Die sri-lankische Socialist Equality Party (SEP) gibt mit tiefer Trauer den Tod von Nanda Wickremesinghe bekannt, der bei seinen Genossen im Internationalen Komitee der Vierten Internationale (IKVI) im Rest der Welt auch als Genosse Wicks bekannt war.
Wicks war einer der Genossen, die im Jahr 1968 zusammen mit den mittlerweile verstorbenen Genossen Keerthi Balasuriya und Wije Dias sowie dem derzeitigen führenden Mitglied K. Ratnayake die Vorgängerorganisation der SEP, die Revolutionary Communist League (RCL), als sri-lankische Sektion des IKVI gegründet hatten.
Genosse Wicks starb in den frühen Morgenstunden des 20. April im Schlaf. Er hinterlässt seine Frau Manike, die Töchter Vera und Swaba, seinen Sohn Leon und seine Enkel.
Nanda Wickremesinghes politische Laufbahn als Trotzkist umfasst beinahe sieben Jahrzehnte. Obwohl er sich zuletzt aus gesundheitlichen Gründen aus der aktiven Parteiarbeit zurückziehen musste, hat er bis zum Schluss nie seinen revolutionären Kampfgeist verloren.
Als Wicks wenige Tage vor seinem Tod Besuch von Genossen erhielt, reagierte er begeistert auf die Nachrichten über die wachsende Militanz der amerikanischen Arbeiterklasse gegen den faschistischen Präsidenten Donald Trump und erklärte: „Das wird von entscheidender Bedeutung für den Aufbau [der amerikanischen SEP] zur Massenpartei und die Weltrevolution sein.“
Genosse Wicks wurde am 15. Oktober 1939, nur sechs Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, in einem Dorf nahmens Thapassarakanda nahe der Stadt Deniyaya im Süden Sri Lankas (damals Ceylon) als zweites von fünf Kindern geboren. Sein Vater war Leiter der Dorfschule, seine Mutter Hausfrau.
Wicks erinnerte sich später, wie er mit sechs Jahren bei Besuchen von Nachbarn zuhörte, wenn über den Krieg diskutiert wurde. Dieser hatte schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung Sri Lankas, das damals Teil des britischen Kolonialreichs war und dessen Kriegswirtschaft unterstützte.
Mit zehn Jahren las er die Lenin-Biografie eines sowjetischen Schriftstellers und reagierte begeistert auf die Nachrichten über die chinesische Revolution von 1949. Er hatte Zugang zu solchen Büchern, da sein Vater Mitglied der stalinistischen Kommunistischen Partei Ceylons geworden war.
Nachdem er in der fünften Klasse den Leistungstest bestanden hatte, setzte er seine Schulbildung am Dikwella Central College fort, wo er den englischsprachigen Unterricht besuchte.
Im August 1958 schrieb sich Wicks an der University of Ceylon in Peradeniya ein, der wichtigsten Universität des Landes. Dort fanden lebhafte Debatten über marxistische Politik statt, besonders über den Trotzkismus.
Wicks erklärte, die Trotzkisten, die am Campus eine dominierende Rolle spielten, hätten seine pro-stalinistischen Ansichten sofort in Frage gestellt. Die Studentenvereinigung wurde von Unterstützern der Lanka Sama Samaja Party (LSSP) dominiert, die – im Gegensatz zur stalinistischen Kommunistischen Partei – den Krieg und den britischen Imperialismus immer abgelehnt hatte. Nachdem er die konterrevolutionäre Rolle des Stalinismus erkannt hatte, schloss er sich der LSSP-Gruppe der Universität an.
Nachdem er sein Studium 1962 beendet hatte, trat Wicks der LSSP in der südlichen Stadt Matara bei. In den nächsten zwei Jahren arbeitete er als Lehrer an der St. Mary’s School in Hambantota; eine Gruppe seiner Schüler arbeitete für die Partei.
Die LSSP war eine Massenpartei der Arbeiterklasse. Allerdings stellte sie sich an die Seite der revisionistischen Fraktion, die Anfang der 1950er Jahre unter der Führung von Michel Pablo und Ernest Mandel in der Vierten Internationale entstand. Die Pablisten passten sich an die Stabilisierung des Weltkapitalismus nach dem Zweiten Weltkrieg an, gaben den Kampf für die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse auf und wollten die Arbeiter den bestehenden opportunistischen stalinistischen, sozialdemokratischen und bürgerlich-nationalistischen Führungen unterordnen, da diese angeblich gezwungen werden könnten, eine progressive Rolle zu spielen. Damit wiesen sie die Grundsätze des Marxismus zurück, einschließlich Trotzkis Theorie der permanenten Revolution.
