Maifeiertag 2025: Der revolutionäre Kampf und die internationale Einheit der Arbeiterklasse

Diese Rede hielt Will Lehman, ein Autoarbeiter bei Mack Trucks in Macungie (Pennsylvania), am vergangenen Samstag auf der internationalen Kundgebung des IKVI zum 1. Mai 2025. Lehman ist Mitglied der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) in den USA.

Rede Will Lehmans zum 1. Mai 2025

Mein Name ist Will Lehman. Ich bin Autoarbeiter bei Mack Trucks in Macungie (Pennsylvania), und ich überbringe allen Teilnehmern dieser internationalen Kundgebung revolutionäre Grüße von den Arbeitern in Amerika.

Die Arbeiter in den USA sehen sich mit harten Tatsachen konfrontiert. Die Vermögensungleichheit ist so groß wie nie. Die Lebenshaltungskosten sind außer Kontrolle. Die Ausbeutung in Fabriken, Logistikzentren, Krankenhäusern, Schulen, Häfen und Post- und Verteilzentren hat in den letzten Jahren nur zugenommen.

Dieser Prozess läuft schon seit Jahrzehnten, sowohl unter demokratischen als auch unter republikanischen Regierungen. Nachdem die Unterstützung für die Demokraten gesunken ist, sitzt der Möchtegern-Führer Trump nun wieder im Weißen Haus. Umfragen zeigen, dass die Hoffnungen mancher, dass Trump die wirtschaftliche Lage verbessern würde, deutlich gesunken sind. Trumps Handelskrieg hat die Aussichten für die Arbeiter in den USA nur verschlechtert.

Der Präsident der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW), Shawn Fain, biedert sich Trump seit Monaten an und unterstützt dessen nationalistische Zölle. Es ist nichts Neues, wenn ein Gewerkschaftsführer in den USA die Sackgasse des Nationalismus propagiert. Das tun die Gewerkschaften seit Jahrzehnten, ohne dadurch auch nur einen einzigen Arbeitsplatz zu retten. Nationalismus ist Gift für die Arbeiter. Er bringt nichts als Zerstörung von Arbeitsplätzen, Spaltung der Arbeiter und immer stärkere Ausbeutung im Wettlauf nach unten.

Shawn Fain in einem aktuellen Livestream, angetan mit Sweatshirt mit Bomber-Logo [Photo by UAW]

Nationalismus spielt Arbeiter gegen Arbeiter aus und lenkt vom eigentlichen Klassenkampf ab: dem Krieg der Oligarchie gegen die Arbeiterklasse. Seit Jahren erzählen Gewerkschaftsbürokraten auf der ganzen Welt den Arbeitern, dass wir mit weniger klarkommen müssten, um „wettbewerbsfähig zu bleiben“. Sie schüren Angst, um ihre eigenen Posten als Handlanger der Konzerne zu schützen. Sie verraten die Arbeiterklasse mit jedem Ausverkauf, den sie durchsetzen, jedem Zugeständnis, das sie von uns verlangen, und mit jedem Mal, da sie uns gegen Arbeiter in anderen Ländern ausspielen.

Die Zölle werden die Arbeiter weltweit nur noch weiter in die Armut treiben, denn wir sind es, die sie letztlich bezahlen werden. In der US-Autoindustrie haben sie bereits zu Entlassungen geführt, zum Beispiel in dem Werk, wo ich arbeite, und in anderen Mack Trucks-Fabriken und Zulieferbetrieben. Über 2.000 Arbeiter haben dort schon ihren Arbeitsplatz verloren. Die Zölle werden auf der ganzen Welt zu Entlassungen führen, da die Preise für Autos steigen und die daraus resultierende mangelnde Nachfrage die Produktion schrumpfen lässt.

Vor allem aber zeigt die Geschichte, dass Handelskriege zu bewaffneten Konflikten führen. Das eigentliche Ziel der Zölle ist es, genügend militärische Produktion in den USA anzusiedeln, um einen Weltkrieg zu führen, insbesondere gegen China. Das hat nicht erst mit Trump begonnen, sondern fand schon unter Biden statt. Die Arbeiter in meinem Werk sollten sich an Bidens Besuch im Jahr 2021 erinnern, als er erklärte, dass wir uns in einem Wettlauf mit China befänden. Er sprach von der Notwendigkeit amerikanischer Chip-Produktion als Teil seines Infrastrukturplans. Diese Chips sollen in der Rüstungsindustrie für den Krieg gegen China verwendet werden, nicht zum Wohle der Arbeiter in den USA.

