Die WSWS veröffentlicht hier das Video und den Text der Rede, die Deepal Jayasekera, Generalsekretär der Socialist Equality Party (Sri Lanka), und M. Thevarajah, Mitglied des Zentralkomitees der Socialist Equality Party (Sri Lanka), zusammen auf der Online-Kundgebung zum 1. Mai 2025 gehalten haben.
Liebe Genossen und Freunde,
Südasien wird in den Strudel geopolitischer Spannungen hineingezogen. Indien und Pakistan steuern rasch auf einen Krieg zu, seitdem am 22. April im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs ein brutaler Terroranschlag stattfand, für den Indien Pakistan verantwortlich machte.
Die beiden atomar bewaffneten Länder haben seit 1947 bereits drei Kriege geführt. Aber nun ist ihre erbitterte Rivalität gefährlich mit den Kriegsvorbereitungen der USA gegen China verflochten, damit besteht die Gefahr eines größeren Konflikts in der Region. Indien ist Washingtons strategischer Partner in Südasien, während Pakistan mit Peking verbündet ist.
Die Socialist Equality Party verstärkt ihre Bemühungen, Arbeiter und Jugendliche in ganz Südasien zu mobilisieren, als Teil einer vereinigten Antikriegsbewegung der internationalen Arbeiterklasse. Diese muss dem Kapitalismus und der Kriegsgefahr ein Ende setzen.
Die globale Krise des Kapitalismus heizt die Kriegstreiberei an, verschärft die Krise der bürgerlichen Herrschaft und bringt einen Aufschwung des Klassenkampfs hervor. In Sri Lanka nimmt dies eine akute Form an. Im Jahr 2022 konnte die Regierung ihre Rechnungen nicht bezahlen, was eine katastrophale soziale Krise auslöste, die Millionen von Arbeitern auf die Straße trieb. Während der Präsident aus dem Land fliehen musste, schloss das politische Establishment die Reihen und beauftragte Ranil Wickremesinghe, einen Mann ohne Rückhalt in der Bevölkerung, mit der Regierung. Er handelte einen Kredit mit dem IWF aus, der mit drakonischen Sparauflagen einherging.
Als sich Wickremesinghe im vergangenen Jahr als unfähig erwies, den Widerstand der Arbeiter und Armen einzudämmen, wandte sich die herrschende Klasse nicht etwa an die traditionellen Parteien, die zutiefst diskreditiert sind, sondern an die Janatha Vimukthi Peramuna (JVP) und ihr Wahlbündnis, die National Peoples Power (NPP). Die JVP, die zuvor noch nie an der Macht gewesen war, gewann die Wahlen. Während sie sich als Retterin der Nation präsentierte und versprach, das Leiden der Massen zu beenden, gab sie den Großunternehmen zu verstehen, dass sie die Agenda des IWF entschlossen durchsetzen werde.
Den Sieg der JVP begrüßte das politische Establishment einhellig. Die internationalen Medien verkündeten, eine „linke“ und „marxistische“ Partei habe die Macht übernommen. Nur die SEP warnte davor, dass die JVP die Diktate des IWF rücksichtslos durchsetzen und nicht zögern werde, die Polizei gegen jeden Widerstand einzusetzen.
Die JVP, die bis zum Hals im singhalesischen Chauvinismus verstrickt ist, hat ihre sozialistische Demagogie längst aufgegeben. Ihre antiimperialistische Rhetorik hat sie durch private Gespräche in der US-Botschaft ersetzt. Wir haben die Bevölkerung daran erinnert, dass die JVP Ende der 1980er Jahre Tausende Arbeiter, Jugendliche und politische Gegner brutal ermordete, weil diese nicht bereit waren, an ihrer rechten, patriotischen Kampagne gegen das Indo-Lanka-Abkommen teilzunehmen.
Bei seinem Amtsantritt verwarf Präsident Anura Kumara Dissanayake alle Versprechen der JVP/NPP. Als Finanzminister hält er sich in seinem diesjährigen Haushalt strikt an die Forderungen des IWF, einschließlich eines Notverkaufs staatlicher Unternehmen, höherer Steuern für Arbeiter und drastischer Kürzungen im Gesundheits- und Bildungswesen. Arbeitsplätze, Löhne und Arbeitsbedingungen werden angegriffen. Kein Wunder, dass die geschäftsführende Direktorin des IWF, Frau Georgieva, Dissanayake schrieb: „Herr Präsident, Bravo! Mein Herz ist mit Ihnen!“
Die Arbeiterklasse wird die Zerstörung ihrer sozialen und demokratischen Rechte nicht tatenlos hinnehmen. Bereits jetzt gibt es Kämpfe unter Beschäftigten der Schulbehörde, nicht-akademischen Universitätsangestellten und staatlichen Gesundheitspersonal. Die Regierung hat darauf mit Polizeigewalt reagiert. Dieser Klassenkampf wird sich mit Sicherheit verschärfen, da Trumps Zölle erneut die srilankische Wirtschaft bedrohen.
Die Ereignisse auf dieser Insel sind ein Vorbote dessen, was die Arbeiter in ganz Südasien und weltweit erwartet. Die herrschenden Klassen wenden sich scharf nach rechts und hin zu faschistischen und diktatorischen Herrschaftsformen. Die internationale Arbeiterklasse muss ihre eigenen unabhängigen Organisationen aufbauen, um für ihre Interessen zu kämpfen.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Während des Massenaufstands 2022 riefen wir zu einem Demokratischen und Sozialistischen Kongress der Arbeiter und ländlichen Massen auf, der sich auf Vertreter unabhängiger Aktionskomitees in Betrieben, Stadtvierteln und dem ländlichen Regionen auf der ganzen Insel stützt und singhalesische, tamilische und muslimische Arbeiter vereint.
Die Bourgeoisie hat ihre Regierung und ihren Staatsapparat. Die Arbeiterklasse und die ländlichen Massen müssen ein eigenes politisches Zentrum haben, damit wir unsere eigene Strategie diskutieren, planen und umzusetzen können.
Der Kampf der SEP für einen solchen Kongress ist dringlicher denn je. Er ist das Mittel, um die Arbeiterklasse unabhängig zu mobilisieren und die armen Landbewohner und die Jugend in einer mächtigen sozialistischen Bewegung zu vereinen. Das Ziel ist es, die kapitalistische Herrschaft zu stürzen und eine Regierung der Arbeiter und Bauern zu errichten. Wir kämpfen für eine Sozialistische Republik Sri Lanka-Eelam als Teil der Vereinigten Sozialistischen Staaten Südasiens und auf der ganzen Welt.
Wir rufen die Arbeiter, Jugendlichen, Landarbeiter und sozialistisch gesinnten Intellektuellen in Sri Lanka und Südasien auf, sich uns in diesem entscheidenden politischen Kampf anzuschließen.
Abschließend würdigen wir den langjährigen trotzkistischen Führer, Genossen Nanda Wickremesinghe, der am 20. April im Alter von 85 Jahren verstorben ist. In unserer internationalen Bewegung war er als Genosse Wicks bekannt. Er war 1968 Gründungsmitglied der Vorgängerorganisation der SEP, der Revolutionary Communist League. Sein Leben umfasste alle politischen Kämpfe der Partei für Leo Trotzkis Theorie der permanenten Revolution in Südasien, welche wesentliche Lehren für die bevorstehende revolutionäre Periode enthält.
Vielen Dank.