Grußbotschaft an das Online-Treffen der Aktionskomitees der Postler, der BVG und des öffentlichen Dienstes

Britisches Aktionskomitee Post in Solidarität gegen den Ausverkauf durch Verdi

„Wir bei Royal Mail sind vertraut mit solchen korrupten und unternehmensfreundlichen Taktiken“

Wir veröffentlichen hier die Grußbotschaft aus Großbritannien, von David Andrews, dem Sprecher des Postal Workers Rank-and-File Committee (UK). Sie wurde auf dem gemeinsamen Online-Treffen der Aktionskomitees bei der Post, dem Öffentlichen Dienst und der BVG am vergangenen Donnerstag verlesen. Das britische Aktionskomitee Post ist vor zwei Jahren, im April 2023, im Kampf gegen den Ausverkauf einer Streikbewegung bei der britischen Royal Mail durch die Gewerkschaft Communication Workers Union (CWU) entstanden.

Beschäftigte der Royal Mail an einer Kundgebung auf dem Londoner Parliament Square, Dezember 2022 [Photo: WSWS]

Kolleginnen und Kollegen,

ich sende Grüße und Solidarität über den Ärmelkanal von den Postbeschäftigten hier in Großbritannien an unsere Brüder und Schwestern im Kampf bei der Deutschen Post, der Berliner Verkehrsgesellschaft BGV und im öffentlichen Dienst.

Die Entscheidung eurer Gewerkschaft Verdi, einen Lohnabschluss unterhalb der Inflationsrate durchzusetzen, den die Mitglieder bei der Deutschen Post abgelehnt haben, ist ein Skandal. Sie ermöglicht es gleichzeitig dem Unternehmen, 8.000 Stellen zu streichen.

Dies ist jedoch keine einmalige Erfahrung. Wir hier bei Royal Mail sind nur allzu vertraut mit solchen korrupten und unternehmensfreundlichen Taktiken, die von der Communication Workers Union gegen uns eingesetzt wurden.

Die Gewerkschaftsbürokratie tritt nur auf den Plan, um einen echten Kampf zu sabotieren. Sie haben sich mit den Führungskräften der Unternehmen und der Regierung verschworen, um unsere Forderungen durch eine Schlichtung auszuverkaufen. Auf diese Weise erzwingen sie noch mehr Wettbewerb und eine größere Rentabilität.

Gegen diesen Verrat in „unserem Namen“ können wir uns nur wehren, wenn wir unsere eigene Stimme erheben und uns unabhängig organisieren. Dazu müssen wir Aktionskomitees bilden.

Dies ist kein gewöhnlicher Kampf. Wir müssen unsere Kämpfe vereinheitlichen, unabhängig davon, für welches nationale Unternehmen wir arbeiten, denn wir alle stehen an vorderster Front gegen einen globalen Angriff, bei dem die Konzernoligarchie in jedem Land nach dem gleichen Muster vorgeht.

Wir haben unser eigenes Komitee gegründet, nachdem die CWU [die Gewerkschaft Communication Workers Union] unseren bundesweiten Streik im Jahr 2022 verraten hatte. Die CWU setzte ein unternehmensfreundliches Abkommen durch, das dem größten Angriff auf unsere Arbeitsplätze, Bedingungen und Konditionen in der Geschichte von Royal Mail Tür und Tor öffnete. Allein bei den Gehältern bedeutete dies in den letzten drei Jahren einen Reallohnverlust von 14 Prozent.

Die CWU besaß die Frechheit, uns zu sagen, dass sie das Schlimmste der Angriffe „abgemildert“ habe, und dass diese Vereinbarung unsere Zukunft sichern würde!

Zwei Jahre später hat die Gewerkschaft die Übernahme von Royal durch den Milliardär Daniel Kretinsky und seine EP-Gruppe begrüßt, um so erneut einen Platz am Vorstandstisch zu bekommen.

Sie arbeiten Hand in Hand mit der Labour-Regierung, Royal Mail und der Kommunikationsaufsichtsbehörde Ofcom, um Kretinsky den Weg zu bereiten. Sie beaufsichtigen ein gemeinsames Unternehmen zur Entkernung des Postdienstes, um Paketen Vorrang vor Briefen zu geben, und bnereiten die Einführung flexibler Arbeitspraktiken vor, um unser Arbeitspensum und unsere Arbeitszeiten zu erhöhen. Wir sollen mit Amazon konkurrieren.

Die CWU gibt offen zu, dass die Universaldienstverpflichtung (USO, Universal Service Obligation), eine „unfaire finanzielle Belastung“ darstellt. Sie stimmt mit Oligarchen wie Kretinsky darin überein, dass alles, was nicht zur Erzielung von Gewinnen genutzt und ausgepresst werden kann, beseitigt werden muss.

Die CWU-Bürokratie stimmte sogar der Erprobung eines 300-Millionen-Pfund-Kosteneinsparungsprogramms in 37 Zustellungsbüros zu, das auf einer Vereinbarung mit dem Management beruht, ohne dass wir dem zugestimmt hätten.

Wir haben die Basis mobilisiert, um die Auswirkungen der Versuche aufzudecken und ihre Durchsetzung zu stoppen, indem wir die Arbeitsplätze und den Postdienst verteidigten. Die CWU geriet in Panik, als eine kleine Gruppe von Beschäftigten in einem einzigen Zustellstützpunkt einen Antrag gegen die USO-Reform in Umlauf brachte.

Der stellvertretende CWU–Generalsekretär schlug wild um sich und griff das Aktionskomitee und die World Socialist Web Site an, denn sie fürchten das Entstehen einer organisierten Opposition von unten.

Deshalb stimmen wir zu 100 Prozent mit eurem Aufruf an die Basis überein, sich dem Ausverkaufsvertrag von Verdi bei der Deutschen Post zu widersetzen, und mit eurem Kampf, die Beschäftigten der BVG und des öffentlichen Dienstes in ganz Deutschland gegen ähnlichen Verrat zu vereinen.

Wir müssen unsere Kämpfe über Branchen, Sektoren und nationale Grenzen hinweg ausweiten. Diese unerlässliche Klasseneinheit ist unter den Bedingungen des Handelskriegs, des Militarismus und der Hetze gegen Immigranten umso dringlicher.

Gemeinsam sind wir als internationale Arbeiterklasse mächtiger als sie, und ich freue mich darauf, mit euch zusammenzuarbeiten, um die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees aufzubauen.

Mit freundlichen Grüßen,

David Andrews

Postal Workers Rank-and-File Committee (UK)

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