Hungerkatastrophe in Gaza: Nahrungsmittelbestände des Welternährungsprogramms sind erschöpft

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat gewarnt, dass es nach sieben Wochen vollständiger Blockade von Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Strom seine letzten Nahrungsmittelvorräte an öffentliche Küchen in Gaza verteilt hat. Damit droht der noch verbliebenen Bevölkerung der Enklave unmittelbar eine Hungerkatastrophe.

Israel hungert mit Unterstützung der Trump-Regierung die Bevölkerung von Gaza bewusst aus, um ihr Heimatland ethnisch zu säubern und so eine Annexion vorzubereiten.

Samy Abed (links) trauert um seine vierjährige Schwester Massa Abed, die bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen getötet wurde. Aufgenommen in der Leichenhalle des al-Aqsa-Krankenhauses in Deir al-Balah (Gaza), 27. April 2025 [AP Photo/Abdel Kareem Hana]

Infolgedessen stieg im Februar die Zahl der Kinder, bei denen eine akute Unterernährung diagnostiziert wurde, um 80 Prozent von 2.000 auf fast 3.700.

Das Welternährungsprogramm erklärte am Freitag, die letzten Nahrungsmittelbestände, die es noch an öffentliche Küchen verteilt, werden wahrscheinlich in wenigen Tagen aufgebraucht sein.

Die öffentlichen Küchen sind das letzte funktionierende Lebensmittelverteilungssystem der Vereinten Nationen in Gaza. Am 31. März mussten alle Bäckereien des Welternährungsprogramms schließen. In derselben Woche waren alle vom Welternährungsprogramm verteilten Lebensmittelpakete, die Rationen für zwei Wochen enthielten, aufgebraucht.

Laut den Vereinten Nationen sind außerhalb der Grenzen von Gaza mehr als 116.000 Tonnen Nahrungsmittel stationiert – genug um die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens zwei Monate lang zu ernähren. Allerdings werden sie vom israelischen Militär blockiert.

Das Welternährungsprogramm erklärte: „Dies ist die längste Abriegelung, die der Gazastreifen jemals erlebt hat. Das hat die ohnehin fragilen Markt- und Nahrungsmittelsysteme noch weiter beeinträchtigt.“

UN-Sprecher Jens Laerke erklärte letzte Woche: „Im Moment ist die humanitäre Lage wahrscheinlich so schlimm wie nie zuvor seit Beginn des Kriegs in Gaza.“ Weiter erklärte er, die gesamte Bevölkerung von Gaza leide unter akutem Mangel an Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff und sauberem Wasser.

Die Wohltätigkeitsorganisation Oxfam erklärte Anfang April in einer gemeinsamen Stellungnahme mit anderen Hilfsorganisationen: „Eine Hungersnot droht nicht nur, sondern breitet sich wahrscheinlich in fast allen Teilen des Gazastreifens rasch aus.“

Michael Fakhri, der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, erklärte am Sonntag gegenüber Al Jazeera: „Die Vereinigten Staaten sind mitschuldig an dem Völkermord, am Aushungern der Zivilbevölkerung.“

Er fügte hinzu: „Am 3. März hat Netanjahu angekündigt, Israel werde alle Lieferungen von Waren und humanitärer Hilfe in den Gazastreifen unterbinden. Das war vor über 50 Tagen.“

Er erklärte weiter:

Wir sollten nicht vergessen, dass gegen Netanjahu und den ehemaligen Minister Gallant ein internationaler Haftbefehl wegen des Verbrechens des Aushungerns, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wegen Massenmords vorliegt, dennoch verkünden sie weiterhin ihre Absichten und fahren mit dieser Hungerkampagne fort, ohne dass es völkerrechtliche Konsequenzen hätte. Es gibt keine Bedingungen, unter denen irgendjemand Zivilisten humanitäre Hilfe verweigern kann.

Er fügte hinzu:

Wer kontrolliert die Grenzen, wer kontrolliert den Warenfluss und die humanitäre Hilfe? Wer kontrolliert alles, was in den Gazastreifen hinein- oder herauskommt? Israel. Alleine im letzten Monat haben die Fälle von akuter Unterernährung bei Kindern um mehr als 80 Prozent zugenommen. Das bedeutet, dass sie das Leben von Kindern und den Tod von Tausenden als Druckmittel bei diesen Verhandlungen einsetzen.

Jonathan Whittall, der Leiter des Amts der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, erklärte:

Als Menschenrechtler können wir sehen, dass Hilfslieferungen durch Vorenthalten zur Waffe werden. Ich hoffe, es wird eine wirkliche Rechenschaft geben, statt dass wir warten müssen, bis die Geschichte über diejenigen urteilt, die angesichts dessen, was wir heute in Gaza sehen, nichts getan haben.

Die US-Medien und die Demokratische Partei ignorieren weitgehend, dass die Bevölkerung von Gaza vorsätzlich ausgehungert wird. In den Talkshows am Sonntag, u.a. „Meet the Press“ auf NBC und „This Week“ auf ABC, wurde das Thema nicht erwähnt.

Das israelische Militär hat verbindliche Evakuierungsbefehle für 70 Prozent des Gazastreifens angeordnet. Alleine in den letzten sieben Wochen wurden 400.000 Menschen vertrieben.

Laut dem Gesundheitsministerium von Gaza wurden während des Völkermords bisher schätzungsweise 52.243 Menschen getötet. Am Sonntag teilte es mit, man habe während der vorherigen 24 Stunden die Überreste von 50 Todesopfern israelischer Angriffe erhalten.

Laut Zahlen der Pressestelle der Regierung von Gaza haben israelische Truppen 18.000 Kinder, 12.400 Frauen, 1.400 medizinische Mitarbeiter und 212 Journalisten getötet.

Israel hat unterdessen seine Angriffe im gesamten Nahen Osten fortgesetzt und am Sonntag Luftangriffe auf die südlichen Vororte von Beirut geflogen.

Das US Central Command erklärte in einem Social-Media-Post, es habe über 800 Ziele im Jemen angegriffen und dabei „Hunderte von Huthi-Kämpfern und zahlreiche Huthi-Führer“ getötet.

Am Sonntag gab es im iranischen Hafen Shahid Rajaee außerhalb von Bandar Abbas in der südlichen Provinz Hormosgan eine schwere Explosion, bei der 40 Menschen getötet und mehr als 1.000 verletzt wurden. Zwar wurde für die Explosion noch keine Ursache genannt, doch angesichts der massiven US-amerikanisch-israelischen Angriffe in der gesamten Region kann von einer Beteiligung Israels ausgegangen werden.

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