Am Freitag führte das US-Militär auf Befehl der Trump-Regierung einen schweren Luftangriff auf den Ölhafen Ras Isa im Westen des Jemen durch. Dabei wurden mindestens 80 Menschen getötet und mehr als 150 weitere verwundet. Bei den Verwundeten handelte es sich unter anderem um Hafenarbeiter und Zivilisten sowie Rettungskräfte, die nach den ersten Explosionen zur Hilfe kamen und dabei Opfer eines zweiten Angriffs wurden.
Die Angriffe waren die bisher tödlichsten, die auf Anordnung von Präsident Donald Trump durchgeführt wurden, seit seine Regierung im letzten Monat mit einer Verschärfung der Bombardierung begonnen hatte, als Vergeltung für die Angriffe der Huthi auf US-Schiffe im Roten Meer sowie auf Israel, die mit dem Völkermord in Gaza in Verbindung stehen.
Der Angriff auf den Hafen begann am Donnerstagabend. Am Nachthimmel waren riesige Feuerbälle zu sehen. Der Nachrichtensender der Huthi, Al-Masirah, sendete Bilder von den Folgen des Angriffs und zeigte Leichen, die auf dem Gelände verstreut waren. Al-Masirah TV berichtete außerdem, dass insgesamt 14 Luftangriffe auf Ras Isa geflogen wurden.
In einem Bericht der New York Times hieß es:
Manal Ahmad (35) aus Hudaida erklärte, die hohe Zahl der Todesopfer durch den Bombenangriff habe Hudaida in Trauer gestürzt. Sie kenne Familien, die Angehörige verloren haben, persönlich; die sozialen Medien seien voll von Posts, in denen um die Todesopfer getrauert werde.
„Wir haben die Bilder von den Opfern und dem Ausmaß der Zerstörung gesehen“, erklärte Frau Ahmad in einem Telefoninterview. „Von welchen legitimen Zielen reden sie? Was auch immer das Ziel war, wenn es überhaupt eines gab… ich denke nicht, dass es die Zahl der Toten und Verwundeten rechtfertigt.“
Ras Isa ist ein Treibstoffhafen mit Öllager im jemenitischen Gouvernement Hudeida am Roten Meer. Es liegt rund 50 Kilometer nördlich der Hafenstadt Hudeida mit 735.000 Einwohnern. Ras Isa befindet sich außerdem nahe der Insel Kamaran, die vor kurzem Ziel von US-Luftangriffen war. Der Hafen verfügt über eine Lagerkapazität von drei Millionen Barrel.
Die Angriffe auf die Häfen von Hudeida sind auch ein bewusster Schlag gegen die verarmte Bevölkerung im Norden des Jemen, die von der Hafenregion als Hauptversorgungsweg für Treibstoff, Nahrungsmittel und Hilfsgüter für mehr als 20 Millionen Menschen abhängig ist.
In der für das Central Command der US-Streitkräfte typischen Weise hieß es einer seiner Stellungnahmen, die USA hätten
Maßnahmen ergriffen, um den vom Iran unterstützten Huthi-Terroristen diese Bezugsquelle für Treibstoff und illegale Einnahmen zu entziehen. Mit diesen finanzierten sie ihre seit mehr als zehn Jahren anhaltenden Bestrebungen, die gesamte Region zu terrorisieren.
Dann erklärte das US-Verteidigungsministerium mit blanker Heuchelei, die für den US-Imperialismus so charakteristisch ist:
Dieser Angriff sollte der Bevölkerung des Jemen nicht schaden, die zu Recht das Joch der Huthi abwerfen und in Frieden leben will.
Auf eine Frage der Associated Press nach zivilen Todesopfern bei dem Angriff weigerten sich die Vertreter des Pentagon, diese anzuerkennen, und kommentierten nicht weiter.
Die Angriffe am Donnerstag und Freitag waren eine deutliche Eskalation der imperialistischen Einschüchterungskampagne der Trump-Regierung gegen die Huthi-Bewegung, die einen Großteil der nordwestlichen Gebiete des Jemen beherrscht. Der Hafen Ras Isa ist ein wichtiger Umschlagplatz für Treibstoff und Öl im Norden des Jemen und ein strategisches Ziel des US-Imperialismus.
Aus dem Verteidigungsministerium hieß es, die Operation habe der Zerstörung der Infrastruktur für Ölexporte und Treibstoffimporte gedient und solle dadurch die finanziellen Mittel der Huthi schädigen. Die Angriffe waren Teil der „Operation Rough Rider“, die im März 2025 begann.
