Maifeiertag 2025: Der Kampf gegen den deutschen Militarismus 80 Jahre nach Kriegsende

Die WSWS veröffentlicht hier das Video und den Text der Rede, die Katja Rippert, Vorstandsmitglied der Sozialistischen Gleichheitspartei, auf der Online-Kundgebung zum 1. Mai 2025 gehalten hat.

Rede von Katja Rippert zum 1. Mai 2025

Im Namen der Sozialistischen Gleichheitspartei überbringe ich Euch revolutionäre Grüße zum Ersten Mai aus Berlin – aus der Stadt, die vor genau 80 Jahren im Mai 1945 von der Roten Armee befreit wurde.

Hier am Sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide im Nordosten Berlins liegen über 13.000 sowjetische Soldaten begraben. Sie haben im heldenhaften Kampf gegen die Faschisten ihr Leben gegeben. Auch den sowjetischen Kriegsgefangenen wird hier gedacht. Dieser Ort gilt als größter sowjetischer Friedhof außerhalb Russlands.

Sowjetisches Ehrenmal in der Schönholzer Heide in Berlin-Pankow [Photo: WSWS]

Über 27 Millionen Sowjetbürger und 6 Millionen Juden sind dem Holocaust und dem Vernichtungskrieg der Nazis zum Opfer gefallen. Das sind keine toten Zahlen der fernen Vergangenheit.

80 Jahre später erleben wir die Rückkehr des deutschen Imperialismus zu seiner räuberischen Expansionspolitik. Ihr Hunger nach Rohstoffen, Arbeitskräften und Einflusssphären treibt die deutschen Eliten zum dritten Mal in einen Krieg gegen Russland.

Sie nutzen den reaktionären Einmarsch des Putin-Regimes in der Ukraine, um die größte Aufrüstung seit Hitler zu rechtfertigen. Der Bundestag und der Bundesrat haben über eine Billion Euro an Kriegskrediten bewilligt.

Deutsche Soldaten in Litauen (AP Photo/Mindaugas Kulbis)

Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz will die Ukraine mit deutschen Taurus-Marschflugkörpern beliefern, die Moskau erreichen können. Das ist brandgefährlich. Wer kann garantieren, dass der Kreml auf die Taurus-Waffe nicht mit Angriffen auf deutsche Ziele antwortet?

Seit dem Amtsantritt des Faschisten Trump verfolgt Deutschland noch aggressiver seine Kriegsagenda – notfalls ohne oder sogar gegen die USA. Auf Trumps „America First“ antwortet die Bundesregierung mit „Deutschland über Alles“.

Hinter dem Rüstungswahn steht der Revanchismus der deutschen herrschenden Klasse. Sie will endlich die Fesseln der Nachkriegsperiode abstreifen und wieder nach der Weltmacht greifen. Ihre geopolitischen Interessen verschleiert sie hinter der Lüge, man würde die „Demokratie“ gegen den russischen Aggressor verteidigen.

An der ideologischen Front wird die Geschichte umgeschrieben, um den deutschen Imperialismus von seinen Verbrechen reinzuwaschen. Deutsche Akademiker relativieren den Vernichtungskrieg und den Holocaust der Nazis und versuchen, die Sowjetunion als eigentlichen Aggressor des Zweiten Weltkriegs darzustellen.

Jetzt hat der Bundestag sogar die Botschafter von Russland und Belarus von der diesjährigen Gedenkfeier zum Kriegsende ausgeschlossen. Dieser Affront richtet sich gegen die gesamte Arbeiterklasse. Denn es gibt kaum eine Familie in Russland und Belarus, die nicht Verwandte durch den Terror der Nazis oder im Kampf gegen sie verloren hat.

Tagaus, tagein trommeln deutsche Politiker und Journalisten dafür, die Gesellschaft wieder „kriegstüchtig“ zu machen. Die künftige Regierung der CDU und SPD plant die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die Militarisierung der Universitäten und Schulen, den Aufbau einer massiven Rüstungsindustrie, die Umstellung auf Kriegswirtschaft, Sozialabbau und weitere Angriffe auf Geflüchtete.

Alle kapitalistischen Parteien unterstützen die Kriegspolitik. Die ehemaligen Pazifisten und Grünen sind heute die aggressivsten Kriegstreiber. Auch die Linkspartei, die 25 Prozent der jungen Wähler gewann, weil sie sich als Gegnerin des Rechtsrucks darstellte, hat der Aufrüstung zugestimmt.