Die Demokraten und Republikaner tun alles in ihrer Macht Stehende, um uns zu spalten und uns dazu zu zwingen, mit unseren Klassenverbündeten in der immens mächtigen chinesischen Arbeiterklasse zu konkurrieren. Aber sie haben die gleichen Klasseninteressen wie wir. Wie die Arbeiter in den USA haben auch die chinesischen Arbeiter in den jüngsten Streiks einen enormen Kampfeswillen bewiesen. Wenn wir in den Kämpfen, die uns jetzt bevorstehend, gewinnen wollen, dürfen wir uns nicht von unseren Kollegen in anderen Ländern spalten lassen, sondern müssen über alle Grenzen hinweg eine starke Einheit schmieden.

Außerdem würde ein Krieg mit China zu einer brutalen, blutigen Katastrophe für die Arbeiterklasse führen, die gezwungen wäre, ihn zu führen. Infolge des Zweiten Weltkriegs starben mehr als 80 Millionen Menschen. Ein dritter Weltkrieg, an dem alle atomar bewaffneten Großmächte teilnehmen würden, würde zur Vernichtung der Menschheit führen.

Die USS Abraham Lincoln, ein Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, in Formation während der Militärübung Rim of the Pacific am 28. Juli 2022

Dieselbe herrschende Klasse, die Nationalismus schürt, greift auch in den USA eingewanderte Arbeiter und Studierende an. Diese Angriffe zielen darauf ab, die demokratischen Rechte zu untergraben, die in früheren revolutionären Kämpfen errungen wurden. Die USA sind eine Nation von Einwanderern. Die meisten haben ihre Wurzeln im Ausland. Die herrschende Klasse schiebt Einwanderern die Schuld am wirtschaftlichen Elend zu, um die Arbeiter zu spalten und den Weg für größere Angriffe freizumachen. Sei wenden sich auch gegen im Inland geborene Arbeiter, die Trump nun als „Eigengewächse“ bezeichnet und in Konzentrationslager in El Salvador zu deportieren droht.

Die amerikanischen Arbeiter müssen sich wieder auf unser traditionelles Prinzip besinnen, das da lautet: Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf alle! Wir müssen für unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen kämpfen. Es ist klar, dass wir im bevorstehenden Kampf nicht gewinnen können, wenn wir Angriffe auf unsere demokratischen Rechte zulassen, ganz egal, wo jemand geboren wurde.

Wir müssen uns von der Geschichte der Revolution in den USA leiten lassen. Als die Gründerväter erkannten, dass es unter der feudalen Monarchie nicht so weitergehen konnte, lösten sie eine Revolution aus, die ihrerseits weitere Revolutionen auf der ganzen Welt auslöste. „87 Jahre später“, wie Lincoln es ausdrückte, fand eine zweite Revolution statt, der Bürgerkrieg, der zur Abschaffung der Sklaverei führte.

Soldaten der Union in den Schützengräben im Bürgerkrieg 1861-1865, kurz vor der zweiten Schlacht von Fredericksburg im Mai 1863

Heute erkennt die Mehrheit der amerikanischen Arbeiter, dass wir nicht so weiterleben können wie bisher. Das zeigen die Streikabstimmungen der letzten Jahre, bei denen die Zustimmung bei über 90 Prozent lag. Im Februar stimmten 99,5 Prozent der Beschäftigten bei Rolls-Royce in Indiana für einen Streik. Unter hundert von ihnen hat sich kein einziger Arbeiter gegen den Kampf ausgesprochen.

Aber wir brauchen mehr als den Willen zum Kampf, mehr als die Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann. Was wir brauchen, ist eine politische Perspektive, die auf unseren Klasseninteressen basiert. Diejenigen, die diese politische Perspektive haben, müssen den Kampf anführen; dazu müssen sie die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees aufbauen. Appelle an die bestehenden Machtorgane haben sich als nutzlos erwiesen. Wir brauchen eine Bewegung, die wir selbst kontrollieren und die den Kampf für unsere Klasseninteressen aufnimmt: gegen kapitalistische Ausbeutung, gegen nationalistische Spaltungen und gegen Krieg.

Unsere Kollegen werden diesen Kampf unterstützen, aber wir müssen ihn anführen. Wenn wir nicht handeln, riskieren wir die Zukunft der Menschheit. Und durch unsere Kämpfe, die wir führen müssen, können wir alles gewinnen. Tretet der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees bei und helft dabei, diesen Kampf anzuführen. Vielen Dank.

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