, wie es Rosa Luxemburg formulierte. Lenins Auffassung von der entscheidenden Rolle der revolutionären Partei fußte auf dem wissenschaftlichen Verständnis des Wesens der kapitalistischen Epoche.

Als Reaktion auf den Aufstieg des Faschismus und die Niederlagen der europäischen Arbeiterklasse infolge des Verrats des Stalinismus und der Sozialdemokratie schrieb Trotzki 1938 im Gründungsdokument der Vierten Internationale, dass die Krise der Menschheit auf die Krise der revolutionären Führung hinausläuft.

Hedges schreibt: „Kampagnen des Massenmords entfesseln die wilden Eigenschaften, die in allen Menschen schlummern ... Sie sind ein Beweis für unsere Heuchelei, unsere Grausamkeit und unseren Rassismus.“ Das ist eine Verleumdung der Menschheit. Die Menschheit im Allgemeinen für den Völkermord verantwortlich zu machen, bedeutet, die konkrete Verantwortung der imperialistischen Führer und des Systems, das sie repräsentieren, für die Verbrechen an den Menschen in Gaza zu verschleiern. So falsch seine Politik auch sein mag, Chris Hedges selbst trägt keinerlei Verantwortung für den Völkermord. Er ist ein politisch desorientierter Journalist, der von den anhaltenden Gräueltaten überwältigt ist. Aber Netanjahu und seine Gefolgsleute sowie ihre imperialistischen Helfer sind Massenmörder. Dies ist kein geringer Unterschied.

Hedges behauptet, dass die Menschheit in ein neues dunkles Zeitalter – ein „New Dark Age“ – eintritt, aus dem es kein Entrinnen gibt. In Wirklichkeit steht die Menschheit am Beginn einer neuen Ära des revolutionären Kampfs. Der vom Imperialismus unterstützte Völkermord in Gaza hat Proteste ausgelöst, an denen sich Millionen Menschen auf der ganzen Welt beteiligt haben. Die Verbrechen des Imperialismus – der verzweifelte Versuch der herrschenden Klasse, ihre Krise durch Faschismus und Krieg zu lösen – setzen eine Massenbewegung gegen den Kapitalismus in Gang. Die historische Aufgabe in dieser Ära besteht darin, die Krise der revolutionären Führung durch den Aufbau der Weltpartei der sozialistischen Revolution zu lösen.

An alle, die diesen Kampf aufnehmen wollen: Tretet der Sozialistischen Gleichheitspartei bei und füllt das untenstehende Formular aus.

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