Die Kriegskosten sollen den Arbeitern aufgebürdet werden – über Kürzungen in Bildung, Gesundheit und Soziales, Massenentlassungen und steigende Preise und Mieten.

Doch dagegen regt sich bereits Widerstand – in Form von Streiks, Demonstrationen gegen die rechtsextreme AfD oder Protesten gegen den Völkermord in Gaza. Während die Regierung den Genozid unterstützt, lässt sie Kriegsgegner und friedlich protestierende Studierende von der Polizei niederknüppeln, festnehmen und abschieben.

Wie in den 1930er Jahren reagiert die herrschende Klasse auf die tiefe Krise des Kapitalismus und ihre Angst vor einer sozialen Revolution, indem sie die Faschisten der AfD fördert, die jetzt in den Umfragen stärkste Kraft sind.

Schon 1933 brachten die politischen Eliten und das Großkapital Hitler an die Macht, um die starke Arbeiterbewegung niederzuschlagen. Das war nur möglich, weil die stalinistische Politik der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) die Arbeiter gespalten und gelähmt hatte.

Am 21. März 1933, dem „Tag von Potsdam“, begrüßt Reichspräsident Paul von Hindenburg (rechts) Adolf Hitler bei der Eröffnung des ersten Reichstags nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler [Photo by Theo Eisenhart/Bundesarchiv, Bild 183-S38324 / undefined]

Im Nationalsozialismus zeigte sich der Kapitalismus in seiner nackten und brutalsten Form. Hier in diesem Gebiet nahe dem Denkmal betrieben die Nazis ein Zwangsarbeiterlager, in dem über 2000 Menschen bis aufs Blut ausgebeutet wurden – unter ihnen viele Sowjetbürger.

Sie schufteten für die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG, die der Quandt-Familie gehörte – heute eine der reichsten Unternehmerfamilien Deutschlands. Ihr gigantisches Vermögen von über 40 Milliarden Euro und dem Hauptanteil an BMW haben die Quandts auf den Knochen von bis zu 50.000 Zwangsarbeitern aufgebaut.

Lange wurde über das braune Erbe der deutschen Kapitalisten geschwiegen. Jetzt berauschen sich Rüstungskonzerne wie Rheinmetall wieder an ihren Kriegsprofiten.

Doch damals wie heute ist die Bourgeoisie in einer verzweifelten Lage. Ihr wahnsinniger Kriegskurs ist ein Ausdruck ihrer Schwäche. Sie verteidigt ein Gesellschaftssystem, das längst ausgedient hat. Sie fürchtet die brodelnde Opposition der Arbeiterklasse – den Totengräber des Kapitalismus.

Im Unterschied zu 1933 hat sie heute keine faschistische Massenbewegung. Die Arbeiter sind nicht geschlagen. Explosive Kämpfe stehen erst bevor. Die Antikriegsstimmung in der Arbeiterklasse ist enorm. Die zwei Weltkriege haben sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Die Jugend will nicht als Kanonenfutter verheizt werden. Die Mehrheit der unter 29-Jährigen lehnt die Wehrpflicht ab. 81 Prozent der jungen Menschen äußerten im letzten Jahr Angst vor einem Krieg in Europa.

Die entscheidende Frage ist: Wie kann der Abstieg in die Barbarei gestoppt werden?

1933 war nicht unvermeidlich. Es gab eine Perspektive, mit der Hitler hätte verhindert werden können: die Vereinigung der Arbeiterbewegung unter einer revolutionären Führung und mit einem internationalistischen Programm. Dafür kämpfte der Revolutionär Leo Trotzki gegen die stalinistischen und sozialdemokratischen Führer der beiden Arbeiterparteien.

An Trotzkis Kampf müssen wir heute anknüpfen. Krieg und Faschismus können gestoppt werden, wenn die große Kraft der internationalen Arbeiterklasse mobilisiert wird.

Dafür braucht sie eine politische Führung, die die Lehren der Geschichte gezogen hat und eine sozialistische Strategie verfolgt. Diese Perspektive vertritt das Internationale Komitee der Vierten Internationale, die Weltpartei der sozialistischen Revolution.

Deshalb rufe ich euch auf: Es ist keine Zeit zu verlieren! Schließt Euch unserer Bewegung an. Werdet aktiv in der Sozialistischen Gleichheitspartei und unserer Jugendorganisation IYSSE!

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