Kneecap erhalten Unterstützung von Musikern aus aller Welt wegen der Gaza-Hexenjagd auf sie

Das irische Hip-Hop-Trio Kneecap hat für seine Verteidigung der Palästinenser in Gaza massive internationale Unterstützung gewonnen. Das Trio setzt sich seit langem für die Palästinenser ein und verurteilt das anhaltende Massaker in Gaza. Zuletzt hatten sie weltweite Aufmerksamkeit erregt, als sie beim Coachella-Festival in den USA auf der Bühne die Botschaft projiziert hatten: „Israel verübt Völkermord am palästinensischen Volk... Er wird von der US-Regierung ermöglicht, die Israel trotz seiner Kriegsverbrechen mit Geld und Waffen versorgen. F*ck Israel; Free Palestine.“

Seither stehen Kneecap im Zentrum einer weltweiten politischen und medialen Hexenjagd. Konzerte wurden abgesagt, und die Antiterroreinheit der britischen Metropolitan Police leitete Ermittlungen ein.

Kneecap [Photo by Kneecap/X]

Diese Aktion sollte einschüchtern, hat aber stattdessen massive Abscheu und Widerstand hervorgerufen.

Kneecaps Plattenfirma Heavenly Recordings hat einen offenen Brief mit dem Titel „Künstler sagen Nein zur Zensur“ verbreitet, der von über 100 US-amerikanischen, britischen und irischen Bands, Musikern und DJs unterstützt wurde. Darin heißt es:

In der vergangenen Woche kam es zudem eindeutigen, konzertierten Versuch, die Band Kneecap zu zensieren und letztlich von den Bühnen fernzuhalten.

In Westminster und den britischen Medien haben sich führende Politiker offen an einer Kampagne mit dem Ziel beteiligt, Kneecap aus den Augen der Öffentlichkeit zu entfernen. Es gab verhohlene Drohungen wegen ihrer geplanten Auftritte bei Konzerten, Open-Air-Veranstaltungen und Musikfestivals, u.a. in Glastonbury.

Erschreckenderweise ist uns auch klar, dass einflussreiche Persönlichkeiten und Vertreter der Musikindustrie versuchen, diese Einschüchterungskampagne zu beeinflussen.

Als Künstler sehen wir es als notwendig an, unsere Opposition gegen jede politische Unterdrückung der künstlerischen Freiheit zum Ausdruck zu bringen.

In einer Demokratie sollten Politiker und Parteien nicht das Recht haben, zu diktieren, wer bei Musikfestivals oder Konzerten, an denen Tausende von Menschen Gefallen finden, auftreten darf und wer nicht.

Die Frage, ob man Kneecaps politische Ansichten teilt, ist irrelevant: Es liegt im ureigensten Interesse jedes Künstlers, dass in einer Gesellschaft, die Kultur wertschätzt, jeder Ausdruck von Kreativität geschützt wird, und dass diese Einmischungskampagne verurteilt und lächerlich gemacht wird.

Zudem ist es auch die Pflicht von führenden Persönlichkeiten der Musikindustrie, die künstlerische Meinungsfreiheit aktiv zu verteidigen, statt Ansichten zum Schweigen zu bringen, die den eigenen widersprechen.

Zu den Unterzeichnern gehören Christy Moore, David Holmes, Dexys, Fontanes DC, Leftfield, Massive Attack, Mogwai, Orbital, Doves, Ash, Paul Weller, Primal Scream, Pulp, Ren, Sleaford Mods, Idles, Enter Shikari, Softplay, Super Furry Animals, Brian Eno, Mary Wallopers, The Pogues, Thin Lizzy und viele andere. Nicht wenige von ihnen haben selbst öffentlich gegen den Völkermord in Gaza Stellung bezogen.