Das IKVI wurde 1953 gegründet, um den echten Trotzkismus gegen diese liquidatorische Tendenz zu verteidigen. Der Widerstand der LSSP gegen das IKVI war der Beginn eines opportunistischen Zurückweichens, das sich über ein Jahrzehnt hinzog und geprägt war von der Anpassung der LSSP an den singhalesischen Kommunalismus, Parlamentarismus und den Gewerkschaftssyndikalismus – alles unterstützt von der Zentrale der Pablisten in Paris.
Im Jahr 1964, als die Massenbewegung der „21 Forderungen“ der Arbeiterklasse die Regierung der Sri Lanka Freedom Party (SLFP) und die gesamte herrschende Klasse erschütterte, lud Premierministerin Sirima Bandaranaike die Führung der LSSP zur Bildung einer Koalition ein. Auf dem LSSP-Parteitag im Juni 1964 stimmte die Mehrheit für den Eintritt in die Regierung, was einen historischen Verrat am Trotzkismus darstellte. Erstmals war eine Partei, die sich als trotzkistisch bezeichnete, in eine bürgerliche Regierung eingetreten. Wichtige LSSP-Führer übernahmen Ministerposten und verteidigten damit die kapitalistische Herrschaft.
1963 schloss sich die Socialist Workers Party (SWP) in den USA, die 1953 den Kampf gegen den Pablismus angeführt hatte, wieder den Revisionisten an. Das IKVI führte einen entscheidenden theoretischen und politischen Kampf gegen diese Wiedervereinigung. Eine Minderheitsfraktion der SWP, die die Wiedervereinigung ablehnte, forderte eine Diskussion über den Verrat der LSSP. Dafür wurde sie 1964 ausgeschlossen und gründete 1966 die Workers League, die dem IKVI nahestand.
Auf dem LSSP-Parteitag 1964 war Wicks Mitgliedskandidat und unterstützte die Minderheitsfraktion von 159 Mitgliedern, die eine Resolution gegen den Eintritt in die Bandaranaike-Regierung vorlegte. Nach der Ablehnung der Resolution verließen sie den Parteitag und gründeten die LSSP (Revolutionary) oder LSSP (R).
Beim Eingang zum LSSP-Parteitag traf Wicks auf Gerry Healy, den Vorsitzenden der Socialist Labour League (SLL), der britischen Sektion des IKVI. Wicks sprach mit großer Begeisterung von seinem Treffen mit Healy, vor allem von dessen mutiger Konfrontation mit den Gangstern, die ihm die verräterische LSSP-Führung geschickt hatte, um ihn an der Teilnahme am Parteitag zu hindern.
Die Führer der LSSP (R) brachen zwar mit der LSSP, blieben jedoch mit der pablistischen Internationale verbündet. Sie lehnten jede Diskussion über die direkte Verantwortung der pablistischen Führung in Paris für den Verrat der LSSP ab.
Das IKVI intervenierte unter Führung der SLL in die politische Krise in Sri Lanka, die durch den Verrat der LSSP ausgelöst worden war. Keerthi, Wije und Wicks gehörten zu den führenden jungen Mitgliedern, die an Diskussionen mit der SLL-Führung teilnahmen und erkannten, dass der Verrat seine Wurzeln im Pablismus hat.
Im Juni 1968 gründeten sie, unter der Anleitung des IKVI, die RCL Sri Lanka. Keerthi, der unter diesen jungen Mitgliedern theoretisch und politisch herausragte, wurde mit 19 Jahren zum Generalsekretär der Partei gewählt. Die Gründung der RCL war ein Wendepunkt und erneuerte den Kampf für den Trotzkismus in Sri Lanka und auf dem indischen Subkontinent.
Der Verrat der LSSP am sozialistischen Internationalismus schuf unter Arbeitern und Jugendlichen große Verwirrung. Er begünstigte die Entstehung kleinbürgerlich-radikaler Organisationen wie der Janatha Vimukthi Peramuna (JVP), die sich im ländlichen Süden des Landes auf Guerillatum und singhalesischen Chauvinismus stützte. Im Norden entstanden separatistische Bewegungen wie die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE). Die RCL ergriff die Initiative, um diese Organisationen, die den Marxismus und die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse ablehnten, theoretisch zu entlarven.