Ziel dieser Militäraktion ist es, den USA die Kontrolle über strategisch wichtige Schifffahrtswege im Roten Meer zu verschaffen und Vergeltung für die Raketen- und Drohnenangriffe der Huthi zu üben. Das gilt besonders für diejenigen, die aus Solidarität mit den Palästinensern durchgeführt wurden, die Opfer eines völkermörderischen Vernichtungskriegs der israelischen Regierung in Gaza und dem Westjordanland sind.
Zudem enthüllte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, während einer Pressekonferenz die geostrategischen Erwägungen, die hinter dem Angriff stehen. Sie erklärte, der kommerzielle Anbieter von Satellitenbildern Chang Guang Satellite Technology Co. Ltd. habe sich der „direkten Unterstützung der vom Iran unterstützten terroristischen Angriffe der Huthi auf US-Interessen“ schuldig gemacht.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Die Vertreterin der Trump-Regierung ging auf keinerlei Details ein, sondern verwies stattdessen auf einen Artikel der Financial Times. Darin werden anonyme Regierungsvertreter zitiert, laut denen das Unternehmen der chinesischen Volksbefreiungsarmee nahestehe und den Rebellen Bilder geliefert habe, die ihnen Angriffe auf US-Kriegsschiffe und Handelsschiffe im Roten Meer ermöglicht habe.
Die Huthi verurteilten die Angriffe als Kriegsverbrechen und warfen den USA vor, zivile Infrastruktur anzugreifen und vorsätzlich eine hohe Zahl an Todesopfern zu verursachen. Als Reaktion darauf kündigten die Huthi Vergeltungsschläge gegen den Flugzeugträger USS Carl Vinson im Golf von Oman an. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts waren die Versuche von US-Nachrichtenagenturen, mögliche Vergeltungsschläge der Huthi beim Central Command bestätigen zu lassen, jedoch nicht erfolgreich.
Kurz nach dem US-Angriff feuerten die Huthi außerdem eine Rakete auf Israel ab. Im israelischen Kernland ertönten daraufhin die Luftschutzsirenen, und viele Menschen wurden in die Luftschutzkeller geschickt. Bisher gibt es jedoch keine Berichte über Opfer.
Der verbrecherische Charakter des Angriffs auf Ras Isa wurde durch die Tatsache unterstrichen, dass die US-Luftwaffe zwei Angriffe flog, die zeitlich bewusst so abgestimmt waren, dass sie eine größtmögliche Zahl an Opfern verursachen. Diese Taktik des „Doppelschlags“ oder „Doppelangriffs“, die während ihrer Drohnen-Mordkampagne im Jemen und in Pakistan zum Markenzeichen der Obama-Regierung wurde, bedeutet den Angriff auf ein und denselben Ort, in der Regel innerhalb eines kurzen Zeitraums, mit zwei Geschossen. Dabei besteht das Ziel darin, die Zahl der Opfer zu maximieren, indem auch diejenigen beschossen werden, die nach dem ersten Angriff zu Hilfe eilen.
Der Iran und die Hamas verurteilten die US-Angriffe als Verstoß gegen das Völkerrecht und als Angriffskriegshandlung. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmaeil Baqqaei, erklärt habe, Teheran verurteile „den barbarischen US-Luftangriff scharf“. Er sei ein „Beispiel für aggressive Verbrechen und offenen Verstoß gegen die Grundprinzipien der UN-Charta“.
Der jüngste tödliche Luftangriff auf den Jemen erfolgte dreieinhalb Wochen, nachdem das Magazin The Atlantic durch ein Leak bei einem Gespräch hochrangiger Vertreter der Trump-Regierung militärische Informationen erhalten hatte. Diese betrafen einen früheren Luftangriff, bei dem mindestens 53 Menschen getötet wurden, darunter fünf Kinder.
Der Redakteur des Atlantic, Jeffrey Goldberg, schrieb am 24. März, er sei unbeabsichtigt in einen Gruppenchat auf Signal aufgenommen worden, in dem hohe Vertreter der Trump-Regierung, darunter Verteidigungsminister Pete Hegseth, Details über die bevorstehenden Luftangriffe diskutierten.
Die Demokraten nutzten die Folgen dieser Sicherheitsverletzung, um die Trump-Regierung für ihren nachlässigen Umgang mit Daten zu kritisieren, den sie als Gefahr für die Sicherheit des amerikanischen Militärs bezeichneten und der eine umfassende Untersuchung durch den Kongress erforderlich mache. Keiner der Demokraten hatte irgendetwas über den verbrecherischen Charakter der Militäroperation oder die rücksichtslose Art zu sagen, in der hochrangige Vertreter der Trump-Regierung – wie Vizepräsident J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Außenminister Marco Rubio – über Operationen diskutierten, bei denen unschuldige jemenitische Zivilisten ermordet worden sollten.