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Die Pioniere elektronischer Musik, Massive Attack aus Bristol, veröffentlichten ihre eigene eindrucksvolle und bewegende Stellungnahme gegen den Völkermord und zur Verteidigung von Kneecap mit dem Titel „Kneecap sind nicht das Problem“. Darin heißt es:

Wenn führende Politiker weder die Zeit noch die Worte finden, um beispielsweise den Mord an 15 freiwilligen Sanitätern in Gaza, das rechtswidrige Aushungern der Zivilbevölkerung als Methode der Kriegsführung oder das Töten von Tausenden und Abertausenden von Kindern im gleichen Gebiet, verübt durch einen Staat, der die präzisesten Waffen der Welt besitzt, zu verurteilen, wie sehr sollte dann ein Musikfestival ihre moralischen Ratschläge beachten, welche Künstler es buchen soll?

Als Band haben wir seit mehr als 30 Jahren öffentlich Stellung gegen die illegale Besatzung, das Apartheidsystem und die ungestraften Morde an Tausenden von Palästinensern bezogen. Daher sind wir uns ganz besonders der menschlichen Kosten des erbärmlichen Schweigens der Politik und der kommerziellen Folgen öffentlicher Solidaritätsbekundungen mit einem unterdrückten Volk bewusst.

Sprache ist selbstverständlich wichtig.

Die grauenhaften Morde an den gewählten Politikern Jo Cox und David Amess zeigen, dass es keinen Platz für Leichtfertigkeit oder Unbekümmertheit gibt.

Aber haben Politiker und rechte Journalisten, die strategisch moralische Empörung darüber schüren, was eine junge Punkband auf der Bühne äußert, während sie gleichzeitig einen in Echtzeit stattfindenden Völkermord (einschließlich der Ermordung einer beispiellosen Zahl von Journalisten) verschleiern oder sogar ignorieren, irgendein Recht dazu, Festivals einzuschüchtern und zu Akten politischer Zensur zu zwingen?

Kneecap sind nicht das Problem.

Gaza ist das Problem.

Völkermord ist das Problem.

Und das Schweigen, die Zustimmung und die Unterstützung dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die gewählte britische Regierung ist das wirkliche Problem.

Solidarität mit allen Künstlern, die den moralischen Mut haben, gegen Israels Kriegsverbrechen und die anhaltende Verfolgung und Ermordung des palästinensischen Volks Stellung zu beziehen.

Massive Attack

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Zu den weiteren Unterzeichnern der Erklärung gehören der irische Fußballprofi James McClean und der bekannte französische Fußballer und heutige Schauspieler Eric Cantona.

Zusätzlich zu der Unterstützung durch Künstler hat Kneecaps Publikum weltweit dramatisch zugenommen. Das erste Album der Band, Fine Art, ist in Italien, Brasilien und Deutschland erstmals in den Musikcharts gelandet, und die Zahl der monatlichen Hörer auf Spotify stieg von 100.000 auf 1,1 Millionen. Laut Billboard wurden Kneecaps US-Konzerte in der Woche vor Coachella 431.000-mal gestreamt. Zwei Wochen später hat sich die wöchentliche Zahl mit 852.000 fast verdoppelt.

Auch die noch nicht abgesagten Konzerte der Band sind weiterhin ausverkauft. Ein vor kurzem angekündigter Auftritt in Belfast mit den Dubliner Fontanes DC am 29. August war 35 Minuten nach Beginn des Online-Ticketverkaufs ausverkauft. Der Veranstaltungsort Boucher Road Playing Fields fasst 42.500 Menschen.

Fontanes DC haben letztes Jahr eine EP mit Massive Attack und den schottischen Young Fathers zur Unterstützung von „Ärzte ohne Grenzen“ aufgenommen. Sänger Grain Chatten erklärte gegenüber NME: „Die Uhr tickt und Leute werden geköpft, massakriert und vieles mehr. Es ist wirklich die Verantwortung der Massen, den Künstler und aller Menschen mit einer Stimme – also der meisten heutigen Menschen – etwas zu tun, zu sagen. Auf welcher Seite steht ihr?“

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