Papst bekennt sich kurz vor seinem Tod wieder zur Unterstützung von Diktaturen

US-Vizepräsident JD Vance und Papst Franziskus im Vatikan während der Osterfeierlichkeiten am 20. April 2025 [Photo by @VP]

Papst Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, starb am Montag im Alter von 88 Jahren an einer Lungenentzündung. Zuvor hatte er fünf Wochen lang im Krankenhaus gelegen.

Seit das Glockengeläut auf dem Petersplatz in Rom seinen Tod verkündete, werden allenthalben Lobeshymnen über den argentinischen Jesuiten und ersten Papst aus Lateinamerika angestimmt.

In den USA, wo kaum ein Fünftel der Bevölkerung der katholischen Kirche angehört, vertiefen sich die Medien in die vertrackten Details des Papsttums. Die Faszination mit diesen merkwürdigen Bräuchen ist nur aus dem politischen Kontext und in Klassenbegriffen zu erklären.

Nachdem Barack Obama und Joe Biden dem Papst zu seinen Lebzeiten ihre Aufwartung gemacht hatten, gab nun US-Präsident Donald Trump bekannt, die erste Auslandsreise seiner zweiten Amtszeit werde ihn nach Rom führen, um an der Trauerfeier für den Papst teilzunehmen.

Bergoglios Heiligsprechung als „Vater der Armen“, „Mann des Volkes“ und „Progressiver Papst“ zielt darauf ab, der katholischen Kirche noch einmal ein „demokratisches“ und „modernes“ Image anzudichten, obwohl sie der Hinwendung der herrschenden Eliten zu faschistischen und diktatorischen Herrschaftsformen ihren Segen gibt.

Am Ostermontag tat der amerikanische Möchtegern-Führer während des Ostereierschiebens im Weißen Haus kund, der Papst sei ein „guter Mann“ gewesen. „Wir bringen die Religion nach Amerika zurück“, ließ er wissen und ordnete an, die US-Flaggen und die der Bundesstaaten im ganzen Land auf Halbmast zu setzen, was einen eindeutigen Verstoß gegen die verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Staat darstellt.

Die faschistische italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bedankte sich für „das Privileg, seine Freundschaft, seinen Rat und seine Lehren genossen zu haben“. Meloni ist die politische Erbin Mussolinis, der ebenfalls eine enge Freundschaft mit dem damaligen Papst pflegte, während seine Schwarzhemden katholische Priester und Jugendliche verprügelten.

Mehrere Staats- und Regierungschefs von Ländern mit hohem katholischem Bevölkerungsanteil haben eine mehrtägige Staatstrauer ausgerufen, darunter der brasilianische Präsident Lula da Silva, der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez und der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr.

Argentiniens faschistischer Präsident Javier Milei, der Bergoglio zuvor als „Schwachkopf“ bezeichnet hatte, erinnerte sich öffentlichkeitswirksam an eine Audienz im Vatikan und rief eine einwöchige Staatstrauer aus.

Natürlich empfinden Menschen auf der ganzen Welt echte Anteilnahme, wenn sie von Bergoglios quälender Krankheit und von seiner Kritik an Krieg, Ungleichheit, Gier und Rassismus hören. Diese Gefühle entstehen nicht wegen, sondern trotz der Nachrufe von verhassten kapitalistischen Politikern und Medien.

Zuletzt hatte Bergoglio Trumps Pläne für Massenabschiebungen als Verstoß gegen die Menschenwürde angeprangert und US-Vizepräsident JD Vance ausdrücklich dafür gerügt, dass er behauptet hatte, diese Politik stehe im Einklang mit katholischen Lehren.

Da der Papst nur wenige Stunden nach Vances Besuch am Ostersonntag starb, wäre die Vermutung verständlich, dass die Anwesenheit des US-Vizepräsidenten mehr war, als er ertragen konnte. Vance erklärte dem sichtlich totkranken Mann: „Ich weiß, Sie haben sich nicht gut gefühlt, aber es ist schön, dass es Ihnen wieder besser geht.“

Bergoglios Anspruch, die Rechte von Migranten seien eine Priorität seiner Amtszeit gewesen, die Enzyklika, in der er den Klimawandel als „moralische Krise“ bezeichnete, seine Aufrufe zur Entkriminalisierung der LGBTQ-Gemeinschaft und andere minimal „progressive“ Gesten zielten niemals darauf ab, den reaktionären Charakter der katholischen Kirche zu ändern. An ihrer offiziellen Haltung zu Fragen wie gleichgeschlechtlicher Ehe, Abtreibung und Gender-Identität hat sich nichts geändert.

Bergoglios Forderungen nach Demut haben die katholische Kirche nicht dazu gebracht, etwas von ihren Vermögenswerten im Wert von hunderten Milliarden Dollar oder ihren Status als größter Grundbesitzer der Welt aufzugeben.

Seine Aussage, Ungleichheit sei eine „soziale Krankheit“, konnte ihn nicht davon abhalten, die Mitglieder der heutigen Tech- und Finanzaristokratie, darunter Elon Musk (Tesla), Jeff Bezos (Amazon), Tim Cook (Apple) und Mark Zuckerberg (Facebook) mit den schmeichelhaftesten Worten zu begrüßen.