Wicks spricht Ende der 1970er Jahre bei einem Treffen der RCL in Thulhiriya nordöstlich von Colombo, an dem Arbeiter des Textile Cooperative teilnahmen
Die JVP organisierte im April 1971 einen abenteuerlichen Aufstand auf der Grundlage ihrer kleinbürgerlichen Politik, der von der zweiten Koalitionsregierung zwischen SLFP, LSSP und der stalinistischen KP brutal niedergeschlagen wurde. Etwa 15.000 Jugendliche aus ländlichen Gebieten kamen dabei ums Leben. Trotz ihrer grundlegenden politischen Differenzen mit der JVP führte die RCL eine gemeinsame Kampagne gegen die staatliche Unterdrückung.
Angesichts der zunehmenden Krise des Weltkapitalismus geriet die Arbeiterklasse zunehmend in Konflikt mit der Koalitionsregierung. Die RCL intervenierte in diese Kämpfe der Arbeiter, baute eine bedeutende Unterstützerbasis auf und rief die LSSP und die KP zum Bruch mit der Regierung und zum Kampf für eine Arbeiter- und Bauernregierung und sozialistische Politik auf.
Als die zweite Koalitionsregierung schließlich zusammenbrach, ebnete sie den Weg für J.R. Jayawardenes rechte United National Party (UNP), die 1977 an die Macht kam. Die UNP-Regierung startete mit ihrer „offenen Marktwirtschaftspolitik“ einen weitreichenden Angriff auf die arbeitende Bevölkerung. Jayawardene unterdrückte 1980 einen gewaltigen Generalstreik der Staatsbediensteten, indem er 100.000 Arbeiter entließ.
Angesichts zunehmender sozialer Spannungen und Opposition ging die UNP dazu über, antitamilischen Chauvinismus anzuheizen, um die Arbeiterklasse zu spalten. Das gipfelte im Jahr 1983 in einem landesweiten Pogrom, mit dem der Bürgerkrieg offen ausbrach. In den nächsten 26 Jahren führten mehrere Regierungen in Colombo den reaktionären kommunalistischen Krieg, der die Insel verwüstete und mit Unterstützung der Gewerkschaften der Arbeiterklasse schwere Lasten aufbürdete.
Die RCL/SEP war die einzige Partei, die sich konsequent gegen den Krieg stellte, die demokratischen Rechte der Tamilen verteidigte, den Rückzug des Militärs aus dem Norden und Osten forderte und für den Aufbau einer Sozialistischen Republik Sri Lanka-Eelam als Teil einer Union Sozialistischer Republiken Südasiens eintrat.
Als die britische Workers Revolutionary Party (WRP), die Nachfolgeorganisation der SLL, in den 1970er Jahren nach rechts rückte und Trotzkis Theorie der permanenten Revolution aufgab, wurde die RCL Opfer politischer Angriffe und geriet in Isolation. Wicks gehörte zu der Fraktion der RCL-Führung, die in der Spaltung von 1985/86 den Kampf des IKVI unter Führung der Workers League gegen die Renegaten der WRP unterstützte, der zu einer Renaissance des Marxismus in der Vierten Internationale führte.
Keerthi Balasuriya, der eine wichtige theoretische und politische Rolle in der Führung der RCL und der Internationale gespielt hatte, starb im Dezember 1987 im Alter von nur 39 Jahren. Angesichts dieses schrecklichen Verlustes trat Wije Dias seine Nachfolge als Generalsekretär an und übernahm bis zu seinem Tod im Juli 2022 die immense Verantwortung, die Kämpfe der Partei zu führen.
Auch Wicks übernahm wichtige Aufgaben. Im Jahr 1988 reiste er in die USA, um sich an Diskussionen über die Vorbereitung des ersten Perspektivdokuments des IKVI seit der Spaltung mit der WRP mit dem Titel „Die Krise des Weltkapitalismus und die Aufgaben der Vierten Internationale“ zu beteiligen. Dieses Dokument war von grundlegender Bedeutung für die weitere Arbeit des IKVI, weil darin die Globalisierung der Produktion und ihre politischen Folgen analysiert wurden.