Seine Aufrufe zum „Frieden“, mit denen er bekanntlich den südsudanesischen Kriegsherren die Füße küsste, um den Bürgerkrieg zu beenden, hinderten ihn nicht, zugleich die imperialistischen Staatschefs zu segnen, die für einige der schlimmsten Kriegsverbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich waren, darunter Obama, Biden und Trump.

Seine demonstrativen Stellungnahmen zu sozialen Themen und Umweltfragen zielten darauf ab, der katholischen Kirche angesichts ihres historischen Mitgliederschwunds zumindest einen gewissen Rückhalt in der Bevölkerung zu verleihen und ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, da sich die Jugend und die Arbeiter im Allgemeinen von ihrem Obskurantismus im Zeitalter von Globalisierung und Smartphones abgestoßen fühlen. Eine begrenzte Anpassung an die zunehmende Radikalisierung der Massen in der ganzen Welt galt als notwendig, um das Überleben der Kirche zu sichern.

Nun nutzen die herrschenden Eliten überall den Tod des „Volkspapstes“ als Gelegenheit, eine „Rückkehr zur Religion“ mit all ihrer Rückständigkeit und Ignoranz auszurufen. Angesichts der schwersten Krise des Kapitalismus seit dem Zweiten Weltkrieg halten sie dies für notwendig, um die Bereicherung der internationalen Oligarchen und die Unterdrückung des Widerstands der Massen abzusichern, indem sie eine faschistische Reaktion propagieren, die an den Feudalismus erinnert.

Auf dasselbe liefen bereits frühere Reformbestrebungen innerhalb der katholischen Kirche hinaus. Dennoch blieb sie die gleiche Bastion der Reaktion, die seinerzeit die Inquisition durchgeführt hat und für den Völkermord an Ureinwohnern während der Kolonialzeit verantwortlich war.

Persönlichkeiten wie Papst Leo IX. (1049-1054) verurteilten zwar klerikale Korruption und Simonie, doch die Kirchen auf dem Lande blieben in Missstände verstrickt und riefen Häresien wie das Katharertum hervor. Auf dem Konzil von Trient (1545-1563) wurde die Doktrin und Disziplin zentralisiert, aber auch die Anpassung der Kirche an die politische Macht und der Widerstand gegen jede Weiterentwicklung der Doktrinen festgeschrieben. Die Reformen von Johannis XXIII. (1962-1965) führten zur Modernisierung der Liturgie und einem Zugehen auf die Welt, doch die Kämpfe um die Umsetzung dieser Maßnahmen nach dem Konzil verschärften die Spannungen und konnten den systemischen Klerikalismus und die Missbrauchsskandale nicht aus der Welt schaffen.

Franziskus’ eigene Vergangenheit ist beispielhaft für das natürliche Bündnis zwischen der katholischen Kirche und dem Faschismus. Als führende Persönlichkeit der argentinischen Kirche während des „schmutzigen Krieges“ von 1976 bis 1983 wurde Bergoglio von Priestern und in ihrem Apparat tätigen Laien vorgeworfen, er habe mit der Militärdiktatur zusammengearbeitet, um die Kirche von linken Elementen zu „säubern“.

Dabei handelte es sich nicht nur um ein persönliches Versagen. Die argentinische Kirchenhierarchie hat im Großen und Ganzen die Folterknechte und Mörder der Militärjunta gedeckt, moralisch abgesichert und ihnen versichert, sie würden „Gottes Werk“ tun. Etwa 30.000 mutmaßliche „Linke“, Arbeiter, Studenten und Intellektuelle, wurden entführt, gefoltert und ermordet.

Bergoglio wurde beschuldigt, für die Entführung der Jesuitenpriester Orlando Yorio und Francisco Jalics mitverantwortlich gewesen zu sein, da er sie nicht beschützt hatte. Ihm wurde außerdem vorgeworfen, ihnen Unterstützung bei ihrer Sozialarbeit in den Slums von Buenos Aires vorenthalten zu haben, was zu ihrer Verhaftung beigetragen hätte.

Die Militärjunta entführte auch systematisch Kinder, die in Folterzentren geboren wurden, und brachte sie in regimetreuen Familien unter. Die Überlebende Estela de la Cuadra sagte aus, dass Bergoglio ihrem Vater 1978 eine handschriftliche Notiz zukommen ließ, nachdem er sich nach ihrer Schwester erkundigt hatte, die im Jahr zuvor hochschwanger verschwunden war. So erfuhr die Familie, dass das Baby vom Regime entführt worden war. Diese Darstellung steht im Widerspruch zu Bergoglios Aussage vor Gericht im Jahr 2010, er habe nichts von den Kindesentführungen während der Diktatur gewusst. Bergoglio hatte sich im Jahr 2010 zu diesen Vorwürfen geäußert, seine ausweichenden Antworten und seine anfängliche Weigerung, vor Gericht zu erscheinen, wurden von Überlebenden jedoch kritisiert.

Als Papst kehrte Franziskus nie in sein Heimatland Argentinien zurück.

Unabhängig von seinem Geisteszustand am Sonntag hatte Bergoglio kein Problem damit, der Trump-Regierung seinen Segen zu geben, obwohl deren „Verschwindenlassen“ – u.a. von ausländischen Studenten, die gegen den Völkermord im Gazastreifen protestiert haben – an die Methoden der lateinamerikanischen Militärjuntas erinnert.

Diese letzte große Amtshandlung während seines Treffens mit Vance war so folgerichtig, dass er dafür in Erinnerung bleiben wird.

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