Bei seiner Rückkehr nach Sri Lanka sahen sich Wicks und die RCL-Führung 1988–1990 mit einer faschistischen Kampagne der JVP konfrontiert. Diese richtete sich gegen das indisch-sri-lankische Abkommen von 1987, das indische Friedenstruppen auf die Insel brachte, um die LTTE zu entwaffnen. Die JVP verurteilte das Abkommen als Landesverrat, und ihre Kämpfer ermordeten Tausende von politischen Gegnern, Arbeitern und Jugendlichen, die sich weigerten, sich ihrer singhalesisch-chauvinistischen Kampagne anzuschließen. Unter den Opfern waren auch drei Mitglieder der RCL.
Die RCL begann, mit Unterstützung durch das IKVI, eine Kampagne für eine Einheitsfront der Arbeiterparteien, um konkrete Schritte zur Verteidigung der Arbeiterklasse und ihrer Organisationen zu unternehmen, darunter die Gründung von Arbeiter-Verteidigungseinheiten und die Vorbereitung eines Generalstreiks.
Im Rahmen dieser internationalen Kampagne reisten Wicks und der verstorbene H.M.B. Herath, ein Mitglied der RCL und führender Gewerkschafter, 1989 nach Australien und Neuseeland, um vor Arbeitern über die Notwendigkeit einer Einheitsfront zu sprechen. Tausende von Arbeitern und viele Gewerkschafter unterzeichneten Erklärungen, die den Aufruf der RCL unterstützten.
Die Umwandlung der RCL zur Socialist Equality Party im Jahr 1996 basierte auf der Analyse, dass die Sektionen des IKVI angesichts des Niedergangs der alten opportunistischen Führungen die Verantwortung für die Führung der Arbeiterklasse selbst übernehmen mussten. Wicks und andere langjährige RCL-Führer brachten ihre enorme politische Erfahrung in die Diskussionen zur Ausarbeitung des Gründungsdokuments der Partei ein: „Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party (Sri Lanka)“. Darin wurden die notwendigen Lehren aus dem langen Kampf für den Trotzkismus in Sri Lanka gezogen.
Nach der Gründung der World Socialist Web Site (WSWS) im Jahr 1998 verstand und begrüßte Wicks begeistert die historische Bedeutung dieser Entwicklung für die Arbeiterklasse. Er schrieb Hunderte Artikel für die WSWS, die ein breites Spektrum historischer und politischer Themen in Sri Lanka und Indien abdeckten.
Wicks war ein hoch kultivierter Mann. Außer Singhalesisch und Englisch hatte er auch die alte Sprache Pali studiert, die mit dem Aufstieg des Buddhismus in Indien assoziiert wird. Er hatte ein umfassendes Interesse an sri-lankischer und Weltliteratur. Er war mit den Werken von William Shakespeare und anderen wichtigen englischen Schriftstellern vertraut. Er hatte ein ausgeprägtes Verständnis für Geschichte, vor allem die jahrtausendealte Geschichte Südasiens.
Wir schließen diese Würdigung ab, indem wir aus den Glückwünschen des Genossen David North, dem Vorsitzenden der internationalen Redaktion der WSWS, zu Wicks 85. Geburtstag im letzten Oktober zitieren.
Lieber Wicks, Du hast ein hohes Alter erreicht, das den gesamten Verlauf der Geschichte seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 umspannt. Du kannst jetzt auf diese beträchtliche politische Zeitspanne zurückblicken und Dir ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass die Prinzipien, denen Du Dein Leben gewidmet hast, bestätigt wurden. Du kannst über Dein Leben sagen, was Trotzki so einprägsam über sein eigenes geschrieben hat: „Wenn ich noch einmal von vorne beginnen müsste, würde ich natürlich versuchen, den einen oder anderen Fehler zu vermeiden, aber im Großen und Ganzen würde der Verlauf meines Lebens unverändert bleiben.“
Persönlich bin ich sehr dankbar für das Privileg, seit vier Jahrzehnten Dein enger Genosse und Freund sein zu dürfen. Ich habe Deine politische Leidenschaft, die Vielfalt Deiner intellektuellen und kulturellen Interessen und Deinen unerschütterlichen Mut und Dein Engagement für revolutionäre Prinzipien bewundert. Doch Dein Lebensweg ist noch nicht beendet, und ich hoffe, dass Dein Wissen und Deine immense Erfahrung dem IKVI in den unmittelbar bevorstehenden Kämpfen weiterhin zur Verfügung stehen werden.
Wir ehren Dich, Genosse Wicks. Künftige Generationen werden sicherlich die historische Aufgabe erfüllen, der Du dein ganzes Leben gewidmet hast. Lang lebe das revolutionäre Andenken an Genossen Wicks!